Star Trek Section 31: Ein Star, kein Trek.

Diese Kritik auf Letterboxd.

Einleitende Worte: Das neue Jahr startet mit einem neuen Star Trek-Abenteuer. Dem ersten echten TV-Film (oder Streaming-Film) in fast 60 Jahren – mit Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh in der Hauptrolle. Und ich bin ehrlich: Es war das erste Stücke filmisches Star Trek, auf das ich mich nicht gefreut habe. Das lag nicht an Yeoh, sondern ihrer Rolle und dem Thema. Später dann auch an dem Look des Films in den Trailern. Yeoh spielt hier die Imperatorin des Terranischen Imperiums, eine völkermordende Diktatoren die Menschen umbringt, Aliens ißt und uns in der Vergangenheit präsentiert wurde als skrupellos und unmoralisch. Das wird zusammengeworfen mit einer Sektion 31, einer Organisation, die in Deep Space Nine Völkermord begehen will und ebenso skrupellos und unmoralisch ist. Im Film kommt dann noch ein Mann hinzu, der ein DNA-verbesserter Massenmörder ist. Und diese 3 Parteien haben im Film viel Spaß, bekommen ein Happy End, brechen mit Lachen in ein neues Abenteuer auf. Es gibt keinerlei kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Das hier das das ausgeborene Böse, an dem wir als Zuschauer Freude haben sollen. Eine Hürde, die ich als Film-Zuschauer vielleicht überspringen kann – nicht aber im Star Trek-Universum. Entsprechend schwer tat ich mich. Aber selbst, wenn ich einmal davon absehe – zu viel macht der Film falsch, und leider nichts richtig …

Ich frage mich, wieso dieser Film nun eigentlich das Label Star Trek trägt.

Grundsätzlich ist einmal schick, wenn Star Trek versucht neue Geschichten zu erzählen. Das Universum ist riesig.

Dummerweise erlegt New Trek dann aber immer der Versuchung, doch wieder nur Altes aufzuwärmen oder Dinge fundamental falsch zu verstehen und sie dadurch schlecht zu machen. Das gepaart mit krach und bumm ist zu keinem Zeitpunkt neu, überraschen oder packend.
Das hier ist Suicide Squad im Trek Universum, und ich fand das Original schon nur leidlich okay.

Man findet sich mit eine zusammengewürfelten Truppe von Söldnern in einer nicht geheimen Geheimorganisation, angeführt von zwei Helden die eigentlich Massenmörder sind, verwoben mit dem Spiegeluniversum, gewürzt mit einem Verrat und viel Action.

Nun.
Wo die Moral der Geschichte liegt? Unbekannt.
Wo der Kern liegt, weshalb mir die Geschichte oder die Charaktere wichtig werden sollten? Unbekannt.

Ursprünglich sollte Sektion 31 einmal eine Mini-Serie werden. Dann wäre das hier ein ganz okayer Pilotfilm. Als Film allein aber? Nunja.

Dass es mal wieder um das Schicksal des ganzen Universums geht? Geschenkt. Dass die zeitlichen Bezüge innerhalb des Universums nicht stimmen? Ärgerlich. Da hat sich seit der ersten Staffel Discovery niemand mehr gekümmert – obwohl es die einfachste Übung wäre.

Das Schicksal von Philippa Georgiou war mir leider schon in Star Trek Discovery ziemlich egal. Das liegt primär auch daran, dass sich New Trek schlichtweg zu einfach damit tut, welche Verbrechen die Frau begangen hat. Das wird auch in diesem Film mal gezeigt und genannt, mehr als das die anderen aber sagen, wie böse sie ist passiert einfach nicht. Dabei hätte gerade Star Trek hier die Aufgabe das Thema Gut, Böse und Moral einmal aufzuarbeiten. Aber das würde bedeuten in dem atemlosen Gehetze, die dieser Film ist fünf Minuten Zeit für Dialog zu finden – statt dessen hat nicht eine Zeile hier auch nur irgend eine Bedeutung. Der Film liefert textlich Nichts! Kein einziges Fitzelchen Moral, nicht mal einen coolen One-Liner.

Zu oft macht das Team hinter den neuen Star Trek-Produktionen den Fehler, sich bunte Dinge aus dem Star Trek-Universum heraus zu nehmen, damit zu spielen – und dabei deutlich zu zeigen, dass sie eigentlich nichts verstanden haben.

Das Spiegeluniversum war mal spannend, aber eben als Kritik unserer gewalttätigen Welt zu sehen. Schon in Discovery wurde es glorifiziert.

Sektion 31 war eigentlich mal ein Antagonist in Deep Space Nine, an dem unsere Helden moralische Kämpfe führten und mit sich rangen. In Discovery wurde daraus plötzlich einfach nur der Geheimdienst, den irgendwie jeder kennt und mit dem man nicht ganz okay ist, aber Geheimdienste sind eben so …

Man gibt dem Team in Sektion 31 einen Sternunflotten-Offizier mit. Quasi als moralische Instanz. Daraus aber etwas zu machen, kommt keinem Autor in den Sinn.
Statt dessen wird Rachel Garrett mehrmals im Film als langweilig und steif bezeichnet – sie solle doch einfach mal lockerer werden, das Chaos lieben lernen. „Kommt auf die Dunkle Seite“, lockt Georgiou – und Garrett folgt.
Dass man hier einen Star Trek-Charakter aus TNG nutzt ist übrigens reines Name-dropping, einen Sinn hat das nicht. Auch nicht im zeitlichen Kontext innerhalb der Geschichte.

Insgesamt gibt es zwei, drei Namen. Drei bekannte Alien-Spezies und der Rest ist einfach nur Quatsch. Als Trek-Fan gibt es nicht eine Minute, nicht eine Szene die mit etwas zeigt, bei dem ich mich heimisch fühle.

SECTION 31 ist ein belangloser Sci-Fi-Haudrauf-Film. Ist er Star Trek? Ganz offensichtlich, weil es Paramount so will. Aber ist er Star Trek? Nicht in einer Sekunde – nicht in der Optik, nicht in der Geschichte.


Text vom 25.01.2025 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


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