⭐️ 5/5

„Eroberung“ von Laurent Binet heisst im Original eigentlich „Civilizations“, was wesentlich besser passt. Aber das nur am Rand.

In der Hand hält man hier einen ziemlich grandiosen Roman in dem es um die zentrale Frage „Was wäre, wenn …“ geht. „Was wäre, wenn nicht Kolumbus aus Südamerika wieder nach Europa gekommen wäre, sondern die indogenen Völker der neuen Welt?“

Genüsslich arbeitet sich Binet mit seinen Helden aus der Inka-Dynastie durch Europa und betrachtet das mittelalterliche Treiben der Königshäuser und Kirchen durch deren Augen. Und man merkt, wie absurd das alles ist.

Der Humor im Werk ergibt sich aus der Distanz, welche die Inka kulturell zu Europa haben und gipfelt unter anderem darin, dass nicht Luther seine 95 Thesen in Wittenberg an die Tore nagelt, sondern ein Inka.

Die letzten 80 Seiten fällt die Geschichte etwas ab, weil sie in einen Winkel Europas abtaucht, die mich persönlich weniger interessierte. Statt weiter auf der großen Bühne Europa Ausschau zu halten nach spannenden Geschichten widmet sich Binet plötzlich einer kleinen Liebesgeschichte.