20 Jahre medienrauschen
Schnapsideen habe ich ja schon immer gehabt. Und Zeit für die manche ebenso.
Am 2. Dezember 2003 schrieb ich in mein Blog: „Manchmal wünsch ich mir echt ein ‚Medienblog‘ als Mischung aus dem früheren Kress, DWDL und W u. V.“
In den Kommentaren wurde ein bisschen diskutiert. In darauffolgenden Mails und Blogbeiträgen ebenso.
Und am 1. Juli 2004 schob ich ein kleines Weblog namens ‚Medienrauschen‘ ins Netz.
Damals schrieb ich: „medienrauschen soll kein Hobby-Branchendienst werden, sondern ein kleines Blog, nicht nur mit News und Meldungen, sondern vor allem mit Charme und Meinung.“
Mit am Start waren vier Mitstreiter – darunter auch der Alt-Blogger Johannes und Daniel. Nach dem Start wuchs das Team (archive.org), unter anderem um den leider viel zu früh verstorbenen Jörg-Olaf Schäfers.
Gemeinsam griffen wir von da an für einige Jahre gemeinsam in die Tasten und machten medienrauschen zu einem Ort, der die Medienszene aktuell und meinungsstark begleitete.
Bis Ende 2009 lebte medienrauschen in der im Dezember formulierten Form, seine Hochzeit erlebte es wohl aber in den drei Sommern zwischen 2004 und 2006, wenn ich ehrlich bin.
Ab 2010 durchlebte „medienrauschen“ die ein oder andere Wandlung. Aber zum Leben eines jeden Projekts gehört auch sein Tod, und der war eigentlich 2009 erreicht.
medienrauschen war eine Studierenden-WG.
Irgendwann kommt halt der Job. Und irgendwann verpackt es der Typ, der den Mietvertrag als 1. Mal unterschrieben hat. Wir waren jung, ich hatte mich 2005 als „Creator“ (nannte damals niemand so) selbstständig gemacht. Und irgendwie waren die Jungs (und die eine Frau) auch mein erstes echtes Team, das ich als 23-Jähriger plötzlich „managen“ musste.
Ich bin mir sicher, dass medienrauschen für einige von uns „Machern“ von damals einen gewissen Impact hatte. Ich habe vieles gelernt, Spaß gehabt, es hat mir Türen im Kopf und in meinem Leben geöffnet. Ohne medienrauschen wäre ich nie selbstständig gewesen, hätte nie für Unternehmen wie die Netzpiloten, die Leipziger Messe, BMW oder MAN gebloggt. Und wäre damit heute nicht in dem Job, den ich liebe. Und ich bin mir sicher, dass zumindest in gewissem Rahmen das durchaus auch für den ein oder anderen im Team galt.
Zwei Dinge bleiben mir zudem nennenswert im Gedächtnis:
Im November 2004 erfand Jörg-Olaf für uns das „Geschnetzelte am Morgen“, aus dem nach zwei Wochen das „Müsli am Morgen“ wurde. Ein kleines Format, in dem wir morgens ein paar Nachrichten zusammen gefasst haben.
Wir haben das Format nicht erfunden, aber für mich war es ein Format, das ich bis heute liebe – in Form von 6 vor 9 zum Beispiel.
Und dann, hier schließt sich der Kreis dieses ganzen Beitrags jetzt, am Nikolaus 2004 gewannen (archive.org) wir bei den 1. „Best of Blogs“ der Deutschen Welle tatsächlich den Preis für das „Beste journalistische Weblog Deutsch“.
Auch, wenn es damals nicht mal eine Award-Show oder eine Vorab-Mail gab, aber das war damals durchaus was. Ein Hobby-Projekt, ein paar junge Typ:innen und so ein Ding. Darüber steht medienrauschen dann sogar in der Wikipedia. Sowasaberauch.
20 Jahre sind das.
Viele derer, die damals zum Team gehörten, habe ich aus den Augen verloren. Bei Studenten-WGs ist das wohl so. Mit anderen schreibe ich heute noch regelmäßig – Johannes, Daniel Fiene und Daniel Große, … und andere sind leider viel Zeit zu früh verschwunden; Jörg-Olaf wäre heute wahrscheinlich einer der führenden Aktivisten an vorderster Front für ein faires Internet.
Was ich eigentlich sagen wollte: Danke.
An all jene, die diese Erinnerung mit geformt haben. Ich denke zurück an Nikolaus 2004, erhebe mein Glas und stoße mit euch an. Schade, dass es damals keine Award-Show gab – es wäre wohl eine erinnerungswürdige Nacht geworden.
Cheers.
Text vom 07.12.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 05.01.2025, 22:51 Uhr