"Autobahnen für E-Bikes"
Mit der wachsenden Zahl an Fahrrädern – und vor allem auch von E-Bikes – müssen wir Rad-Infrastruktur endlich neu denken. Ein Anfang ist die bessere Sorge um existierende Radwege.
Am Freitag war ich im Dunkel mit dem Fahrrad unterwegs. Auf einem verpflichtenden Radweg. Auf den 5 Kilometern wechselten sich Asphalt und Sand in nicht nachvollziehbarem Muster ab. Es lag eine wunderbare Mischung aus Laub, Äste und Schotter als Schicht darüber. Hier und da gab es dicke Wurzel-Durchwüchse der angrenzenden Bäume.
Nun sind Radwege nur dann verpflichtende zu nutzen, wenn sie aus der „objektiven Sicht des Radfahrenden“ nutzbar sind. Was ein solcher Weg nach meinem Empfinden natürlich nicht ist. Aber die Alternative wäre eine unübersichtliche, mit 70 km/h-begrenzte Landstraße im Dunkel gewesen.
Während ich also so mit meinem Rennrad durch den Dreck über Schotter, Wurzeln und Äste rollte – langsam –, fragte ich mich: Was wäre wohl los, wenn das hier kein Radweg, sondern eine Straße wäre? Wenn eine Straße ohne jedes Warn- oder Straßenschild in einem solchen Zustand wäre?
Und: Müssten Radwege nicht langsam anders aussehen oder wenigstens besser gepflegt werden? Wieso muss ich als Radfahrer hinnehmen, dass mein Teil der Straße in einem so desolaten Zustand ist, während der schicke, glatte Asphalt der parallel laufende Landstraße wie geleckt ist?
Und das in einer Zeit, in der eine zunehmende Flut an wesentlich unerfahreneren Radlern* auf bis zu 30 km/h schnellen, 20 Kilo schweren E-Bikes unterwegs ist?
Witzigerweise schreibt DIE ZEIT in ihrer aktuellen Ausgabe genau über dieses Thema.
Unter der Unterschrift ‚Autobahn für E-Bikes“‘ geht es darum, wie Radwege angepasst werden müssen. Konkret geht es um Radschnellwege. Was natürlich Quatsch ist, denn „Fahrrad-Autobahnen“ sind natürlich nicht dafür da, dass dort nur schnelle Bikes unterwegs sind – auch ist das Bild, dass dieser Ausdruck aufmacht, falsch.
Aber, es ist an der Zeit jetzt umzudenken, wenn wir die Verkehrswende angehen wollen.
Und wir brauchen jetzt Lösungen. Es ist nicht hinnehmbar, wenn man heute Radschnellwege wie den zwischen Leipzig und Halle hier in der Gegend seit drei Jahren plant und stolz ist, dass der dann bestenfalls in zehn Jahren (!) fertig ist.
* Damit meine ich die Erfahrung mit dem Rad. Ich würde behaupten, dass ich als fitter Rennrad-Fahrer mit mehr als 10.000 Kilometern in den letzten beiden Jahren Gefahren und Untergründe besser einschätzen kann – im Zweifel aber auf jeden Fall schneller reagieren kann, als „Sonntags-Radler“. Und das ist nicht überheblich oder böse gemeint.
Text vom 08.01.2023 Uhr / Letzte Aktualisierung: 08.01.2023, 21:59 Uhr