Über die Entwicklung der „Causa Instagram“ in der sich ein Teil der Instagram-Nutzerschaft gegen die aktuelle Entwicklung der Plattform stemmt, könnte man viel schreiben.

Man könnte auf Alternativen verweisen, wie das dezentrale Pixelfed, welches in der gesamten Diskussion nicht einmal erwähnt wird – im Gegensatz zu Mastodon, welches in den Wirren um den gescheiterten Twitter-Verkauf an Elon Musk immer wieder genannt wurde.

Man kann über die gesellschaftlichen Auswirkungen reden, wie das Richard Gutjahr tut.

Und über die Auswirkungen auf die Creator-Wirtschaft sowie unsere Arbeitsweisen als Social Media-Verantwortliche (beides Links zu Texten von mir) sprechen.

Spannend finde ich in diesem Zug ein Interview, welches Casey Newton mit Instagram-Chef Adam Mosseri im Zuge der letzten Tage geführt hat.
Darin bestätigt Mosseri zum einen, dass man die Nutzer erhöhrt und beispielsweise auf Grund des Feedbacks und der Datenlage den testweise ausgerollten Fullscreen-Feed nicht ausrollen wird.
“For the new feed designs, people are frustrated and the usage data isn’t great,” he said. “So there I think that we need to take a big step back, regroup, and figure out how we want to move forward.”

Dass an Video indes kein Weg vorbei führt für Instagram, daran lässt Mosseri keinen Zweifel.
The trend toward users watching more video is real, and pre-dated the rise of TikTok, he said. But it’s clear that people actually do dislike Instagram’s design changes

Dass Nutzer weniger Empfehlungen und wieder mehr Inhalte ihrer abonnierten Kanäle sehen wollen anerkennt der Instagram-Chef. Auch, wenn er überzeugt ist, dass „Empfehlungen“ für alle toll sind. Schließlich gäben sie Freunden ein Grund, sich über etwas zu unterhalten. Unerwähnt lässt er, dass es auch der Verweildauer in der App gut tun wird.
Für den Moment zumindest will man – bis sich der aktuelle Empörungssturm etwas legt – den Algorithmus etwas zügeln.
Instagram will temporarily reduce the amount of recommended posts and accounts […] Mosseri made clear that the retreat Instagram announced today is not permanent.

Spannend aber auch die Argumentation Mosseris, dass man die Entwicklung hin zum vom Algorithmus befüllten Feed macht, weil angeblich nicht genügend Inhalte auf der Plattform sind.
[What changed is how people share contents on Instagram. First it happened in the newsfeed, which] has shifted to stories, and it has shifted to DMs and to group chats. More photos and videos are shared in DMs in a day, then are shared into stories. And more photos and videos are shared into stories in a day than are shared to feed.

Wo die Reise letztlich hin geht, weiss wahrscheinlich nicht einmal Meta selbst. Was sich gerade zeigt jedenfalls ist, dass man seine Nutzer nicht überfordern sollte. Zu viel tat sich zuletzt auf der Plattform. Reichweitenverluste, zu viel fremder Content, Video, alles Reels, …

Instagram täte gut daran einmal abzustecken was die Plattform wirklich sein will. Aktuell ist sie ein Cooyshop, der versucht aufzuholen, was man vermeintlich denkt verpasst zu haben – ohne dabei Rücksicht auf das zu nehmen, was man ist.
Mosseri sagt im Interview But we’ve done great work for photos historically. We haven’t done great work for video. So we need to catch up there. und drückt damit wahrscheinlich ungewollt aus, was die Angst der App ist.

Für viele Creator, Nutzer und Marken ist die Entwicklung von Instagram aktuell vor allem ein frustrierendes Erlebnis. Es wird spannend, ob und wie Mosseri das wieder einfangen kann – oder, ob wir einfach weiter machen, so wie immer.