Rechtes Gedankengut im Osten? Niemals!!1elf!

Wer vor den Wahlen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mal Bock auf richtig miese Laune hat, der kann sich die Pressemitteilung ‚Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie‘ in Ost-Deutschland der EFBI (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Hintergrund) anschauen.
Ich zitiere nur mal aus dem 1. Absatz:

„Ein Viertel fühlt sich als Verlierer der Wende, nicht mal die Hälfte möchte sich als Gewinner bezeichnen. Rückblickend ist die Zufriedenheit unter den Befragten mit ihrem Leben in der DDR hoch.“

Digga, alte Menschen müssen mittlerweile mindestens 60 Jahre sein, damit sie überhaupt etwas über Berufsleben in der DDR behaupten und sich als „Gewinner / Verlierer“ bezeichnen könnten … Ich bin 3 Tage nach dem Mauerfall 9 Jahre alt geworden. Als was anderes als Gewinner könnte ich mich bitte bezeichnen?

Noch nicht genug miese Laune?
Dann wird diese Studie des EFBI (PDF) dagegen helfen! In der wurden 3.546 Menschen aus den neuen Bundesländern zu ihren Einstellungen gegenüber bestimmten Aussagen befragt. Und ich lasse nur mal 2 Grafiken hier liegen – mehr will ich überhaupt nicht dokumentieren …

Zustimmung zur Frage „Ausländer kommen hier nur her, um unseren Sozialstaat auszunutzen“ – 44% manifest, 21% latent
Zustimmung zur Frage „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß“ – 11% manifest, 22% latent

Nein, natürlich sind nicht alle Ossis so. Ich wurde in Thüringen geboren, habe in Bayern und Baden-Württemberg gelebt und bezeichne Sachsen/Sachsen-Anhalt (ich wohne 2 Kilometer hinter der Grenze in Anhalt) heute als meine Heimat. Was mich aber richtig abfuckt ist der niemals latenten sondern offene Rassismus im Osten. AfD Wähler sind hier keine Protestwähler, es sind Nazis. Die Mär des Protestwählens kann mir niemand begründen, der sich auch nur mal 5 Minuten mit unserer Demokratie auseinander gesetzt hat; selbst wenn man mit den „etablierten Parteien“ unzufrieden ist. Hier wird nur noch Stimmung fabriziert … 

Ich will dagegen halten. Indem ich hier vor Ort eine andere Stimme abgebe. Indem ich hier vor Ort meine Kinder zu Demokraten erziehe und hoffe, sie tragen mit ihrem Aktivismus und ihren Stimmen in Schulen und Demos mit dazu bei, dass wir das irgendwie gemeistert bekommen.

Um so wichtiger ist, dass jede:r, die/der sich nicht zu den Verlierern der Wende zählt, und/oder für ein offenes Weltbild eintritt in den kommenden Wochen wirklich wählen geht. Zeigt, dass wir das Feld nicht rassistischen Vollidioten überlassen, sondern auch im Osten noch gesunder Menschenverstand verortet ist.


Text vom 23.05.2024 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Ich verstehe sehr gut, @Thomas, was du in deinem letzten Absatz ausdrücken willst. Das paradoxe daran ist, dass ich sehr vielen Nicht-Verlierern derzeit sage: Bitte!,- geht nicht wählen.

    Menachem Welcland / 25.05.2024 / #
  2. Rückblickend war die Zufriedenheit mit dem Leben in der DDR hoch.

    Also irgendwie habe ich das anders in Erinnerung. Und Deine Aussage, wie alt man sein muss, um das zu beurteilen spricht für sich. Wie kommt es zu solch einer Geschichtsklitterung?

    Stefan Pfeifffer / 26.05.2024 / #
  3. …“ und Deine Aussage, wie alt man sein muss, um das zu beurteilen spricht für sich“. Ich verstehe nicht, @Stefan, vielleicht auch aufgrund meines Alters, 72, was du mir damit sagen willst. Vielleicht magst du mir das ja noch erklären.

    Was ich in meinem Kommentar ausdrücken wollte kommt eigentlich recht nahe an deinen Beitrag über Rainer Hank, den ich gerade auf deinem blog gelesen habe:
    „Warum wählen Menschen die AfD – sogar dann, wenn es Ihnen (wirtschaftlich) gut geht? Es ist mir Rätsel,“
    - mir auch.
    Und wenn bis zur Auflösung dieses Rätsel weiterhin die AfD als Leerstelle in Anspruch genommen werden sollte, dann: Bitte!,- geht nicht wählen.

    Menachem Welcland / 27.05.2024 / #
  4. Stefan, der Satz mit der Zufriedenheit ist ein Zitat der Studie. Was ich mit dem Alter meine steht in meinem Text. Ich spreche jedem unter 20 Jahren zur Zeit der Wende ab, den Staat – die Zufriedenheit damit – wirklich einzuschätzen, weil du erst wenige Jahre des Erwachsenenseins und Berufsleben bis dahin gemacht hast. Sprich: ob man „zufrieden“ war in der DDR kann man heute nur beurteilen, wenn man über 50 Jahre ist – und selbst dann scheint die Erinnerung recht getrübt.

    Die AfD ist kein „Lückenfüller“, denn Lückenfüller gibt es in einer Demokratie nicht. Die AfD ist eine neofaschistige, zerstörerische Kraft. Ende. Wer meint, seine Stimme bitte nicht den „alt-demokratischen“ Parteien geben zu wollen, hat andere Alternativen; dann wählt die Tierschutzpartei, VOLT, die Piraten – es gibt jede Menge Alternativen, die nicht faschistisch sind.

    Thomas / 27.05.2024 / #

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