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klimastreikburnout

In „I Am Tired of Being Sustainable“ beschreibt Brooke LaMantia ihren ‚Burnout‘, der auf die Erkenntnis folgt, dass sie im Kampf gegen die Klimakatastrophe gegen Windmühlen rennt.

Ich kann das durchaus nachvollziehen. Umweltfreundlich zu leben ist angesagt und in manchen Aspekten vielleicht einfacher, aber am Ende ist es nach wie vor nicht so einfach, wie es sein könnte. Allein auf Plastik verzichten zu wollen wird einem als normaler Konsument im Supermarkt faktisch unmöglich gemacht. Dass Bio-Gurken dann in Folie gepackt wird, damit sie nicht mit den Pestiziden der Gurken aus konventionellem Anbau in Kontakt kommt, ist dann schon sowas wie ein Treppenwitz.

Ohne massives Eingreifen der Politik kommen wir nicht voran. In der VWL lernst du, dass der Konsument den Markt regelt. Das Problem ist allerdings ist, dass der Markt uns manipuliert und sich die wenigsten Konsumenten mit jedem Griff ins Regal nach der Klimabilanz fragen. Können wir auch gar nicht, dass überfordert den Einzelnen zwischen Job, Familie, Corona und Supermarkt irgendwann nämlich schlichtweg. Und Firmen werden sich immer nur so bewegen, wie es zwischen Markt, Politik und Wirtschaftlichkeit eben lohnt – kann man ihnen im Kapitalismus übrigens nicht mal vorwerfen.

Zum heutigen #EarthDay wird wieder betont, wie wichtig jedem Unternehmen die Klimaziele sind. Gleichzeitig wird aber von uns Konsumenten ein immenser Einsatz verlangt. Wir sollen uns aufs Fahrrad schwingen und in eine Infrastruktur begeben, die darauf nicht ausgelegt ist. Wir sollen auf Plastik verzichten in einer Warenwelt, die gar nicht auf Plastik verzichten darf. Wir sollen am Regal nicht auf grüne Blätter auf der Verpackung oder die vielen selbst ausgedachten Bio-Siegel reinfallen, nebenher noch auf Zucker, Kilokalorien und nicht verwendetes Palmöl achten.

Ich schiebe nicht alle Verantwortung auf die Politik. Aber die Politik kann nicht gebetsmühlenartig wiederholen, dass der Markt das regelt.

Und uns als Konsumenten kann man zum Earth Day eigentlich nur Mut zusprechen, und Kraft. Die Kraft „durchzuhalten“, nicht nachzulassen. Aber sich vielleicht im Leben auch mal eine Auszeit von der ganzen Awareness zu nehmen. Denn ja, wir müssen die Klimakatastrophe abschwächen (fürs stoppen ist es im Grunde ja dann doch schon zu spät), aber wir sind dafür nicht allein verantwortlich. Auch, wenn jeder ein bisschen beitragen kann. Und vielleicht ist es am Ende eben auch ein bisschen mit den kleinen Dingen getan: Strom sparen, statt Chia eher Leinsamen kaufen …

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