Ein Mittwoch im November

Donald Trump gewinnt die Präsidentschaftswahl erneut.
In Zahlen der Wahlmänner und in absoluten Wählern. Gewählt von Frauen, Migranten, …

Es ist schwer zu fassen, aber nicht mehr schockierend.
Denn egal ob Brexit oder Wahl der AfD in den neuen Bundesländern – wir sehen es überall.
Die Welt wird komplizierter durch Wirtschaft, Kriege, Klimakrisen und Pandemien. Und weil Fakten eben schwierig sind, flüchten sich Menschen in den Glauben.

Donald Trump wurde nicht gewählt, weil er ein Rassist ist, ein verurteilter Verbrecher und Frauenhasser.
Er wurde gewählt, weil er versprach die USA zu einem sicheren Hafen für christliche US-Amerikaner zu machen – gegen all jene, die den Glauben und traditionellen Werte (in den Augen seiner Wähler) aufbegehren und die gute alte, einfache Zeit bedrohen. Klimawandel? Mehr als zwei Geschlechter? Frauenrechte? Alles Teufels Werk.

Glauben regiert.
Auch die nächste Bundestageswahl übrigens.
Wir werden sehen, wie Friedrich Merz dem trumpschen Buch des Erfolges folgen wird.
Fakten und Zahlen sind nur noch lästig. Gefühle und Headlines sind wichtiger.

Was mir am meisten heute zusetzt ist nicht die Wahl Trumps.
Sie ist nur ein Symptom.

Aber die kommenden Jahre werden bitter.
In den USA. In Deutschland. In der Welt.

Wir dachten, Fortschritte zu machen – in Klimaschutz, Menschenrechten und gesellschaftlichem Konsens.
Die Rechten werden diese Fortschritte in den kommenden Jahren wieder zurück drehen.

Die Grenzen des sagbaren verschieben sich weiter.
Rechte werden sich weiter hervor trauen, betonen, dass sie dank Trump und Musk jetzt endlich wieder sagen dürfen, was die woken Linken ihnen verbieten wollten.
Und die Medien werden sich – wie bereits 2016 bis 2020 – darauf einlassen. Es durch Wiederholung in unser Hirn fräsen, ob es korrekt ist oder nicht.

Trump hat das postfaktische Zeitalter 2016 eingeläutet. Wir werden es zu neuen Höhen führen.

Diskussionen im Online-Raum werden noch unerträglicher. Denn all jene, die „dagegen“ sind, werden sich heute bestätigt fühlen. Gegen den Deep State. Gegen den Konsens des Klimawandels. Gegen mehr Freiheiten für queere Menschen. Gegen mehr Rechte für Migranten. Gegen eine offene, menschenfreundliche Welt.

Ich werde in ein paar Tagen 44 Jahre.
Ich bin Optimist. Und dazu bin ich weiß, privilegiert, ein Mann. Ich habe nichts zu befürchten.
Und doch stehe ich heute hier und blicke in einen dunklen Abgrund aus dem Angst hervor kriecht. Angst, die ich so nicht kenne.

2016 haben wir uns darauf verlassen können, dass demokratische Institutionen greifen und die Welt das für vier Jahre aushält.
Das Problem diesmal ist, dass weder Europa noch Deutschland noch die Welt auf eine neue Amtszeit von Donald Trump vorbereitet sind, weil sie selbst politisch so fragil dastehen wie selten zuvor. Trump und seine Berater jedoch sind vorbereitet. Und sie werden alles versuchen, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Dass der reichste Mann der Welt mit seinen kruden Ansichten dann auch noch direkt daneben steht und mitmischen will, ist um so bedenklicher.

Ich habe Angst.
Um die Errungenschaften der letzten Jahre.
Vor einem Bundestagswahlkampf der auch hierzulande vieles kaputt machen wird.
Vor einer Welt, die unter der neuen politischen Führung von Trump, Jinping, Putin, Merz und weiteren ach so starken Männern mit fragilem Ego zerbrechen wird. An Konflikten. An der Klimakrise. An national ausgerichter Wirtschaft. Und am gesellschaftlichen Konsens darüber, wer und was eigentlich „Gut“ und „Böse“ sind.

Update: Heilige Scheisse … Teil II von heute.


Text vom 06.11.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 06.11.2024, 22:28 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


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