Sprengt Privatflieger und versenkt die Superyachten
Vor drei Jahren habe ich am Strand liegend ein Buch gelesen: Kim Stanley Robinsons 'Das Ministerium für die Zukunft'. Ein Roman, der mich in gewisser Weise nachhaltig im Denken verändert hat. Denn seitdem bin ich mir meines Umwelt-Fußabdrucks nicht nur bewusster, sondern frage mich auch regelmäßig: „Wann eigentlich radikalisieren sich ein paar Umweltschützer und fangen damit an, Privatflieger vom Himmel zu holen und Privatyachten im Meer verschwinden zu lassen?“
Und jedes Mal, wenn ich jetzt so Schlagzeilen, wie die von heute, lese, frage ich mich das umso mehr.
Einfach, weil (Super-)Reiche sich nicht im Geringsten für die Umwelt interessieren.
Vermögen vernichtet Umwelt
Sie kaufen nicht nachhaltig. Sie interessieren sich nicht für E-Autos. Sie stoßen das meiste CO₂ aus.
Das unterstreicht eine aktuelle Meta-Studie von Oxfam. Demnach stoßen die reichsten 0,1 Prozent der Weltbevölkerung pro Kopf und Tag mehr als 800 Kilogramm Kohlendioxid (CO₂ ) aus. Bei den ärmsten 50 Prozent indes sind es nur zwei Kilogramm täglich. Seit 1990 sind die Pro-Kopf-Emissionen bei den Reichsten am stärksten gestiegen.
In Deutschland kommen die ärmsten 50 Prozent zwar schon 16 Kilogramm pro Tag, die reichsten 0,1 Prozent allerdings auch auf 840 Kilogramm.
Oxfam geht es mit der Studie vor allem um zwei Dinge:
- Fast 60 Prozent der Investitionen von Milliardär*innen gehen in besonders klimaschädliche Sektoren wie Öl und Gas.
- Während Superreiche – egal ob durch Investitionen oder ihren Konsum – einen massiven Anteil an den CO₂-Emissionen der Welt haben, ist ihre Beteiligung an deren Eindämmung äußerst gering.
Richtig derb: Sechs Unternehmen sind für 10 Prozent der gesamten Unternehmens-Emissionen verantwortlich.
Leseempfehlung: Das Ministerium der Zukunft
Mit ‚Das Ministerium für die Zukunft‘ richtet Kim Stanley Robinson einen eindringlichen Appell an die Welt, sich um die Klimakatastrophe zu kümmern. Dabei vermischt er Fiktion, Sachbuch und Meinungsstücke auf eine spannende Art und hält dies mit den Schicksalen zweier ziemlich gegensätzlicher Hauptfiguren zusammen.
Es ist schwer, dieses Buch zu besprechen, ohne zu viel zu verraten oder auch nur greifbar zu machen, weshalb es so mitreißend ist. Da gebe ich durchaus Bill Gates Recht, der das ähnlich formulierte, als er es empfahl.
Normalerweise sind mir die Buchempfehlungen von zum Beispiel Barack Obama und Bill Gates – beide empfehlen das Buch – egal, aber gerade weil es Gates so schwer fiel, es zu beschreiben, wurde ich neugierig. Und Gates hat mich mit seiner Einschätzung nicht enttäuscht.
Wer einen vollständigen Roman erwartet, wird enttäuscht. Die 720 Seiten sind eine wilde Mischung aus unterschiedlichen literarischen Stilen – weshalb am Ende aber auch nie Langeweile aufkommt. Stattdessen wird ein realistisches Szenario gezeichnet, und während des Lesens habe ich mich im Grunde in jedem neuen Kapitel dabei ertappt, zu fragen, warum zur Hölle wir nicht endlich handeln oder manche der Ideen, die Robinson aufgreift, endlich angehen.
Das Buch ist eine dringliche Leseempfehlung. Ein zuweilen beklemmendes, auf jeden Fall aber spannendes und mitreißendes (Nah-)Zukunfts-Szenario, das morgen schon Realität sein könnte. Und das hat mich wirklich auch dazu gebracht , über mein eigenes Handeln, Denken und meine eigene Wahrnehmung der Klimakatastrophe nachzudenken.
Hab es gelesen. Keine leichte Lektüre, teilweise etwas langatmig geschrieben. Bin trotzdem froh, dass ich es durchgehalten habe.
Und aber ist das leider alles keine Überraschung.
Und ich bin mir sicher: Es ist eh alles zu spät, zu viele Kipp-Punkte sind schon erreicht.
Also: Verhaltet euch ruhig und macht keinen Dreck, dann haben wir noch ne schöne Zeit. Mehr können wir nicht tun, egal, wie sich manch einer (und ich manchmal) aufregt.