Demokratie stirbt an der Paywall

Die Demokratie stirbt an der Paywall titelt der von mir durchaus geschätzte The Atlantic. Und packt den Artikel hinter der Überschrift hinter eine Paywall.

Mit Tools wie archive.md kann man derlei Artikel ja „spenden“ und der geneigte Leser sie abrufen: https://archive.md/ZmI2i – hier der Atlantic Artikel.

Und so sehr ich das Dilemma des Journalismus verstehe. Aber gerade dieser Artikel beweist einfach, wie absurd das alles gerade ist.

Dasd Problem existiert auch in Deutschland.
Und es ist zuletzt das, was Rechtspopulismus so erfolgreich macht. Wie titelte Stephan Pfeiffer vor ein paar Tagen: Propaganda ist kostenlos, gut recherchierte Information kostet – das Elend der Paywalls

Das fängt damit an, dass rechte Portale oft kostenfrei sind.
Es setzt sich vor allem da fort, wo Aufklärung angebracht wäre. AfD und Co. kübeln ihre Falschbehauptungen in alle Äther, und die Faktenchecks passieren hinter den Paywalls. Erst an diesem Wochenende wieder passiert mit dem unsäglichen „TV Duell“ zwischen CDU und AfD in Thüringen: Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD). Die Faktenchecks bei WELT: hinter der Paywall. Bei SPIEGEL: Hinter der Paywall. Zumindest im Redaktionsnetzwerk Deutschland und im FOCUS gibt es den Faktencheck frei; wobei man gerade im Online-Bereich sich die Frage stellen muss, auf welcher politischen Seite der Focus da agiert.

Klar, Abonnenten fängt man nur mit Themen die gesellschaftlich relevant sind.
Aber zwischen gesellschaftlich relevant und gesellschaftlich notwendig gibt es unterschiede. Und ähnlich wie Katastrophenlagen sollten politische Aussagen und Faktenchecks nicht hinter Paywalls verschwinden. Das zerstört Diskussionskultur und Faktenlagen. Und die zerstören demokratische Prozesse – und sei es nur der zur freien Meinungsbildung.
So muss auch die unsägliche Angewohnheit, Interviews mit amtierenden Ministern hinter Paywalls zu stecken und dann nur mit Fragmenten dafür in Presseaussendungen Werbung zu treiben, enden.

Nun.
Was ich eigentlich sagen wollte: Über den Atlantic-Artikel, der sich hinter einer Paywall über Paywalls ausläßt, musste ich heute herzlich lachen. Auch, wenn es eigentlich traurig ist.


Text vom 16.04.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 16.04.2024, 11:48 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.