Informatikunterricht ist ein Phantom an deutschen Schulen

Deutschland zeigt massive Versäumnisse, wenn es darum geht Schüler fit für das digitale Leben zu machen. Informatikunterricht findet an Schulen faktisch nicht statt.

Deutschland ist digitales Niemandsland, wenn es um Bildung geht. Was ich als Vater von drei Kindern in den letzten Jahren bereits ahnte, bestätigt jetzt eine Studie des Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft.

Der hat untersucht, wie Informatik-Unterricht in Europa stattfindet. Also die Grundbildung im Umgang mit Computer und „modernen Medien“ – wie dem Internet.

Das erschreckende Ergebnis: Während in 28 von 37 untersuchten europäischen Staaten Informatikunterricht meist gar von der Grundschule an zu den Pflichtfächern gehört, vernachlässigt unser föderales Schulsystem diesen massiv.

In nur zwei deutschen Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen) wird Informatik mehr als ein Schuljahr angeboten – in vielen ist es indes nicht einmal Pflichtfach.

Das ist dramatisch.
Oder, wie es der Studienleitende schreibt: Deutschland kann seinen Schülern „keine informatische Grundbildung garantieren“. In 46% der europäischen Länder ist Informatik ein Pflichtfach von mindestens zwei Jahren, in 25% sogar Pflichtfach von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe I.

Krass finde ich, dass die Vorzeige-Länder vor allem im Osten Europas liegen. Verteilung Informatikunterricht Europa im Vergleich zu deutschen Bundesländern

Eine Verbesserung in den letzten Jahren findet quasi nicht statt Entwicklung Informatikunterricht europa- und deutschlandweit von 2017 zu 2022

Gleichzeitig erleben wir eine Gesellschaft, die auf die Herausforderungen der modernen Medienlandschaft nicht vorbereitet ist (Stichworte Medienkompetenz, Falschinformationen und Verschwörungstheorien) und es herrscht massiver Fachkräftemangel gerade in den digitalen Berufen.
Die Europäische Kommission will, dass bis 2030 mindestens 80 Prozent aller Erwachsenen über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen und in der EU 20 Millionen IKT-Fachkräfte beschäftigt sein sollten. Die kommen dann augenscheinlich nicht aus Deutschland.

Es wird schlichtweg Zeit, das Thema Bildung in bundespolitische Verantwortung zu geben und gut finanziert endlich neu aufzustellen. Deutschland ist dramatisch schlecht darauf vorbereitet von einer den Transfer von einer Industrienation in eine Wissensgesellschaft zu durchlaufen.


Text vom: 16.01.2023, 14:53 Uhr

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Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.