Von Blogs, Wikis und Webseiten

Entschuldigung, ich werde hier mal eben nostalgisch

Früher™ in den Anfängen des öffentlichen Internets, als die Modems noch vor sich her schnurrten, wenn man sich einwählte, und wir monatlich den Anbieter wechselten, weil die ersten Anbieter von Internet-Flatrates schneller Pleite gingen, als man den letzten 320 dpi-Trailer von Matrix aus dem Internet saugen konnte … Also, früher, da hatten wir Internetbewohner Webseiten.
Seiten, die wir in einem Textpad mit der Hand selbst in HTML formten. HTML 4. Irgendwann mit den ersten Fetzen CSS herumprobierten. Früher also, da schrieben wir auf den ersten Webseiten noch gänzlich ohne Content Management- oder Blogsysteme über uns, unsere Hobbies, die neusten Serien-Gerüchte um Akte X oder Star Trek Voyager.
Es entstanden Dörfer und Städte bei Anbietern wir GeoCities, FreeCities, Webchatter und Co.

Und dann kamen die Weblogs.
System wie Manila, Blogger, Greymatter und Movable Type demokratisierten im Grunde das Publishing im Netz – sie legten den Grundstein zum Web 2.0. Sie machten es – nach der Hürde der Installation – sehr einfach, seine Gedanken ins Netz zu packen. Das gipfelte im Zeitraum 2002 bis 2005 wahrscheinlich in den größten Aufschwung des Internet-Publishings.

Ich fing irgendwann 1999 damit an, Sachen im Netz zu publizieren. Ich las mir HTML und CSS an, erstellte eine erste Webseite für einen Bäckermeister in Sonthofen und parallel dazu meine eigene kleine Webseite. Ich schrieb Tagebuch – zur Unterhaltung unserer virtuellen Clique von Chatworld. Ende 2000 experimentierte ich dann mit Blogger.com und Manila rum, bevor ich mich am 05. Januar dann in der deutschen Blogwelt „vorstellig“ wurde. Die Zahl der Blogger konnte man damals an 2 Händen abzählen. Jörg, der Schockwellenreiter, gehörte damals schon dazu. Ebenso, wie das „Hallo“ sagen, wenn man neue Blogs entdeckte (ich war „Gen2001“ damals; aus dem Hallo von „BluePixel“ Simone erwuchs ein paar Wochen später sogar mein erster Job als HTML-Programmierer).

Das Blog jedenfalls war der Tod der Webseite. Es brachte alles irgendwie in eine chronologische Abfolge. Während Webseiten an einem Thema orientiert waren, ist alles, was ich seit 2001 ins Internet puste am chronologischen Prinzip des Weblogs orientiert.

Zeit, ein bisschen aufzuräumen.

Was ich eigentlich sagen wollte …

Etwas, dass ebenso ein Urgestein des Internets ist, ist das Wiki. Und nachdem ich in den letzten Monaten ewig lang darüber nachgedacht habe, wie ich ein paar Sachen irgendwie strukturierter und vielleicht auch schneller editierbar und sortierbarer anlegen könnte, habe ich mich dann jetzt auf ein Wiki festgelegt.

Seit ein paar Wochen schreibe ich deshalb auf wiki.gigold.de auch Sachen ins Internet. Gedanken, Fragmente, und alles andere, was nicht wirklich fertig ist und aber irgendwie raus muss.
Ein Wiki ist ein perfekter Ort dafür, denn wer behauptet schon, dass ein Wiki das Endergebnis ist? Vielmehr lebt es ja davon, unperfekt, unbeendet zu sein. Korrekt?!

Ich führe jetzt also ein öffentliches Wiki in dem ich Gedanken sammle und in dem man mir dabei zuschauen kann, wie ich inhaltliche Dinge entwickle. Nicht alles wird darin landen. Es gibt – vor allem im beruflichen Kontext – nach wie vor Dinge, die dann eher in meinem Obsidian landen. Aber vieles andere wird dann im Wiki landen.
Mir ist da auch recht egal, ob es jemand liest. Wie früher, als wir Webseiten erschufen, mache ich das als eine Sammlung für mich. Und wenn was dabei runter fällt, was gut genug für euch ist, ist das prima.

Aufgabe

Irgendwie ein bisschen optisch strukturierter muss es noch werden.

Zudem muss ich mir noch überlegen, wie ich Inhalte zwischen Blog, persönlichen „Webseiten“-Anteilen und Wiki wieder ein bisschen verheirate – nachdem ich mich entschlossen habe, dass meine now zum Beispiel künftig eher im Wiki sitzen soll, oder meine Leseliste und Gesehen. Aber das ist eine Aufgabe für 2024.

Und dann denke ich darüber nach, wieder eine Art „Lifestream“ zu machen, an dem endlich wieder all die Dinge zusammen fließen, die man so im Netz macht – von Threads, Insta, Blog, Wiki und Co. Aber auch das ist eher eine Bastelaufgabe für 2024.

Technisches

Eigentlich wollte ich ein Wiki-System, welches Markdown unterstützt. Das ist aber offenbar schwierig. Der zweite Anspruch war: es soll Datei-basiert und nicht Datenbank-basiert sein. Wieso? Weil ich nicht weiß, wie lange das alles von Dauer ist – und einen Ordner mit Dateien kann ich einfacher runterladen und auf dem Rechner durchsuchen und ein Backup machen, als eine einzelne, riesige Datenbank-Datei. Am Ende jedenfalls habe ich mich für DokuWiki entschieden – ein imho recht okayer Kompromiss aus klein, handlich, PHP und .TXT-basiert.


Text vom 27.12.2023 Uhr / Letzte Aktualisierung: 27.12.2023, 12:35 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.