Vor wenigen Tagen erinnerte mich Facebook an ein Lebensereignis und ließ dieses Bild vor mir erscheinen.
Ein BMW X3 im Schnee. 2010 war dies – und markierte tatsächlich eines der wichtigsten Daten in meinem Autofahrerleben: Vor genau sechs Jahren absolvierte ich mein erstes Fahrtraining. Elf Jahre nach Erwerb meines Führerscheins.
Warum Fahrtrainings mir geholfen haben
Die Veranstaltung der BMW Driving Experience fand im Pitztal bei Sölden statt und diente vornehmlich als Promotion-Aktion für den damals neuen BMW X3. Doch ich nahm viel mehr als nur Eindrücke des BMW mit. Ich erfuhr – theoretisch und praktisch –, wie ich durch tiefen Schnee komme (vor allem mit Schwung). Oder wie ich mich auf glatten Straßen richtig verhalte (vorsichtig; noch wichtiger aber: zu lernen, wie man richtig gegensteuert). Und ich lernte zu driften, was zumindest hilft, damit man weiß, wie man einen Hecktriebler kontrolliert. Seit diesem Tag Ende 2010 habe ich weitere Fahrtrainings absolviert. Etwas über zehn Stück waren es bisher. Ich war auf Übungsplätzen, geheimen Teststrecken und berühmten Rennstrecken – darunter dem Euro-Speedway, dem Bilster Berg oder Laguna Seca. Ich habe im Rahmen dieser Trainings vom BMW X3 über den Skoda Citigo, Opel Corsa, die Mercedes C-Klasse, den Nissan 370Z bis hin zum BMW M2 jede Menge Autos bewegen dürfen. Vor allem aber habe ich sehr, sehr viel gelernt. Dank der Fahrtrainings bin ich heute ein besserer Autofahrer. In jeder Hinsicht. Ich weiß nicht nur, wie ich ein Auto schneller durch eine Kurve bewege – was im normalen Alltag jetzt nicht zwangsläufig ein notwendiges Wissen ist. Nein, ich weiß auch, wie sich eine Vollbremsung anfühlt, und: dass du dich trauen musst, diese zu machen. Ich habe gelernt, wie viel Kraft oder Bewegung ich aufwenden muss, um präzise auszuweichen. Und ich kann sagen, weshalb Winterreifen wichtig sind oder wie man ein Auto in einer kritischen Situation abfängt. Vor allem aber ist mir bewußt geworden, dass diese Trainings wirklich Leben retten können.
Fahrtrainings können Leben retten. In Echt.
Meines zum Beispiel. Denn seit meinem ersten Training vor 10 Jahren gab es für mich als Vielfahrer einige Situationen, in denen ich allein richtig reagiert habe, weil ich ein Fahrtraining absolvierte.
Ich wusste, wie ich das Auto nicht verreiße, als in Nord-Schweden plötzlich ein wildes Tier auf die Straße sprang und wir uns beide (das Tier und ich) erschreckten. Ich konnte richtig handeln, als mein Auto auf der Autobahnauffahrt im Schneetreiben plötzlich begann weg zu rutschten. Und ich reagierte richtig, als der Fahrer vor mir neulich plötzlich die Spur wechselte. Natürlich gibt es im Autofahrerleben immer Situationen, die uns überraschen. Das sind jene Situationen, die uns überfordern. Weil wir in den wenigen Sekunden nicht überlegt, sondern instinktiv handeln. Fahrtrainings helfen durch gewisse wiederholte Übungen dabei, uns Verhalten anzutrainieren. Damit wir in Notsituationen nicht überlegen und damit zögern, sondern mit den richtigen, gelernten Reflexen handeln können. Diese Trainings wirken. Denn in den oben beschriebenen Situationen habe ich gehandelt, ohne zu überlegen. Und ich weiß, dass ich richtig gehandelt habe und es nicht nur Zufall war, weil ich beim Rückblick das umsetzte, was ich bei meinen Fahrertrainings erlernte. Ein Training ist dabei sicherlich keine Garantie, dass man richtig handelt. Aber es ist die Steigerung der Chance, es zu tun. Und das genügt.
Sollten meine Kinder jemals einen Führerschein machen – in den kommenden Zeiten des automatisierten Fahrens ja durchaus fraglich –, werde ich sie mit dem Auto nicht auf die Straße lassen, bevor sie ein Sicherheitstraining absolviert haben. Ginge es nach mir, würde ich derlei Forderung gar gesetzlich verpflichtend einführen: Vor dem Nachweis eines Trainings kein ausgehändigter Führerschein. Wo sonst nämlich lernt man seine Instinkte zu schärfen? Eine Vollbremsung zu machen? Schnell auszuweichen? Oder auf nasser Fahrbahn richtig zu bremsen?Weshalb Du ein Fahrtraining machen solltest
Fahrtrainings können gewisse Handlungen antrainieren. Und das kommt nicht nur dem eigenen Leben zu gute, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern. Und so lang wie wir uns noch nicht von Computern fahren lassen (wollen), sollten wir uns selbst das beste Training gönnen, dass wir bekommen können. Denn wenn auch nur die kleinste Chance besteht durch solch ein Training unser oder ein anderes Leben zu retten, dann ist es die paar Euro schlichtweg wert.
Trainings gibt es viele. Welche persönlich zu einem passen kommt auch auf den Grad der eigenen Erfahrung an. Ich empfehle jedoch ein Basis-Training zum Start. Danach unterhalten sich die Instruktoren gern mit einem, was als nächstes kommt. In der Regel bieten ADAC sowie die größeren Autobauer Fahrtrainings an. Beim ADAC meist mit dem eigenen Auto, bei den Herstellern mit gestellten Fahrzeugen. Das BMW Drift-Training sowie das Basis-Training in Sölden gibt es noch – heute mit dem BMW M4. Trocken sind die Trainings alle nicht – egal ob beim ADAC oder Hersteller: Die Spezialisten gehen mit Humor, persönlichem Einsatz und sehr viel Freude an ihre Sache ran.