Emma ist eine virtuelle Travel Influencerin, unterwegs im Auftrag von Deutschland

Emma ist eine virtuelle Influencerin, die in einer KI-generiertem Abbild von Deutschland künftig Touristen ins ganz reale Land locken soll. Aber was für ein Problem soll sie dabei eigentlich lösen?

Virtuelle Influencer sind nicht neu.
Die wohl bekannteste (in westlichen Gefilden) ist Lil Miquela, die seit 2016 auf Instagram aktiv ist. Hinter Lil steckt eine kleine Agentur, die mittlerweile für Lil diverseste Deals in den letzten Jahren an Land gezogen haben – mit Fashion- und Elektro-Marken ebenso wie mit Autobauern wie MINI und BMW.

Seit „Künstliche Intelligenz“ in aller Munde ist und sich Bilder & kurze Videos mit einfachen Prompts erstellen lassen, jagen Marketing-Agenturen und Unternehmen dem Hype hinterher. Das Netz wird geflutet von künstlichen Accounts, die für wahlweise Fake-Bots oder „die nächste Generation virtueller Influencer“ sind.

Facebook hat erst vor drei Wochen seine Meta Creator AI vorgestellt, mit deren Hilfe „Creators ein virtuelles Abbild ihrer selbst schaffen“ können. Und der neue Meta AI Bot kann dir mittlerweile künstlich generierte Inhalte als „Füllinhalt“ in deine Timeline packen, basierend auf deinen Vorlieben und Trends. All das lässt in Europa wegen der schärferen Regulären noch auf sich warten, aber wenn Mark Zuckerberg meint, der Inhalt von Creators sei nicht mehr wichtig (für das Training von KI), naja – dann klingt da schon raus, was uns so erwartet.

Mitten in diese Entwicklungen platzt jetzt die Deutsche Zentrale für Tourismus. Die wirbt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft englischsprachiger für das Reiseland Deutschland im Ausland.

Und um diesen Auftrag zu erledigen hat man sich jetzt etwas Besonderes ausgedacht: einen AI Travel Influencer namens Emma.

Die liebe Emma soll ihre neuen Instagram-Follower mit auf eine Reise durch Deutschland nehmen.
Dabei begibt sich die virtuelle Emma in ihrem ersten Instagram Reels mittels glitchendem KI-Video an per KI generierte Orte aus Deutschland.

Ich meine, wer denkt sich denn sowas aus?
Eine virtuelle Influencerin soll für reale Orte in Deutschland werben, die mittels KI schlecht generiert werden?

In der Pressemitteilung feiert sich die DZT selbst – sie habe mit Emma „eine innovative, interaktive Markenbotschafterin, die im virtuellen Raum potenzielle Reisende 24/7 für echte Urlaubserlebnisse und persönliche Begegnungen in Deutschland inspiriert“. Mehr Bullshit-Bingo geht nicht.

Ich hätte den Pitch der Agentur Startup Creator zu gern gesehen! Und die alten Damen und Herren, die hier „Innovation“ riechen und vollkommen verkennen, was man eigentlich bewerben will.

Neben den KI-generierten Bildern und Videos soll Emma auch mit Nutzern chatten. Im Chat selbst hat Emma eine Persönlichkeit, die ungefähr so trocken wie drei Tage alte Laugenstangen sind. Jeder Versuch „persönlich“ zu werden läuft auf standardisierte Antworten hinaus.
Als Antwort gibt es stets Links, die zum Teil auf Unterseiten des DZT als auch zu externen Anbietern führen; wobei das durchaus auch deutschsprachige Angebote umfasst. Jede Antwort wird zudem mit „Were my tips helpful?“ beendet; was den Bot-Charakter nur unterstützt.

Das geht besser. Viel besser. Denn hinter dem „Emma Chat“ versteckt sich am Ende nicht ein auf ChatGPT oder anderen LLM gebautes Angebot, sonder ein ganz normaler Chatbot, den wir schon vor dem aktuellen KI-Hype kannten. Den könnte man auch ganz ohne „Persönlichkeit“ starten.
Selbst

Das versteht man unter „Digitalisierungsstrategie“ beim Touristenbeschaffer unter Ministeriumsführung.

Emma is nicht originell, sie ist nicht mal „gut“ umgesetzt. Und sie bleibt schuldig, was sie – außer, dass sie billiger ist – besser machen kann als authentische, echte Travel Influencer. Mit denen will man parallel übrigens weiter arbeiten.

Was denkt ihr?
Gut? Nicht gut?
In den Kommentaren unter dem ersten Reel von Emma hagelt es zumindest Kritik.


Text vom 17.10.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 17.10.2024, 23:34 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


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