Goldblogger

Gestern Abend wurden zum 17. (!!) mal die „Goldenen Blogger“ verliehen.
Im Grunde sowas wie die deutschen Oscars des Social Webs, denn wirkliche Nischen-Perlen tut die Preisverleihung nicht mehr auf. Stattdessen werden „Überall-Vorkommende“ wie Bodo Wartke und Judith Rakers für ihre Social Media-Auftritte ausgezeichnet. Aber so ist das nun einmal, wenn das Publikum wählt … Und Stimmen gab es durchaus viele: 5.000 Vorschläge und über 31.000 Stimmen im Finale gab es. Das ist ein sensationelles Ergebnis!

Was ich ein bisschen vermisse ist eine gewisse „Nischigkeit“. Klar, es ist der natürliche Weg irgendwie; vor allem, wenn das Publikum abstimmt. Und dann ist es eben auch ein Beweis der phänomenalen und langanhaltenden Arbeit von Franziska Bluhm und Thomas Knüwer (früher noch zusammen mit Daniel Fiene). Aus einer quasi Schnaps-Idee 17 Jahre lang etwas zu entwickeln, zu dem dann selbst eben allerlei Prominenz vorbei kommt um sich als Trophäe einen kleinen nackten Mann abzuholen, dem gebührt Respekt!
Aber naja, dafür, dass es eben Goldene Blogger heisst, wir 2024 so laut über die Rückeroberung des Internet und dem Ausbrechen aus Wallet Gardens reden … dafür gibt es dann halt sehr viele Instagrammer, TikToker, Bücherautoren mit Onlineshop (Rakers) und exklusive Podcasts, die nie auf offenen Plattformen distribuiert werden, sondern aus rein finanziellem Antrieb das Licht der Welt erblicken. Natürlich gibt es Gewinner:innen die das Ganze aus anderem Antrieb heraus machen – selbst Judith Rakers würde wahrscheinlich mit mir streiten –, aber irgendwie sind es eben auch jene Stimmen, die gerade überall sind.
Und ja, kann sein, dass ich alt und grummelig werde. Und ja, ich bin hin und her gerißen. Und ja, vielleicht ist es auch der falsche Preis, um „Überraschungen“ zu erwarten. Natürlich ist man als Social Media Gangster heute da, wo das Publikum ist. Gleichzeitig sind von 16 Preisträgern nur 3 Blogger bei einem Preis, der dies eben im Namen trägt.

Egal. Werfen wir meine kurzen Melt-Down einfach in den gedanklichen Papierkorb.

Was ich eigentlich sagen wollte: Das hier sind die Gewinner – und unabhängig von meiner Kritik: Herzlichen Glückwunsch an alle! Ich freue mich ja auch durchaus, wenn jemand wie Ben Bernschneider da verdient gewinnt!
Aber bisschen Schade ist dann doch, dass es nur eine wirkliche „bloggige“ Gewinnerin gibt: Patricia Cammarata – das Nuf ist; für (ganz schön frech) ihr Lebenswerk.


Text vom: 30.04.2024, 13:40 Uhr / Letzte Aktualisierung: 30.04.2024, 13:55 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Hey Thomas,

    ich finde schon, dass man das ruhig kritisieren darf. Ich finde es toll, dass es so etwas (noch immer) gibt, aber habe mit den Jahren immer mehr das Interesse daran verloren – aus den von dir genannten Gründen. Damals ™ habe ich selbst noch Blogs nominiert, heute reicht es gerade noch fürs schnelle Überfliegen des Newsletters.

    Maurice / 30.04.2024 / #
  2. Danke dir für dein Feedback. Was ich ja auch in diesem Jahr toll finde, ist, dass auch klassische Blogs es schaffen, sich gegen Bewegtbild—Accounts durchsetzen können. Z.B. das Ankerpunkte-Blog oder Der Klimablog. Und ist es nicht großartig, dass die Königskategorie erneut von einer Frau gewonnen wurde? Social Media ist halt divers – und ich finde schon, dass auch in diesem Jahr nicht nur die größten und bekanntesten gewonnen haben! Und es steht jedem frei, sich an den Vorschlägen zu beteiligen :)

    Viele Grüße Franziska

    Franziska Bluhm / 01.05.2024 / #

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