Fahrräder in Deutschland

Vorsicht, Unpopular Opinion … und bitte sportlich nehmen.

Dick, reich und bequem: Deutsche lieben ihr E-Bike.

… was wäre das für eine schöne Schlagzeile, ich ich schreiben tät, wäre ich bei einer Boulevard-Zeitung. Aber ganz so harsch will ich nicht sein. Auch, wenn mein Unverständnis darüber bleibt, wieso man als halbwegs normal funktionierender Mensch aber 3.000 Euro für ein E-Bike hinblättert, statt ein normales Fahrrad zu kaufen. Ja, auf der einen Seite müsste man denken: Na, wenigstens sind sie draußen und fahren vielleicht etwas weniger Auto.
Auf der anderen Seite haben in den letzten annährend 140 Jahren normale Fahrräder auch gereicht …. Wobei das fast schon ein bisschen nach Fortschrittsverweigerung klingt. Aber mal ehrlich, ich gönne den ganzen Gerds und Ilonas ihre 35-Kilo-Fahrräder, mit denen sie zunehmend Unfälle bauen – meist tödliche übrigens. Was ich jedoch einfach nicht verstehe: wozu gesunde 14-jährige oder End-20er jetzt unbedingt ein E-Bike brauchen.

Naja, jedenfalls: Erstmals hat der E-Bike Absatz den Absatz von „Bio-Fahrrädern“ (die dümmste Umbenennung eines Produktes jemals) überholt. Glückwunsch. Und ich dachte, wir sind dank Corona alle zu MAMILs geworden, statt zu E-Bike-Statussymbol-Lenkern.

Vielleicht ist mein primäres Problem einfach, dass viele Radfahrende mit ihren schweren und plötzlich doch sehr ungelenkten Mega-E-Bikes einfach nicht mehr zurecht kommen. Es ist ein Unterschied, was ich hier rumfahre. Vielleicht ist mein Problem auch, dass E-Bikes meist riesige Monster sind – die SUVs unter den Zweirädern. Und vielleicht ist mein Problem auch, dass unsere Radinfrastruktur nicht mal für langsame normale Räder funktioniert – wie soll die plötzlich mit reflexarmen Menschen auf 30 km/h schnellen Panzern klarkommen, wenn ich mit dem normalen Fahrrad manchmal schon denke: hui?

E-Bikes sind keine Fahrräder sondern elektrifizierte Mofas. Entsprechend sollte man sie behandeln. There I said it

(Grafik: ZDFheute auf Instagram


Ergänzung. Weil sich auf Threads offenbar einige wirklich angegriffen fühlen 😂

Von mir aus darf übrigens jede:r als Fahrrad fahren, was er/sie will. Mir doch egal, ob das ein 30 Jahre altes Vintage-Bike, ein 15.000 Euro-Renner oder ein batteriebetriebenes E-Bike ist. Wir leben in einem freien Land.

Ich mag es durchaus, wie ich als Rennradler von knorrigen Alt-Radlern angeraunzt werde, weil ich „rase“. Ich blicke erstaunt auf Mountainbiker, deren Lenker manchmal ausladender sind als die aus Easy Rider. Mich nerven Lastenräder, die ich auf normalen Radwegen nicht überholen kann, und finde trotzdem cool, dass Menschen endlich realisieren, dass man in der Stadt keinen Minivan als Familie braucht.

Das Problem sind nicht die Räder, sondern die Infrastruktur.

Trotzdem verstehe ich eben nicht, wenn mir auf dem flachen Land ein 14-jähriger auf einem 4.000-Euro-E-Mountainbike entgegen kommt. Nicht aus gesellschaftlicher, ökologischer oder gesundheitlicher Sicht. Bin halt auch nur ein knorriger alter Mann …


Text vom 08.04.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 08.04.2024, 16:50 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.