Endlich raus aus X

Chronistenpflicht – diesen Beitrag habe ich zuerst auf Linkedin veröffentlicht.

Robert Habeck feiert sein Comeback auf Social Media und wählt dafür – ausgerechnet auch – X. Sein Grund halte ich für vorgeschoben, aber es zeigt eben auch eine Realität, die wir dringend ändern sollten.

Seit seiner Übernahme von Twitter hat Elon Musk die Plattform zu einem rechten Trollnetzwerk umgebaut. Während der US-Wahlen haben er und seine Anhänger sich vor unseren Augen radikalisiert und millionenfach Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und Anti-Linke Parolen verbreitet.

Hass und Hassrede haben nachweislich in den letzten 2 Jahren massiv auf der Plattform zugenommen.

Seit 2 Jahren appellieren Menschen wie Gavin Karlmeier, Dennis Horn und Martin Fehrensen eindringlich, die Plattform zu verlassen.

Journalisten, Sportclubs, Unternehmen, … und jetzt Robert Habeck erzählen uns aber, sie hätten einen Grund dort zu sein: Man wolle den Rechten, dem Hass und Fake-News etwas entgegensetzen.

Das ist ein vorgeschobenes Argument.
Es ist vor allem eines, dass die berühmte Schlange ist, die sich selbst in den Schwanz beißt.

Wenn Robert Habeck jetzt auf X kommt, macht er es allen, die eigentlich gehen wollen noch schwerer.

Der Wirtschaftsminister zeigt, dass (als potentieller Kanzler) die Plattform für politische Kommunikation nach wie vor unersetzlich ist. 62.000 Follower hat er binnen eines Tages gesammelt, auf Threads sind es gerade 4.000.

Jetzt ist streitbar, ob das „die richtigen sind“. Wenn auf X nur noch Trolle agieren, die dir die Pest an den Hals wünschen, statt dich wählen zu wollen – wem nützt die Kommunikation dort?

Auf der anderen Seite werden Unternehmen und Journalisten jetzt auch wieder sagen: Wenn Habeck da ist, dann sollten wir da auch sein. Der Minister ist ein „Stakeholder“ – und legitimiert X damit.
Es ist kein gutes Signal, wenn Scholz, Macron und Co Trump ausgerechnet dort zum Wahlsieg gratulieren.

Ich schließe mich Gavin, Dennis und Martin an.
Wer demokratisch denkt, sollten X verlassen. Sofort.
Niemand würde einen Firmenaccount auf Truth Social oder 4Chan eröffnen. Und klar: „Auch andere Plattformen haben Probleme mit Rechten“ – keine der anderen großen Plattformen wurde aber binnen 2 Jahren von einer mehrheitlich linken Plattform in ein rechtes Trollnetzwerk umgebaut.

Und natürlich gibt es auf X auch noch „normale“ Menschen.
Aber je länger Firmen und Journalisten dortbleiben, um so länger bleiben auch die Normalos dort.

Twitter ist tot. Und X ist kein Place to be mehr.
Je schneller wir das uns eingestehen und handeln, um so besser wird das.
Mehr als 70% der Marken werben nicht mehr auf der Plattform, weil sie ihnen nicht mehr sicher genug ist. Wenn du es ernst meinen würdest, sollte das auch für deinen organischen Content gelten – auch der nämlich ist nicht mehr sicher.

Einen Ersatz für Twitter gibt es nicht.
Die Landschaft hat sich verändert.
Threads ist die logische Alternative (wenn es um Reichweite geht), Mastodon die freiheitlichste und Bluesky die nischigste – geht dorthin, wo ihr das größte Potential seht. Aber geht weg von X.


Text vom 08.11.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 08.11.2024, 11:22 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


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