Folgenden Artikel schrieb ich am 25. Januar 2018.

Heute Morgen stolperte ich über einen Artikel bei TNW: Say it with me: Smart speakers don’t have genders. Darin schreibt sich Tristan Greene ein wenig die Frustration von der Seele, dass Menschen ihre smarten Lautsprecher zu sehr vermenschlichen – und ihnen neben Persönlichkeit eben auch ein Geschlecht geben.

Ich kann verstehen, wenn Menschen smarte Assistenten vermenschlichen – allein, weil diese mit einer gewissen (einprogrammierten) Persönlichkeit und einer geschlechterspezifischen Stimme antworten ist es naheliegend.
Aber auch, weil sie Teil unseres Alltags werden. Und wir Dingen, mit denen wir den Alltag teilen, oftmals Menschlichkeit zuteilen. Wir geben dem eigenen Auto Namen, reden als Kind mit Teddybären und fluchen den Drucker an, wenn er etwas nicht tut.

Diesem ganz menschlichen Drang entgegen plädiert Greene dafür, dass wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen: wir interagieren nur mit Computern.

Let’s work on changing the general perception by vigilantly reminding ourselves and each other that artificial intelligence isn’t people.

Ich bin mir nicht sicher, ob es sinnvoll ist, das zu fordern.
Zum einen, weil es eben entgegen unserer Natur ist. Zum anderen aber auch, weil die Industrie alles daran setzt, den Unterschied zwischen AI und Mensch immer kleiner zu machen.

Und da kommen wir dann zu meinem Lieblingsthema, welches ich herzhaft gern diskutiere, wenn es um smarte Assistenten geht: Sollten wir bei der Interaktion mit Alexa, Google, Siri, Cortana und Co. eigentlich „Bitte“ und „Danke“ sagen?

Sollten uns die Assistenten an einen menschlichen Umgang erinnern?

Ich glaube: Ja; sollten sie!
Manchmal sollte mein(e) Alexa fordern: „Die Antwort gebe ich dir, wenn du nett fragst!

Warum Siri und ihre Kollegen das tun sollten?

Genau aus dem Punkt, über den Greene sich aufregt: Weil wir nicht loswerden (können), unsere digitalen Assistenten zu vermenschlichen. Wir projizieren zwangsläufig eine eigene Persönlichkeit auf sie und agieren mit ihnen ebenso selbstverständlich, wie mit anderen Menschen.

Um dann nicht zwischen Mensch und Maschine zu unterscheiden, und in der der zwischenmenschlichen Interaktionen eine gewisse Form von Freundlichkeit beizubehalten, sollten smarte Assistenten mit Freundlichkeit umgehen können und sie auf der anderen Seite auch einfordern.
Ich würde das Pferd also im Grunde von der genau anderen Seite wie Greene aufsatteln.

Smarte Assistenten könnten dann eine beantworte Anfrage mit „War mir ein Vergnügen“, oder einem „Bitteschön“ beantworten. Und im Gegenzug eben auch mal ein „Bitte“ vom Nutzer einfordern.

Es würde uns helfen. Allen.

Im Mai 2018 folgte schließlich

Ich werde dann gern verstört angeschaut – mit einer Mischung aus „Warum?“ und „Über was machst du dir Gedanken?“
Tatsächlich aber meine ich das Ernst. Wir interagieren zunehmend mit digitalen Assistenten. Schon heute nutzt jeder 6. US-Amerikaner einen smarten Lautsprecher; in Deutschland steht in jedem 8. Haushalt einer.

Bei mir Zuhause stehen in Wohnzimmer und zwei der drei Kinderzimmer digitale Assistenten. Das bedeutet, vor allem auch meine Kinder gehen mit ihnen um und wachsen damit auf.

Nun ist es so: Sprechen wir zunehmend mit Maschinen und weniger mit Menschen, besteht die Gefahr, dass wir Höflichkeit, Umgangsformen und das Gefühl für einen nicht befehlsbeherrschten Konversationston verlieren.

Aus diesem Grund plädiere ich sehr deutlich dafür, dass wir von Google Home, Siri und Alexa – zumindest ab und an – dazu aufgefordert werden sollten, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen.

Und scheinbar bin ich zwar in meinem Freundeskreis der Einzige, der diesen Gedanken hat, nicht aber in der Tech-Welt.

Denn: Weil Kinder zunehmend unhöflich zu Alexa sind, haben die Entwickler eine Funktion eingebaut, welche die Kids um Höflichkeit bittet.

Die (optionale) „magic word“-Funktion in der seit 7. Mai 2018 zu erwerbenden Kids-Edition des Echo Dot reagiert nur, wenn das Kind „Bitte“ sagt.

Und Amazon ist nicht allein!

So hat Google auf der hauseigenen Tech- und Entwickler-Messe jetzt das „Pretty Please„-Feature für Google Assistant vorgestellt. Auch diese optionale Funktion wird Kinder daran erinnern, „Bitte“ und „Danke“ zu sagen, bevor bzw. nachdem der Assistent antwortet. Google will die Funktion später in diesem Jahr einführen.

Ich finde die Entwicklung gut. Sie darf gern auch einen Schritt weiter gehen und funktionieren, wie im Januar von mir skizziert: Die digitalen Assistenten dürfen das „Bitte“ durchaus gern ab und an von mir einfordern …!

… und 2021 erwiedert Alexa in manchen Konversationen auf ein "Danke" durchaus "War mir ein Vergnügen" und "Stets zu Diensten".