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10. November 2025
Ich kann verstehen, wenn man KI als Partner beim brainstormen nutzt.
Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie Menschen Informationen verarbeiten oder kreative Ideen gebären. Manch einer braucht Ruhe. Manch einer muss es aufschreiben. Und andere brauchen das Zwiegespräch mit einem Gegenüber, um den eigenen Denkprozess zu vollenden. Oft geht es dabei überhaupt nicht um das Feedback, sondern einfach darum, laut zu formulieren, was man denkt.
Ich kann auch verstehen, wenn man KI zur Kontrolle des eigenen Geschriebenen nutzt. Quasi als Lektor.
Was ich aber nicht verstehe ist, wenn man einer KI sein eigenes Denken und Schreiben einfach vollständig überlässt – vor allem im Privaten. Als bräuchte ich fürs Tagebuchschreiben eine Begleitung, die mir über die Schulter schaut und mir lobende Worte und Korrekturen ins Ohr flüstert. Von wegen.
Nee, das hier ist meine private Wiese – da brauch' ich echt keine Aufsicht.
Und natürlich – wie schon Anfang des Jahres in der Diskussion um KI-Bilder zur reinen, sinnentleerten Illustration –, kann man jetzt argumentieren: Wenn ein privates/persönliches Blog doch meine Spielwiese ist, dann kann ich eben auch mit KI spielen.
Jup. Kannst du. Aber dann tu mir einen Gefallen: Markiere es und überlass mir die Wahl, es nicht zu lesen. Denn ich finde: wenn du in deinem persönlich Blog jemanden brauchst, der dir dabei hilft, Texte zu schreiben, ist's nicht mehr privat – dann bist es nämlich nicht mehr Du. Und dann ist's für mich schlichtweg auch nicht mehr interessant.
Wir leben in Zeiten, in denen 52 % des Geschriebenen im Internet schon nur noch durch KI generierte Texte sind. Ich will den Scheiß nicht lesen. Das ist Abfall. Das ist, wie Weichtieren dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst befruchten.
Kreativität sollten wir nicht der KI überlassen, die soll meine Wäsche und das Geschirr machen. Allzu gern auch die stumpfen Tätigkeiten meines Jobs. Aber sie soll mich bitte in Ruhe lassen, wenn es um mein Denken, meine Kreativität und meine Meinung geht.
Als schlechter Schreiber wirst du nur besser, wenn du mehr schreibst.
Und zwar in deinem eigenen Stil. Nicht in einem durch KI rundgelutschten Standard-Sprech.
Ich sag nicht, dass du "verzichten" sollst. Lass die KI dein Lektor sein. Aber ein Lektor ist ein Ratgeber. Dazu gehört, dass du den auch ignorieren kannst. Sind Rechtschreib- und Grammatikfehler wirklich dermaßen schlimm? Für mich beginnt der Eingriff tatsächlich schon beim Satzbau, denn schon der zeigt Persönlichkeit. Lasst uns die Unperfektion viel mehr wieder rauskehren und genießen. Niemand braucht KI-Texte in persönlichen Blogs.
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Die CDU-Politiker haben es nicht so mit einenden Worten.
Friedrich Merz brandstiftet ja grundsätzlich gern. Wenn er etwa am Vorabend der Wahl sagt, Links sei jetzt vorbei – und alle linken und grünen Wähler als Spinner abkanzelt.
Oder Friedrich Merz, wenn er eben einen Satz zu Abschiebungen sagt und nachschiebt: „Aber wir haben ja noch immer das Problem im Stadtbild“ – und auch mit seinen zwei nachgeschobenen Reden an Folgetagen nie explizit, wohl aber implizit sagt, dass alles Negative am Stadtbild eben von Menschen kommt, die man abschieben könne – und eben auch müsse.
Im Interview positioniert sie dann diesen Satz: „Herrn Merz zu unterstellen, es gehe ihm beim Stadtbild um Hautfarbe – das hat keiner der normalen Leute gemacht.“
Wieder einen, der spaltet.
Wieder einen, der "uns normalen Leute" gegen "die anderen" positioniert – gegen all die Linken, Woken, die PoC – alle die, die sich an Merz' Aussage rieben.
Flankiert wird Merz immer wieder von seiner Spitzentruppe aus Spahn, Linemann und in den letzten Monaten von zunehmend mehr kleineren CDU-Politikern wie Alireza Ajori, die sich mit viel Verve an Themen abarbeiten, denen man eine gewisse Tendenz unterstellen muss: gegen alles Linke, Woke und Arme. Dass sie dabei zum Teil rechte Narrative wiederholen, scheint nicht zu stören. Weil, nichts so fragil ist, wie ein konservatives Ego. Vor allem nicht in Merz' CDU, die sich seit geraumer Zeit eher dem Trump'schen Playbook der Politik zugewandt hat. Ein Spiel mit dem Feuer.
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7. November 2025
Die Zuschuss-Finanzierung des Bundes fürs Deutschlandticket ist bis 2030 gesichert. Allerdings verpflichtet man sich nicht, den Kundenpreis zu fixieren. Ich halte die dauernde Preissteigerung – nächstes Jahr auf 63 Euro – für ein schlechtes Vertrauenssignal. Trotzdem gut, dass die Finanzierung erstmal gesichert ist. (ZEIT)
7. November, 14:59 Uhr ↦
5. November 2025
Meine Stille ist kein Fehler im System, schreibt piehnat und ich finde mich darin durchaus wieder … Ich liebe es allein zu sein, nur mit mir. Ich hasse soziale Verpflichtungen oder die ewige Extrovertiertheit, die die Gesellschaft von Menschen verlangt, wenn sie erfolgreich sein wollen.
Es gibt eine Handvoll Menschen, denen ich in meiner Karriere begegnet bin, die zu schätzen gelernt haben, was ich nicht TROTZ sondern WEGEN meiner Introvertiertheit leisten kann.
Introvertierte haben einige Superkräfte, mit denen wir vielmehr hausieren gehen sollten. Und deshalb – auch, wenn es eigentlich gegen unsere Natur ist – sollten wir auf unsere Intro-Fähigkeiten stolz sein.
Jede soziale Aktivität ist anstrengend. Deshalb bin ich froh, vor einigen Jahren das Radfahren entdeckt zu haben. Hunderte Kilometer einfach nur für und mit mir – allein. Ich kann nachvollziehen, weshalb piehnat das vermisst …
… vielleicht brauchen wir mal eine Zeit für eine /superpower-Slashes-Seite, auf der wir zeigen, was wir gut können? 😉
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„Ich würde mich heute nicht mehr aus Protest auf die Straße setzen. Ich habe die Hoffnung verloren, das Klima retten zu können“
Es ist ein Armutszeugnis für uns als Gesellschaft, wenn wir Demonstranten zu Geldstrafen verurteilen, weil sie einen 15-minütigen Stau verursacht haben. Es ist ein fatales Signal für uns als Welt, wenn Engagierte die Hoffnung verlieren.
Vielleicht – und nur vielleicht – ist die Letzte Generation in die Falle getappt, in die linke Politik gern tappt: Sie setzt sich für die richtige Sache ein und verliert über ihre Methoden das Verständnis derer, denen sie eigentlich nützen will.
Die Ziele der Letzten Generation nämlich sind einfach nur, die Welt zu retten.
Ein Anliegen, dass uns allen am Herzen liegen sollte. Statt dessen zogen sie die Wut aller auf sich.
Wie man es richtig macht?
Gute Frage. Denn offenbar kann man das nicht … Denn alle, die wirklich etwas bewirken könnten, wollen es schlichtweg nicht.
Die Letzte Generation war auf dem richtigen Weg. Nur gegen die Falschen.
Statt auf Straßen Kleber braucht es auf Privatjets wohl Molotow-Cocktails.
– "Klimakleber" in Münster zu Geldstrafen verurteilt (WDR)
… noch so ein Redflag übrigens, dass Journalismus derlei abwertende Begriffe einfach so wiederholt; ob mit oder ohne Anführungszeichen spielt dabei keine Rolle. Es waren Klima-Demonstranten; Ende.
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„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ – kurz
WMDEDGT – fragt
Frau Brüllen stets am 5. eines Monats. Es bringt die alte Tradition des
Tagebuchbloggens für einen Tag im Monat zurück. Schön. Im Blog von Frau Brüllen werden die Beiträge
gesammelt.
Die letzten 7 Tage vor meinem 45sten Geburtstag sind angebrochen. Und T -7 verbringe ich zumeist eingesperrt in einem Raum und starre auf ein Objekt, dass der Rest der Welt erst deutlich in der Zukunft sehen wird. Spannend ist's. Hübsch auch. Nur, um über meinen Tag zu bloggen, ist's eben nicht geeignet – verraten darf ich schließlich Nichts.
07:50 Mein Wecker klingelt. Das Hotelbett war okay zu mir. Duschen. Auschecken. In drei Gehminuten zum Hauptbahnhof München, wo ich gestern Abend ankam. Von dort mit der U-Bahn zur Hart. Nebenbei "frühstücken" – statt meines normalen Frühstücks (Porridge + Kaffee) gibt es Kaffee + Laugenbretzel. When in Munich … Ich lebe den Traum.
08:45 Am Zielort, einchecken, Kaffee trinken, reden.
09:30 Handys abgeben. Kameras abkleben. Offline sein. Geheimnisse sehen und hören.
12:30 Mittag. Kantine. Essen. Reden.
13:30 Bevor es zurück ins Geheimtreffen geht, aus dem Fenster in der fünften Etage die Alpen sehen. In die Sonne blicken. Lächeln. Dann wieder ins Neonlicht-Zimmer. Zuhören. Fragen stellen, Gedanken teilen. Anschließend noch fünf Minuten mit den Kollegen über die kommenden Tage reden und Pläne schmieden.
16:30 Von der Hart zum Petuelring zu Fuß. Ein bisschen Sonne, frische Luft und Kopf lüften. Dann auf einen Mietroller springen, zum Hauptbahnhof gleiten. In ein Café neben dem Bahnhof stolpern, Kaffee kaufen. In ein virtuelles Meeting zu einem anderen Projekt einwählen, zuhören, drei Worte sagen … es dauert länger als gedacht, aber das tun Abstimmungs-Meetings eigentlich immer, wenn sich ein Pitch dem Ende nähert.
18:30 Der Arbeitstag ist Zuende. Ich begebe mich auf die Suche nach einem Abendessen – heute: Ente, Reis, Ingwersoße. Keine Spur vom "Bibermond" indes.
19:55 sollte mein Zug in München starten. Um 20:05 fuhr er ab und fing sich auf dem Weg nach Nürnberg noch einmal 5 Minuten Verspätung ein. Deshalb klappt es in Halle wohl nicht mehr mit dem Anschluss nach Hause. Statt 23:00 also 23:30 Daheim. Schreibe derweil die Newsletter-Ausgabe für morgen. Daneben noch ein, zwei Blogbeiträge geschrieben.
23:36 Zuhause. Der Hundesittende Sohn1 hat sich bereits auf den Weg zu sich nach Hause gemacht. Ich schnappe mir den Hund und gehe noch einmal 30 Minuten. Danach räume ich etwas zusammen und kippe um 01:00 Uhr ins Bett.
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4. November 2025
Das Internet ist jedoch nicht gut darin, negativen Raum zu integrieren, sondern trainiert uns, Orte der Inaktivität nicht mehr zu sehen und unseren Blick immer auf das Spektakuläre zu richten.
Drew Austin schreibt über eine Beobachtung, die Urbanist Ryan M. Allen gemacht hat, und ich hab' es bei Johannes Kuhn gelesen: In den USA karren Eltern ihre Kids zu Halloween anhand von Apps und Karten in "coole" Gegenden, statt sie in der eigenen langweilig dekorierten Nachbarschaft rumlaufen zu lassen. Schuld sei u.a. das Internet.
Und es stimmt in gewisser Weise – am Ende, weil es uns die Influencer (die Reality Stars des aktuellen Jahrzehnts) vorgemacht haben: Unser normales, banales Leben ist nicht mehr gut genug. Deshalb ist alles, was langweilig ist, eben uncool und wir jagen online wie offline nur noch dem unrealistischen Anspruch des inszenierten Höhepunkts nach.
Gender-Reveal-Partys – weil ein Postkarte nicht mehr reicht.
Der besondere Felsen in Norwegen – weil eine normale Wanderung nur einfache Bäume im Wald zeigt.
Die Realität indes ist: Unser Alltag ist halt manchmal einfach uncool.
Die letzten 45 Tage bis zu meinem 45-sten Geburtstag versuche ich aktuell, jeden Tag mindestens ein Foto zu machen – gar nicht so leicht, wenn man den ganzen Tag arbeitet und nur mal fix mit dem Hund rausgeht…
Die nächste Eskalationsstufe ist jetzt KI-Kreation. Am Ende muss man sich dann nicht mal mehr Mühe für die Inszenierung geben. Ein Prompt reicht und zack habe ich coole Klamotten an, stehe auf dem Mt. Everest oder bin Gast auf Heidi Klums Halloween-Party … Who cares.
Wir brauchen endlich mal wieder eine Verbindung zum Leben. Dazu gehörte als Erstes, vielleicht zu sehen, dass wir in der eigenen Kindheit massig Langweile hatten – und die mit Nasebohren, an die Decke starren und sinnlosen Gedanken verbracht haben; und das vollkommen okay war.
“Vielleicht rühren alle Probleme des Menschen daher, dass er nicht in der Lage ist, ruhig allein mit sich selbst in einem Raum zu sitzen”, schreibt Tommy Dixon in seinem langen Essay, auf das Johannes in seinem Newsletter weiter unten hinweist. Und ich würde behaupten: Ja.
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Ein Ort, an dem vergessene Kinderbücher weiterleben – ein Bericht über das (und das mag ich fast nicht glauben!) einzige Kinderbuchantiquariat im deutschsprachigen Raum (Der Standard, Werbeblocker ausmachen, dann klappt der Zugriff)
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3. November 2025
272 – so viele Posts sind dieses Jahr bereits in diesem Weblog gelandet.
Letztes Jahr um die gleiche Zeit waren es "erst" 200. Mehr als 250 Beiträge habe ich zuletzt im Jahr 2007 geschrieben – sagt meine Colophon-Seite … Kein schlechter Wert.
3. November, 19:51 Uhr ↦
2. November 2025
Ultra-High-Frequency-Radio-Telefonie-System, kurz: URTES. So hieß der Mobilfunkstandard der DDR. Hä? Mobilfunk in der DDR? Nicht ganz, aber von. Was gelernt heute, über ein Telefon namens 'Blaumeise 3' bei piehnat.
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