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11. Juli 2025
Das Messie-Syndrom ist eine Störung der Wertbeimessung. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, Wert und Nutzen von Gegenständen zu beurteilen und sie entsprechend zu behandeln.
So steht es in der Wikipedia.
Immer, wenn ich über den digitalen Zettelkasten oder den Ansatz des Second Brain lese, fällt mir nicht mehr als genau das dazu ein.
In beiden Ansätzen sammelt man einfach alles, strukturiert es und hofft, oder denkt, oder nimmt an, dass man das alles irgendwann mal wieder braucht.
Bei Caasn habe ich heute von Joan gelesen – die hat ihren digitalen Zettelkasten nun komplett gelöscht, weil er sie erschlagen hat: „over time, my second brain became a mausoleum“.
Ich nutze Obsidian für meine Schreibarbeiten. Ich habe darin nicht einmal 70 Dateien.
Regelmäßig lösche ich Ding. Mein Second Brain ist mein erstes, organisches Gehirn. Ich bin nicht der Typ, der sich massiv viele Notizen in Meetings macht. Ich bin nicht der Typ, der jede Notiz jahrelang aufhebt. Nicht jeder Gedanke muss bewahrt werden – das sehe ich jedesmal, wenn ich durch die über 20 Jahre meines Blog-Archivs scrolle! 😂
Ich hebe recht wenige Dinge auf. In meinem Blog zum Beispiel liegen derzeit nur 3 Entwürfe.
Und ich bin mir sicher, dass von den 70 Dateien in meinem Obsidian mindestens 20 schon wieder bereit sind, sich in die digitalen Jagdgründe zu verabschieden…
Wo ich lange digitaler Messie war: bei Links.
Ich habe Tabs über Tabs offen, hat ein eigenen Link-Speicher mit tausenden von Links. Den habe ich vor vier Wochen abgeschaltet und bisher nicht 1x vermisst.
Auch eine ToDo App habe ich seit einer Weile nicht mehr.
Und lebe prima damit … Zugegeben: ich arbeite seit geraumer Zeit auch nicht mehr im sogenannten "Tagesgeschäft", was die Zahl meiner Mikro-Todos massiv verringert hat. Meist habe ich eher ein primäres Projekt und kann kleinere Aufgaben im Lauf eines Tages wegarbeiten.
Aber nach Jahren stellt sich – für mich! – jedenfalls raus: Mir reicht mein Gehirn.
Ich brauche gar kein zweites.
Alles, woran ich mich erinnern will ist meistens noch da. Für Obsidian habe ich gerade sogar ein kleines Plugin entdeckt, dass Notizen nach einer Weile selbständig löscht – muss ich mir direkt mal anschauen…
An Real-Welt-Ereignisse erinnere ich mich meist via Foto.
Ich habe schon mehrfach angefangen Tagebuch zu schreiben – und bald darauf wieder gelassen. Manche Tage sind einfach langweilig. Mein Tagebuch basiert mittlerweile eher auf Basis von Fotos. Ein schöner Ort, ein schönes Erlebnis oder Essen: ich mach ein Bild. Und finde mich dann durchaus dabei wieder, durch diese zu scrollen. In den alten Tagebuch-Einträgen habe ich indes nie wieder geblättert.
Ja, Zettelkasten und Tagebuch sind ebenso wie ToDo-Listen eine höchst persönliche Angelegenheit. Die Dinge können helfen – um es sich einfacher zu machen, sich selbst zu strukturieren oder den Mental Load zu verringern. Und ich gebe zu: Manche Dinge verschwinden in meinem Kopf dann eben auch. So it it. Mir persönlich rangen all die Konzepte immer zu viel Struktur und Aufwand ab – und gemessen an dem, was sie mir dafür zurück gaben, war es mir der nicht wert.
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10. Juli 2025
Eine Wanderung, ein Lebenswandel, ein Bestseller.
Mit ihrem autobiografischen Buch „Der Salzpfad“ – und den beiden Folgebüchern – schrieb Raynor Winn ein inspirierendes Mut-Mach und Motivationsbuch. Und löste ganz nebenbei Europa einen kleinen Wander-Boom aus.
Im ersten Buch begeben sich Winn und ihr (tod-)kranker Mann nach dem Verlust ihres Hauses auf eine Wanderung entlang des South West Coast Path – und finden neben viele kleinen Geschichten auch sich selbst.
Der Salzpfad: Täter statt Opfer?
Nun wirft der britische Observer der Autorin vor, ihre Werke seien nicht ganz so der Wahrheit verpflichtet, wie Winn das seit Jahren behauptet. Weder seien Winn und ihr Mann unverschuldet und ganz so mittellos gewesen, wie beschrieben – vielmehr hätten sie Geld veruntreut. Noch sei ihr Mann so todkrank – Patienten mit seiner Krankheit lebten in der Regel nicht so lang. Und zum Schluß wäre – das wüsste bisher nicht einmal ihr Verlag – Raynor Winn überhaupt nicht ihr richtiger Name: Winns echter Name sei Sally Walker und der sei verbunden mit einer Geschichte, die zwar auch Verfilmungswürdig sei, aber eher für ein True-Crime-Drama taugt statt einer wholesome Geschichte des Sich-Findens.
Eine Bombe, die da platzt – mitten in den Kinostart der Verfilmung des Millionen-Sellers.
Aus dem Märchen wird eine Thriller
Ich habe „Der Salzpfad“ gern gelesen – es ist eine inspirierende Geschichte und eine schöne Beschreibung der Wanderung. Eigentlich freue ich mich auch auf die Verfilmung mit zwei meiner Lieblingsschauspieler – Gillian Anderson und Jason Issacs.
Stimmen die Vorwürfe des Observers nun jedoch dürfte das für viele Fans von Winn eine bittere Pille zu schlucken sein. Seit 10 Jahren steht die Autorin sinnbildlich dafür, sich durchzubeißen, zu motivieren, nie aufzugeben und den eigenen Traum zu leben.
Wenn nun zu Beginn ihrer ganzen Geschichte keine Notlage, sondern eher eine Flucht vor den Konsequenzen kriminellen Handelns steht, mit einem weniger kranken Mann und einer falschen Identität, bringt das einiges zum Einsturz. Da ist die sich aufdrängende Frage, wieviel Winn mit ihrem Mann eigentlich wirklich gewandert ist, eine weitere – wenn auch die wohl Kleinste.
Winn bestreitet die Vorwürfe natürlich, sagt im gleichen Atemzug jedoch ihre Lesetour ab. Es wird interessant zu sehen sein, ob sie ganz abtaucht. Was gerade noch ein perfektes Märchen war, zerfällt und dürfte auch der Verfilmung wenig gut tun an den Kinokassen.
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Wirtschaftsweiser Werding warnt vor Sozialabgaben von 50 Prozent – Die Sozialabgaben werden steigen; es sei keine Frage des ob, sondern des wann.
Währenddessen lehnt unsere Wirtschaftsministerin eine Digitalsteuer ab und die Regierungen wischen die Neuauflage einer Vermögenssteuer immer wieder vom Tisch – weil man Vermögenswerte von Reichen eben nicht schätzen kann; klar. Die Arbeit ist die paar Milliarden einfach nicht wert. Über so fancy Dinge, wie die Besteuerung von Robot- und KI-Arbeit unterhalten wir uns nicht einmal – Unternehmen, die zunehmend Arbeiter durch Roboter ersetzen dürfen die Einsparungen einfach behalten, während die verbleibenden Arbeitnehmer eben die Sozialabgaben der wegfallenden Kollegen kompensieren müssen. Kann man nichts machen! ¯\_(ツ)_/¯
Dieser Beitrag könnte Spuren von Zynismus enthalten.
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9. Juli 2025
Friedrich Merz bezeichnet sein Kabinett nach 65 Tagen als „eine der besten Bundesregierungen, die wir in den letzten Jahrzehnten gehabt haben“?!
Das Ego dieses Mannes ist echt unglaublich.
9. Juli, 20:26 Uhr ↦
8. Juli 2025
„Haben wir den keine anderen Probleme“, ist der Gnadenschuss einer jeden Diskussion in der man meint ein Thema hätte in einer überkomplexen Welt kein Grund diskutiert zu werden.

Dabei verkennt der/die Kommentierende, dass sich Menschen nicht nur monotheistisch mit der Welt beschäftigen. Ich kann das Klimaproblem oder den Krieg in der Ukraine nicht beenden. Deshalb beschäftige ich mich tagsüber durchaus mit Themen, die mir persönlich darüber hinaus wichtig sind. Gleichberechtigung (in der Sprache und im Alltag), Marketing-Strategien (für den Kunden), das Aussehen meines Blogs, meine persönliche Echauffierung über Jens Spahn, die Frage nach der Sinnhaftigkeit von KI-Bildern in Blogs - solche Dinge. Banale Dinge für die eine, zum Browser-Tab-schließen animierende Themen für andere.
Aber ich sag es mal so: Tja.
Ich persönlich beschäftige mich mit vielerlei Themen im Alltag. So verlange ich das zum Beispiel dann auch von der Politik. Wenn also mal wieder ein Thema diskutiert wird, das mich nicht tangiert, dann zucke ich mit den Schultern und lese die nächste Headline.
Kein Grund für mich das Abo der ZEIT zu kündigen oder die Tagesschau zu ignorieren, weil sie gendert (oder in meinem Fall eher, weil sie es ggf. nicht tut).
Ignoranz ist nicht zwangsläufig etwas Negatives, sondern ab und an eine Gabe.
Ansonsten hätte ich mit meinem Leben in Sachsen-Anhalt wirklich zu hadern.
Haben wir keine anderen Probleme?
Doch, jede Menge. Aber es gibt keinen Grund, einem Thema die Wichtigkeit entziehen zu wollen, nur weil es einem nicht in den Kram passt.
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7. Juli 2025
Ich bin 44 und habe 2025 gelernt, weshalb Menschen Mallorca schön finden.
Das Mallorca jenseits des Ballermann. Das Mallorca der Sonne, des Sandstrandes, des klirrend blauen Meeres, der schroffen Felsen, ziehenden Zikaden und Schatten spendenden Pinien.
Ich werde sicherlich nochmal kommen.
Dann mit Fahrrad. Man(n) muss das Klischee ja leben.
Kann sein, dass der Eindruck ein bisschen beeinflusst ist.
Von der Tatsache, dass es der erster Urlaub war, den die Frau und ich allein gemeinsam verbracht haben (sieht man mal von einigen dreitägigen Städtetrips nach Barcelona, Berlin, Prag und Ludwigsburg in den letzten Jahren ab).
Vor den Kindern kein Geld, seit den Kindern immer mit diesen. Diesmal zu zweit. Zum ersten Mal kein Druck: Nicht das Hotel mit der besten Rutsche raussuchen. Nicht die nächste Attraktion suchen oder den Ausflug planen müssen, damit die Kids nicht gelangweilt im Zimmer liegen…
Statt dessen frei zu sein. Morgens entscheiden zu können, dass heute Pool-Tag ist und nicht mehr passiert, als faul Buchseite um Buchseite zu lesen und die drei Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen. Oder Wandern zu gehen, ohne, dass jemand nach zwei Metern heult, meckert, bummelt.
Nicht falsch verstehen. Ich fand jeden Urlaub in den letzten 23 Jahren toll.
Wir waren in Frankreich, Schweden, Kroatien, Italien, Mexiko, …. Aber sich fallen lassen zu können und darliegend im süßen Schoß des Dionysos der Faulenzerei und Völlerei zu frönen, ach wie schön das war. Dreizehn Tage am Meer.
Kann sein, dass ich zwischendrin einmal die Frage stellte, wie lang unsere Geldreserven reichten, wenn wir jetzt einfach verlängerten.
Aber Zuhause warten Kinder, Hund und Termine.
Das sind Themen für später diese Woche. Bis dahin noch ein letztes Mal den Kopf in den Nacken legen, die Augen schließen und dem Rauschen des Meeres die ungeteilte Aufmerksamkeit widmen.
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Oliver schreibt, dass er Gendern blöd findet - weil es weder inklusive noch schön wäre und von nicht definierten Eliten zwangseingeführt werden soll. Ich hab kurz kommentiert, denn ich sehe das wie Jan: Gendern tut nicht weh und schafft eine inklusive Realität. Das Problem ist aber die Aufregung, weil man zustimmt - oder nicht. Ich bin von sowas zunehmend nur noch müde. Dumm von mir einfach schon ein Kommentar zu hinterlassen. Viel zu oft - habe ich das Gefühl - ist statt „Leben und leben lassen“ heute irgendwie wichtiger, Recht haben zu wollen in solchen Diskussionen.
(Kommentare absichtlich deaktiviert, diskutiert woanders - ich hab Urlaub … ich kann übrigens Oliver trotzdem noch lesen, bei ihm kommentieren, in anderen Dingen zustimmen … wir Menschen sind vielschichtig. Nur tun wir doch bitte einfach in allem ein bisschen weniger verbissen, staatstragend und angestrengt - das stände uns allen gut, mir eingeschlossen)
7. Juli, 14:01 Uhr ↦
6. Juli 2025
In den letzten beiden Tagen E01 - E09 von Murderbot gebinged. Ganz unterhaltsam, gute Effekte, nette Darsteller. Dummerweise werde ich aber wohl nicht dran denken am Freitag das Staffelfinale zu schauen. 😂 Es ist so eine Serie: Schauen, hier und da schmunzeln, aber man muss sie an einem faulen Wochenendtag wegschauen, sonst vergisst man sie.
UPDATE Episode 10 geschaut. Schönes Ende, mal schauen ob da eine Staffel 2 gibt.
6. Juli, 20:23 Uhr ↦
5. Juli 2025
„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ – kurz
WMDEDGT – fragt
Frau Brüllen stets am 5. eines Monats. Es bringt die alte Tradition des
Tagebuchbloggens für einen Tag im Monat zurück. Schön. Im Blog von Frau Brüllen werden die Beiträge
gesammelt.
Cala Rajada. Kurz nach Mitternacht liegt die Temperatur noch immer bei 27 Grad. Das Meer klatscht in stetem Rhythmus gegen die Felsen vor dem Cala Agulla. Fast gelingt es ihm, die einzelne Zikade, die im Pinienwald vor der offenen Balkontür unermüdlich zirpt, zu übertönen.
Ich liege im Bett, langsam und flach atmend, die wenig kühlen Windstöße, die sich durch die Tür kämpfen, genießend. Dem Meer lauschend, wie es Geschichten erzählt von Fremden, Schiffen und Hitze.
Irgendwann verstummen Insekt wie Meer in meinen Ohren. Aus dem Schwarz des Raums wird das Schwarz meiner Lider.
Gegen 1:30 Unr hält die Müllabfuhr vor dem Hotel. Zuverlässig, wie jede andere der letzten Nächte.
Um 8:27 Uhr werde ich wach. Das Meer grüßt mich, dem Nachhall der einsamen Zikade antwortet am Morgen ein Chor. Auf der Straße pilgern die ersten Menschen über den Kreisverkehr zum Sandstrand. Die Frau und ich machen uns in Ruhe fertig zum Frühstück. Tag 11 des Urlaubs. Und der einzige Termin, den ich heute habe, ist das Qualifying des Formel 1 Rennens.
Heute ist Markttag in der Stadt. Wir überlegen kurz, ob wir hin gehen, entscheiden uns dann jedoch dagegen. Der Tag wird ein Zero Day – beim Wandern wird so ein Pausentag bezeichnet, an dem man Nichts tut.
Entsprechend liegen wir um 10:27 Uhr faul am Pool, genießen die Wärme im Schatten und scrollen durchs Internet.
Um 13:10 Uhr entscheiden wir uns, zum Mittag zu gehen.
Statt Warmes gibt es für mich einfach eine Coke Zero, zwei Stück Torte und ein Happen Salat vornweg. Dann im dunklen Zimmer rumkullern. Gegen 15 Uhr wechsle ich allein zurück an den Pool, schaue Episode 3 von Murderbot und danach das Formel 1-Qualifying. Das endet nicht ganz wie erhofft, aber Rennen werden bekanntlich erst am Sonntag entschieden - und Silverstone verspricht Regen.
Zwischendrin diesen alarmierenden Artikel in der ZEIT gelesen: die neue Bundesregierung reißt viele Klimaschutz-Maßnahmen der GRÜNEN mit dem Hintern ein & schickt sich an, die klimafeindlichste Politik der letzten 20 Jahre zu machen. Nur, weil „Klimaschutz“ gerade nicht „cool“ ist - das ist strategisch ebenso wie politisch und gesellschaftlich unverantwortlich, analysieren Petra Pinzler und Bernd Ulrich.
Gegen 17:20 Uhr ein Hüngerchen verspürt. Tatsächlich werde ich aus dem Urlaub neben Bräune und ein paar schönen Erinnerungen wohl auch 2 Kilo mehr Körpergewicht mitbringen - das ist aber ein „Nächste-Woche-Problem“, keines für heute. Trotzdem eröffnet das Abend-Buffet erst in einer Stunde. Schlimmes Schicksal.
Hüpfe nochmal kurz in den Pool. Bestelle dann noch das Buch von Rick Zabel - weil der das will (und ich es eh lesen wollte). Davor aber muss ich noch die letzten Seiten von Touch lesen - mein nun 2. Buch von Claire North. Wie schon Die vielen Leben des Harry August wunderbar flüssig geschrieben, und ich verzehre es quasi ohne Pause - sowohl Idee wie auch Schreibe sind toll.
19:30 Abendessen erledigt. Noch ein paar Seiten lesen. Um 21:45 Uhr rechtzeitig zum Sonnenuntergang ins Bett fallen und mit dem Einsetzen des Zirpens im Pinienwald bei offener Balkontür einschlafen.
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3. Juli 2025
Was viele ja nicht wissen: Mit einem Bibliotheksausweis kommt man hinter die Paywall vieler Online-Nachrichtenseiten. Per Browser-Plugin geht das gar recht bequem. Bei manchen Bibliotheken wie der in München ist - per Onleihe.net - sogar ein Statista-Vollzugriff möglich. Wer studiert oder hier und da mal Zahlen braucht, für den ist das Gold. /erinnert worden via Vowe
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