Du ergähnst hier nicht die Million

Stefan Raab ist zurück.
Das Comeback, auf das – sind wir mal ehrlich – niemand gewartet hat.

Wie schreibt die ZEIT so schön: „Raab hätte die Stefanie Graf des TV sein können“ – in Würde abtreten und dann konsequent einfach bleiben lassen. An Geld mangelt es nicht. Aber der Stachel, dass die Rechte an seinen Ideen nicht mehr ihm gehören scheint tief zu sitzen.

Raab trat 2015 ab und hatte deutlich sichtbar keinen Bock mehr.
Raab kommt zurück und hat noch immer deutlich sichtbar keinen Bock.

Die neue Show „Du gewinnst hier nicht die Million“ ist im Grunde eine Mischung aus dem alten TV Total, Schlag den Raab und Wer wird Millionär.
Es ist ein Studio, dass klar an TV Total erinnert. Es sind die gleiche Jeans und Hemd, die Raab in den letzten Jahren seiner Karriere immer trug. Es ist die gleiche Band. Die gleichen Musikstücke. Die gleichen lahmen Gags. Die gleichen TV-Schnipsel. Der gleiche Sidekick, Elton.

Die ersten 50 Minuten dieser Show weiß man schlichtweg nicht: Schaue ich da gerade eine Wiederholung von 1999 oder soll das wirklich neu sein.
Bis irgendwann ziemlich egale Kandidaten-Dullies (beides Mit-30er) auftreten, die Quizfragen beantworten müssen, bevor sie in Spielen gegen Raab antreten. Raab in der Rolle des „Kampfschweins“ bei Spielen jabst, schnauft und stöhnt noch mehr als je zuvor. Der Mann ist 57, sei ihm gegönnt. Raab in der Rolle des Quizmasters ist dann aber so das ziemlich Schlimmste, was meine Augen im TV über die letzten Monate erdulden mussten.

Mich wundert es nicht, dass RTL keine Lust hatte, dieses Ding im linearen Fernsehen zu senden. Erst recht nicht direkt gegen Raabs einstiges Kind TV Total, welches seit nunmehr drei Jahren erfolgreich von Sebastian Puffpaff auf Pro7 läuft.
Also programmierte man es auf RTL+, dem hauseigenen Streaming-Dienst. Der hatte gestern ab 20:10 Uhr dermaßen auffällige Performance-Probleme, dass man annehmen muss, es bestand einiges Interesse an Raab. Auswirkungen auf die TV Total-Quote indes hatte es nicht. Bei RTL+ zeigt man sich zufrieden mit dem Abruferfolg, bleibt Zahlen aber schuldig. Erwartbar.

Ich für meinen Teil zahle RTL+ zum Glück nur indirekt über Magenta TV und ärgere mich dann zumindest nur über die verlorene Zeit gestern – nicht auch noch wegen des Geldes. Die RTL+ App, die seit ehedem ungenutzt auf meinem virtuellen Desktop des Smart TV liegt, darf dann aber wieder Staub ansetzten.
Raab darf ohne mich weiter machen.

Klar. Alles eine Frage der Erwartungshaltung am Ende.
Raab bedient einen absoluten Nostalgiefaktor. Aber ich und die TV Landschaft haben sich dann in den letzten 10 Jahren eben durchaus weiter entwickelt, während Raab nur noch seiner kreativen Hochphase hinterher hechelt.

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Text vom 19.09.2024 Uhr / Letzte Aktualisierung: 21.09.2024, 09:25 Uhr

Hi, ich bin Thomas

Seit mehreren Jahren schreibe ich über Mobilität, Technologie und die Digitale Gesellschaft. Wenn du magst erfährst du hier mehr über mich.