Blitzermarathon & Abzocke? Fahrt einfach normal, Ihr Idioten!

Ein Kommentar gerichtet an Menschen, die meinen der „Blitzermarathon“ sei Abzocke …

Dieser Text erschien ursprünglich am 10.10.2013 in meinem Auto-Weblog ‚autokarma‘. Er war damals ein Kommentar zum 1. großen Blitzermarathon in Deutschland. In der Woche vom 15. bis 19. April 2024 wiederholt sich die Aktion. Und scheinbar haben weder Autofahrer, noch Social Media Nutzer noch Medien irgendetwas gelernt in den letzten 11 Jahren. Ich veröffentliche den Text unverändert.

Der #Blitzermarathon der deutschen Polizei ist seit einigen Tagen das Thema unter deutschen Autofahrern. Aller Orten wird man mit Warnungen konfrontiert, an genau diesem Tag nur ja vorschriftsmäßig zu fahren. Schließlich seien Radarfallen Abzocke – vor allem, wenn sie so geballt auftreten!

All Ihr Autofahrer, die ihr euch über den geballten Radar- und Laser-Einsatz heute aufregt: “Schnauze, und fahrt ordentlich!”
Nicht nur heute, sondern 365 verkackte Tage im Jahr!

Ich habe genug von Menschen, die sich wegen Blitzern aufregen!

Wir sind hier im Blog unter uns, und können ja mal ehrlich sein: Natürlich gehöre ich auch zu jenen Autofahrern, die sich nicht immer an die ausgewiesene Geschwindigkeit halten. Steht ein 110 km/h auf der Autobahn, reize ich die von der deutschen Gesetzgebung großzügig eingeräumte, punktefreie Zone von 20 km/h plus durchaus auch gern aus. Und auf den Hauptstraßen deutscher Städte fahren sicherlich die wenigsten tatsächlich genau 50 km/h.
Interessanter Weise ist dieses Ausreizen aber auffällig vor allem in Deutschland zu beobachten. Und selbst als deutscher Autofahrer entdeckt man die Gelassenheit des vorschriftsmäßigen Fahrens, sobald man im Ausland unterwegs ist. Schließlich wird es dort in der Regel bei Übertritten teuer.

Ich habe einen einzigen Punkt in Flensburg. Weil mich vor rund fünf Monaten ein Blitzer auf der A7 kurz nach einem 120 km/h Schild mit 21 km/h zu viel erwischt hat.
Mist!
Bezahlen. Nachdenken. Abhaken.
Update 2024: Ich habe keinen einzigen Punkt in Flensburg.

Es gibt Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht umsonst. Und wir als Autofahrer haben zumeist überhaupt nicht den Einblick, ob diese an bestimmten Stellen nun gerechtfertigt sind oder nicht. Ginge man nach der Meinung der Autofahrer währen wohl 90 Prozent der Geschwindigkeitsbegrenzungen Unsinn.
Unabhängig von unserem subjektiven Empfinden allerdings: Wenn eine Geschwindigkeitsbegrenzung existiert, haben wir sie zu befolgen. Ende. Tun wir es nicht, werden wir unter Umständen bestraft. Und das verdammt noch einmal zu Recht!

Es ist kein bürgerliches Aufbegehren, wenn wir uns nicht an eine Begrenzung halten und statt dessen zu schnell fahren. Nein, das ist Dummheit, Selbstüberschätzung und Egozentrik.
Ich habe kein Verständnis für Menschen, die wegen des Bildes einer Radar”falle” (“Falle”, welch’ Wort schon) zum Anwalt rennen. Es besteht kein Diskussionsbedarf bei derlei Dingen. Fahrt ordentlich, schon wäre die Diskussion erledigt.

Blitzer und Laser mögen viele gern als Abzocke sehen. Aber diese Behauptung ist anmaßend. Fährt man vorschriftsmäßig wird man nicht geblitzt. Eine ganz einfaches und durchaus auch praktisch zu handhabendes Leitmotiv.

Funktioniert in anderen Ländern übrigens durchaus.
Kein Blitzer wird euch mit 3 km/h zu viel erwischen, den allein schon Tachovorlauf und Messtechniken können die im laufenden Verkehr kaum richtig ermitteln. Nicht umsonst gibt es prozentuale Abzüge. Nicht umsonst gibt es eine ziemlich großzügig ausgelegte Regelung, bevor es erste Punkte und empfindlich finanzielle Strafen gibt.

Ja, ich bin durchaus ein Verfechter des Blitzers.
Und das, obwohl ich Autofahrer bin. Und das, obwohl ich die freien Abschnitte deutscher Autobahnen nicht missen will. Und das, obwohl ich Geschwindigkeitsbegrenzungen zuweilen auslote.

Wir alle sind im Straßenverkehr keine Engel – das hat viele Gründe (Aktualisierte Studie von 2023). Aber man kann sich im Griff haben. Bin ich mit Testwagen unterwegs zum Beispiel, fahre ich natürlich wesentlich bewusster – und vorschriftsmäßig. Schließlich habe ich eine Verantwortung.

Und genau diese Verantwortung sollten wir alle nie vergessen, wenn wir unterwegs sind. Verantwortung und Respekt – mir selbst ebenso wie anderen gegenüber. Zur Verantwortung gehört auch: wer sich nicht an Regeln hält, hat die Konsequenz zu tragen. Und anschließend kein Recht, über die Konsequenz zu schimpfen.

Das hat übrigens nichts mit Obrigkeitshorsamkeit zu tun. Kommt man sich schlecht behandelt vor, oder denkt eine bestimmte Geschwindigkeitsregelung an einem Ort sei falsch gibt es demokratische Wege darauf aufmerksam zu machen. Eine Geschwindigkeitsvorschrift aber einfach aus Prinzip zu ignorieren, anschließend – so man erwischt wurde – laut fluchend von Abzocke zu reden und anwaltliche Schritte einzuleiten, gehört nicht dazu. Das ist dumm und dreist.

Blitzmarathon? Ja, gern. Denn dann haben wir mal einen Tag im Jahr, in dem wir das Thema kurz besprechen können.

Ich bin nicht dafür an jeder Ecke einen “Blitzer” aufzustellen. Ich bin dafür, dass wir als Autofahrer Verantwortung übernehmen. Und wer in eine Radar”falle” tappt, der sollte eben zu dieser Verantwortung stehen. Man nehme es als Ehrenschuld, zahle und reflektiere anschließend das eigene Verhalten – statt ‘Abzocke’ zu monieren. Oder noch einfacher: Fahrt einfach vorschriftsmäßig!

Welche Meinung habt ihr zum Thema Blitzer und Blitzmarathon – schreibt es in die Kommentare, ich bin gespannt!


Text vom: 15.04.2024, 19:13 Uhr / Letzte Aktualisierung: 15.04.2024, 19:22 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.


Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Ich hatte gestern erst eine Diskussion in der Arbeit mit einem Kollegen über das Thema. Der Kollege fährt regelmäßig zu schnell. Und wird auch regelmäßig geblitzt. Er hatte einen Tag zuvor wieder ein Foto zugesandt bekommen und regte sich darüber auf.
    „Abzocke!“, „Unfair!“, „Da wird nur kassiert!“
    Und dann stünde ja demnächst auch noch der Blitzermarathon an, da würde dann noch viel mehr kassiert werden.

    Ich hab ihm dann humorvoll versucht zu erklären, dass es da eine geheimen Trick gibt, um „unsichtbar für die Blitzer“ zu werden: Die Zahl, die der Tacho des Autos anzeigt, muss identisch oder niedriger sein, als die Zahl, die in den runden Schildern am Straßenrand angezeigt werden. (In Anspielung auf den Artikel des Postillons: https://www.der-postillon.com/2015/10/autofahrer-entlarvt-geheimen.html).

    Er gab mir Recht, verstanden hat er es aber vermutlich nicht. Und so werde ich mir in ein paar Wochen wieder das gleiche Geheule über die „ungerechte Abzocke“ anhören dürfen.

    Sturer Hund / 18.04.2024 / #

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