Ganz einfach: Sei kein Arschloch
Ich werde bald 45.
Und ich merke an mir, dass ich zunehmend so ein 'Deine Meinung geht mir am Allerwertesten vorbei'-Mindset entwickle. Nicht, weil mir Menschen oder die Zukunft dieses kleinen blauen Planeten egal sind. Sondern weil mir der zunehmende Wahnsinn der Gesellschaft, Welt und Politik zusetzen. Diese Giftigkeit in allem, was gesagt und geschrieben wird.
Dabei – denke ich so, als alter weißer Mann – vermisse ich hauptsächlich eine Sache, die uns scheinbar zunehmend abhandenkommt, aber vieles besser machen würde. Sich nämlich an die eine Regel zu halten, die ich meinen Kindern als höchstes Gut mitgab:
Sei kein Arschloch.
Sei freundlich zu Dir selbst.
Sei freundlich zu anderen.
Mehr nicht. Mehr einfach nicht.
Da steckt alles drin. Sei nett, sei höflich, sei ein wenig rücksichtsvoll und versuche, Dein Gegenüber zu verstehen. Dann würde manche Aussage anders aussehen, manch Tat nicht getan und manche Diskussion anders verlaufen.
Und ja. Auch ich weiche manchmal von dem Pfad ab.
Weil mich eine einzige Sache auf dieser Welt ernsthaft triggert: ignorante Dummheit.
Aber ich versuche, dieses eine Gebot als Mantra des Lebens zu umarmen. Deshalb alle mal mitmachen.
Einatmen.
„Sei kein Arschloch.“
Ausatmen.
Einatmen.
„Sei kein Arschloch.“
Ausatmen.
… und jetzt darfst Du weiterklicken.
Ich hab' hier übrigens mal versucht meine Prinzipien aufzuschreiben, nach denen ich leben will. Baue ich in den kommenden Tagen vielleicht aus, während ich so darüber nachdenke.
John Niven schrieb schon in Gott bewahre:
»Seid lieb.« Gott liebte diesen Spruch, den er von den Schwulen übernommen und zu seinem ersten und alleinigen Gebot erhoben hatte. Wann immer Er darüber nachdachte, wie wundervoll schlicht diese Worte doch waren, durchzuckte Ihn automatisch der folgende Gedanke: verfickter Moses. Was für ein arroganter Flachwichser bringt es fertig, das eine Gebot, das ihm gegeben wurde, in die Tonne zu kloppen und dann mit zehn eigenen aufzutauchen? Moses, ganz genau. Moses, das wussten alle, hatte immer schon ein paar Schrauben locker gehabt. Ein paar Schrauben locker? Der Kerl hatte einen gewaltigen irreparablen Dachschaden. All diese gruseligen Vorschriften über so kranken Scheiß, wie zum Beispiel, den Ochsen seines Nächsten zu begehren? Wozu sollte das gut sein? Was hatte der Dreckskerl sich davon versprochen, alles mit einer gehörigen Portion Schmuddelsex aufzupeppen? Macht. Ehrgeiz. Ego. Die üblichen Gründe eben, aus denen etwas passierte.
Das ist exakt unser Credo bei der Erziehung der Kinder. »Don’t be a dick!« klingt zwar schmissiger, ist bei jüngeren Kinder aber schwerer zu vermitteln.