Ein Chromebook für 160 Euro?

Seit 2006 bin ich in der Apple-Welt Zuhause. Alle meine Geräte, die ich seitdem habe waren Apple-Geräte – MacBooks, iMacs, Telefone und Tablets. Allerdings: seit drei Jahren habe ich auch keinen privaten Rechner mehr. Ich habe Ende 2020 ein 10“ iPad Pro gekauft und für alles, was „Textarbeit“ ist, seitdem immer meinen Arbeitsrechner genutzt – nicht zuletzt, weil das Schreiben am iPad keine coole Sache ist.

Warum?

Aufgrund der ein oder anderen Umstände brauchte ich nun eine „Schreibmaschine“ die wirklich privat ist. Ein MacBook aber nur dafür kaufen? Irgendwie zu schade. Ich brauche wirklich nur einen Rechner, auf dem ich Texte wie diesen hier tippen kann. Und während ich noch so überlegte, ob ich nun wirklich ein MacBook für 1000 Euro kaufe, spülte mir das neue Threads einen Beitrag von rosenkrieger in meine Timeline. Darin beschreibt er genau mein Dilemma: im normalen Alltag von surfen und schreiben, mal ein Video schauen und durch Instagram scrollen braucht es keinen Mega-PC. Und weiter: „_Deswegen habe ich unter anderem ein einfaches Chromebook EUR 99 und es ist eine sehr einfache und sichere ‚Surf-Maschine‘

Unter normalen Umständen hätte ich drüber weg gescrollt. Chromebook, pfft! Kommt für mich genau so wenig in Frage, wie ein Windows-Rechner!

Was mich aber stutzen ließ: Hatte er 99 Euro geschrieben?

Ein Chromebook für kein Geld

Ich wollte schon fragen, aber im Thread gab es die Antwort bereits: Bei dem Gerät handelt es sich um den Lenovo Chromebook IdeaPad Slim 3 mit 4 GB RAM, 64GB SSD Festplatte, MediaTek-Chip, einem SD-Kartenslot, USB-A-Anschluss und USB-C Anschluss (inkl. USB-Ladegerät).

Auf Amazon geschaut und ohne große Überlegung für 160 Euro gekauft (die genannten 99 Euro waren ein BlackFriday-Angebot).


Erstes Fazit

Nun stellt sich natürlich die Frage: Was erwartet man, wenn man für 160 Euro einen ‚vollwertigen‘ Rechner kauft?

Man bekommt hier in einem recht günstigen Gehäuse einen Rechner mit Google Betriebssystem; also braucht es einen Google Account. Die Vor- und Nachteile von Chrome OS kann man sich im Web ausführlich erlesen.
Für mich passt das alles. Ich bin nie offline, ich brauche den Rechner um Texte ins Internet zu schreiben und habe eh alle Daten online. Und zur Not schließe ich eine externe Festplatte an.

Mein erstes Fazit nach ein paar Stunden: Note 2,5 generell, Note 1 für im Preis-Leistung.

Die Gehäusequalität ist okay, der Rechner stinkt nicht, es gibt kein Lüfter, alles läuft okay und die Einrichtung ist ein Kinderspiel.

Die Tastatur ist natürlich keine MacBook-Tastatur, aber sie ist leichtgängig, macht keinen Lärm und ist für den normalen Alltag vollkommen in Ordnung. Sie ist nicht beleuchtet; ist aber für mich kein großes Problem (ich hab‘ 10-Finger-System gelernt und weiß, blind, wo die Buchstaben liegen …).
Für mich die größte Umstellung: Die Tastatur-Kürzel orientieren sich eher an der Windowswelt; die kenne ich seit 15 Jahren nicht mehr – braucht also ein bisschen Umstellung; dafür kann das Gerät aber natürlich nichts.

Und dann ist da natürlich der Monitor. Wenn man den ganzen Tag vor einem MacBook oder iPad sitzt, arbeitest du mit Geräten in einer anderen optischen Liga. Ich arbeite auf meinem MacBook mit der Einstellung „mehr Displayfläche“ – das bedeutet, meine Schriften und Fenster sind eher klein, aber knackscharf. Damit kommst du auf dem Lenovo natürlich nicht weit. Für die 160 Euro bekommst du hier einen „HD-Monitor“ den ich aktuell mit einer Auflösung von 1500×844 betreibe; nach einigem rumstellen erweist sich das als die Einstellung, bei der Text nicht zu schlecht aussieht. Die Helligkeit ist okay. Insgesamt kommt mir die Monitorqualität ein bisschen vor wie „von vor 10 Jahren“. Die Kontraste sind okay, die Farbtiefe aber mies. Für normale Webseiten, ein bisschen Video und so reicht es allemal. Webentwicklung oder Grafikbearbeitung jedoch würde ich an so einem Monitor eher nicht machen.

Die Akkulaufzeit gibt Lenovo mit 12 Stunden an; mit den 3 Browserfenstern, die ich aktuelle offen habe berechnet die Software gar 18 Stunden. Alles, was länger läuft als die 4 Stunden, die mein 3 Jahre altes iPad nur noch durchhält, sehe ich als Gewinn an.

Ich bin gespannt, wie sich das Chromebook in den kommenden Wochen schlägt. Ich werde es behalten – was macht man mit dem Preis schon falsch? Dieser Text ist der erste lange, den ich auf ihm schreibe; und es schlägt sich hervorragend. Ich werde diesen Text bei Gelegenheit ergänzen.

Update

(23.12.2023) Arbeitsspeicher
In den ersten Tagen ist mir das ein oder andere Programm einmal abgestützt – nie etwas dramatisches. Aber ggf machen sich hier die 4GB RAM bemerkbar. Die abgestürzten Apps waren vor allem jene, die im Hintergrund Neues laden und beim „aufklappen“ des Rechners dann damit offenbar Schwierigkeiten hatten. Namentlich die Threads- (der Meta Twitter-Ersatz) und WhatsApp-Apps. Auch bemerkbar: ich konsumiere Youtube-Videos und Spotify-Podcasts in der Regel in 2-facher Geschwindigkeit – hier kommt es ab und an mal zu Lags – also kurzen Aussetzern oder auf Youtube kurzen Verschiebungen zwischen Sound und Video; auch das wohl geschuldet den 4GB RAM; bei normaler Geschwindigkeit von Musik oder Musikvideos war allerdings nichts auszusetzen. Nach dem Start des Geräts braucht ChromeOS allerdings schon 2.7GB der 4GB RAM – die Hälfte des Arbeitsspeichers ist also schon verbraucht, bevor man ein Programm öffnet. Recht happig. Wenn also die Chance da ist: ggf zu mehr RAM greifen.


Text vom 19.12.2023 Uhr / Letzte Aktualisierung: 23.12.2023, 22:59 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.