Meta setzt seine beiden Apps Instagram und Facebook aktuell einem ziemlichen Umbruch aus. Beide folgen dem Pfad von TikTok: weg von sinnvollen Plattformen der Interaktion zwischen Freunden, Creators und Nutzern hin zu vom nächsten Dopamin-Kick getriebenen Unterhaltungs-Slot-Maschine.

Was das für Herausforderungen für Social Media Arbeitende wie mich bedeutet, habe ich hier bereits einmal versucht zu skizzieren. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt.

Instagram-Änderungen stoßen nicht auf Gegenliebe

Instagram entwickelt sich weiter. Aus der einstigen Foto-App mit Stories von Accounts denen man folgt wird eine Video-App, die vor allem vom Algorithmus vorgeschlagene Inhalte präsentiert. Accounts denen man folgt werden zunehmend in den Hintergrund gedrängt.

Nun regt sich lauter Widerstand gegen diese Entwicklung.
Der fand mit Kylie Jenner und Kim Kardashian – beide zählen mit je über 300 Millionen Followern sicherlich zu den Schwergewichten der Plattform – gar bekannte Unterstützung.
So viel dann doch, dass sich Instagram-Chef Adam Mosseri hinsetzte und ein Video aufnahm.

Im Video anerkennt Mosseri, wie sehr alle die neuen Updates der Plattform hassen. Allerdings, so Mosseri, nutzen ganz viele Menschen auf Instagram nun einmal Videos (er meint: Reels) und deshalb konzentriert sich die App eben darauf.
Was er entweder vergessen hat – oder ignoriert -: Creator und Firmen nutzen Reels vor allem, weil das Format von Instagrams Algorithmus bevorzugt wird.
Die Instagram-Ratte beißt sich also in den eigenen Schwanz.

Creator suchen Heil auf anderen Plattformen

Dummerweise glaubt Instagram-Mutter Meta nach wie vor, dass Menschen das Internet noch immer so nutzten wie 2010. Deshalb bläht man das immer seelenloser werdende Instagram mit noch mehr Funktionen auf. Dabei verkennt Meta, dass Nutzer heute verschiedene Apps nutzen um verschiedene Dinge zu tun – und verschiedene soziale Graphen zu erreichen.

Schon heute zerdenken sich Influencer die Gehirne, weil sie ihre Kernfollowerschaft schlichtweg nicht mehr erreichen. Auf TikTok bleibt der Algorithmus ein Rätsel und kann ein und das gleiche Video mit 100 oder 100.000 Views belohnen. Auf Facebook ist ein Durchkommen ohne Geld faktisch nicht mehr möglich. Und durch die Entwicklung auf Instagram geht auch hier zunehmend jeglicher Verbindung zu der eigenen Fanscharr verloren.

Auch deshalb flüchten zunehmend mehr Creator auf Plattformen wie Twitch und Discord. Dort sind die Kreise meist noch klein, aber man erreicht die eigenen Fans ohne den Kampf gegen den Algorithmus.
Community als neue Währung, statt unkalkulierbarer Reichweiten auf TikTok und kruder Followerzahlen auf Instagram.

Auf was spekuliert Instagram?

Nun sollten Plattformen natürlich nicht immer darauf hören, was ihre Nutzer wollen. Menschen mögen keine Veränderungen. Und dann wäre da ja auch noch eine ziemlich große, schweigende Mehrheit.
Aber Instagram sollte vielleicht innehalten und erkennen, welchen Platz die App im Mix der heutigen Landschaft einnehmen kann – und diese Chance nutzen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man Creator wie auch Nutzer eher ver- statt zur Nutzung antreibt.

Sicher. Ich könnte falsch liegen.
Oder Instagram spekuliert auf ein Szenario, in dem die USA und einige andere westliche Länder genug vom chinesischen Stück Software haben und TikTok einfach verbannen. Indien hat es vor gemacht und Instagram die entstandene Lücke hervorragend gefüllt.

Bis dahin jedoch ist Mosseris Video ein gutes Schaustück für fast schon peinliches Selbstbewusstsein und der Ignoranz eigener Nutzer.