Die AfD in Ostdeutschland und meine Verzweiflung als Ostdeutscher
Sechs der 24 Abgeordneten – ein Viertel! – der Brandenburger AfD-Fraktion sind mittlerweile als rechtsextrem eingestuft.
Es soll mir doch bitte kein AfD-Wähler mehr erzählen, man wisse das nicht.
Oder „es sind nur ein paar wenige“ der AfD-Politiker.
- Mai 2021: AfD Thüringen erwiesen rechtsextrem
- Juni 2023: Mehr als 10.000 AfD-Mitglieder könnten potenziell extremistisch sein
- November 2023: AfD Sachsen-Anhalt gesichert rechtsextremistisch
- Dezember 2023: AfD Sachsen von Verfassungsschutz als rechtsextreme Vereinigung eingestuft
- Februar 2024: AfD-Jugendorganisation gesichert rechtsextrem
- März 2023: AfD im Bundestag beschäftigt mehr als 100 Rechtsextreme
Wenn hier im Osten bei den anstehenden Wahlen die AfD wirklich bei 30% landen sollte, muss man davon ausgehen, dass ein Drittel der Ostdeutschen schlichtweg dumme Nazis sind, die aus den Jahren 1933 bis 1945 nichts gelernt haben.
Und nein, dieses Argument der „Protestwähler“ lasse ich nicht mehr gelten.
Protest gegen was? Seit 30 Jahren nutzt der ostdeutsche Wähler die Ausrede „Protestwählen“ um DVU, REP, NPD und Co anzukreuzen statt sich endlich einmal an demokratischen Prozessen zu beteiligen oder zumindest einmal demokratische Strukturen und Arbeitsweisen zu verstehen.
Die Parallelen sind da. Konservative und Rechte schüren die Angst vorm Kommunismus (und den Grünen, die für heutige Konservative sowas wie die KPD der Neuzeit sind). Wir wanken durch wirtschaftlich und politisch unsichere Zeiten. Und die Rechte AfD bedient sich exakt der gleichen Stil-Mittel, wie die damalige (NS)DAP auf ihrem Weg zur Macht.
Und ich sitze hier als Thüringer auf der Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt lebend und schaue irgendwie ohnmächtig zu. In einem Wahlkreis, dessen Zweitstimme zur Bundesstagswahl 2021 mehrheitlich an die AfD ging, und der Erststimme-Kandidat mit nur 0,3 Prozent den Sieg verfehlte.
Was ich tun kann? Mein Kreuz bei einer demokratischen Partei machen – bei den bevorstehenden Ort-, Kreis- und Europawahlen ebenso wie bei der nächsten Bundestagswahl. Und meine Kinder im besten Sinn zu mündigen Demokraten zu erziehen, die Nazis und populistischen Kackscheiss erkennen und nicht auf die emotionale Vereinfachung komplexer Probleme herein fallen.
Manchmal aber, gebe ich zu, stehe ich dann doch hier auf der Straße und bin verzweifelt.
Und wenn ich dann mit dem Hund draußen spazieren gehe, und die Podcast-Episode über den Aufstieg des Nazi-Verbrechers Dr. Werner Best höre, dann bin ich nicht nur verzweifelt, sondern auch bestürzt. Über die Parallelen zu dereinst und die Ignoranz der Menschen heute …
Text vom 06.05.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 06.05.2024, 13:44 Uhr