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23. Mai 2025

Read Later-Dienst Pocket verschwindet – meine Geschichte & ein paar Alternativen

Von "Read Later"-Diensten habe ich mich vor einer ganzen Weile schon verabschiedet. Denn egal ob Pocket, Omnivore, InstaPaper oder die Safari-Read Later-Liste – sie alle waren bei mir nur Kartei-Fächer in denen Artefakte vor sich hin vergammelten. Und wenn ich dann doch mal die Zeit fand einen Blick hinein zu werfen, erhöhten sie den Druck, das Gespeicherte zu lesen.

Heute speichere ich "Interessantes" noch in meinem eigenen kleinen Link-Archiv, weder aber mit dem Tag #ReadLater noch blicke ich irgendwann zurück. Sie schlummern da und ich finde sie, wenn mir das Thema irgendwann bekannt vorkommt oder ich es brauche.

Ein Schicksal erleiden im Grunde auch alle Read it Later-Dienste: Sie verschwinden.
Denn nur in wenigen Fällen verweilen sie in einer finanzierbaren Nische mit enthusiastischem Gründer und kleinem Team, so dass es sich lohnt. Denn sind wir realistisch: auch, wenn es einige solcher Dienste gibt – die Zahl der Nutzer:innen wird überschaubar sein. Dank der Wallet Gardens und Apps ist das Open Web doch nur noch Nische…

Nun erwischt es mit Pocket aber gefühlt den größten und einen der ältesten Dienste – die App wird Mitte des Jahres verschwinden.
Dabei hätte man eigentlich annehmen können, dass er bleibt. Denn seit 2017 gehört der als 'ReadLater' von Nate Weiner im Jahr 2007 gegründete Dienst zur Mozilla Foundation.

Die knipst nach 17 Jahren das Licht aus.
Zugegeben: Im Internet entspricht das quasi einem Äon.

Bye, bye.
Wenigstens gibt es eine Export-Möglichkeit.

Alternativen zu Pocket

Und wer jetzt auf der Suche nach etwas neuem ist, hier einige Ideen:

  • InstaPaper ist klein und enthusiastisch genug.
  • GoodLinks sieht gut aus … ist aber auch wieder ein geschlossenes System.
  • Raindrop und Wallabag sind Freemium-Dienste & Open Source.
  • Omnivore und Karakeep sind für den eigenen Server & Open Source.
  • Otter ist ein Bookmark-Manager für den eigenen Server mit Fediverse-Anbindung.
  • Linkding ist ein Bookmark-Dienst für den eigenen Docker-Container
  • … und meine/die Notizapp Obsidian hat einen wunderbaren WebClipper.

… da sollte jede:r fündig werden.
Viel Freude damit.

/via

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13. April 2025

Webseite-Traffic durch Suchmaschinen ist tot

"Gemini von Google wird uns praktisch zerstören", sagt Dennis Ballwieser, Chefredakteuer der Apotheken-Umschau. Und weiter: "Portale, die auf Reichweite abzielen, sind tot. […] Dieses Geschäftsmodell [mit Website-Traffic Geld zu verdienen], das jetzt seit 20 Jahren funktioniert hat, ist zu Ende."

Ballwieser hat Recht.
Wer sich als Website-Betreiber bisher auf Google verlassen hat, sollte dringend sein Geschäftsmodell überdenken.

Seit ChatGPT im November 2022 aufgetaucht ist wird klar: Large Language Modelle (LLM) zerstören den Web-Traffic und die traditionelle Suche. Auch wenn Sprach-Modelle wie ChatGPT eigentlich keine Suchmaschinen sind, nutzt eine zunehmende Zahl Menschen es so. Hinzu kommen junge Menschen, die eher visuelle Ergebnisse wollen statt Linklisten, weshalb YouTube und TikTok im Alltag heute schon eine massive Zahl von Suchanfragen beantworten. Und jetzt tritt Google mit Gemini und seiner Suchanfragen-Zusammenfassung in die gleichen Fußabdrücke. Dabei ist Googles Zug nur konsequent: das Unternehmen wurde nie als Suchmaschine entworfen, das Menschen Linklisten präsentiert. Im Gegenteil, Google wollte von Anfang an eine Antwortmaschine sein.

Wir erleben einen massiven Shift im Verhalten, wie wir Inhalte Suchen und Entdecken.

Das war ein Grund, weshalb ich UberBlogr vor drei Jahren gegründet habe: Um Blogs und Inhalte leichter entdecken zu können. Weil (kleine) Webseiten aus unserem Alltag verschwinden werden.

Googles neue Zusammenfassung zeigt schon wenige Wochen nach ihrer Einführung einen negativen Trend im Webtraffic: In den USA beklagen Verlage einen deutlich spürbaren Traffic-Verlust. Besonders stark betroffen sind dabei die Angebote, die bisher von Google oft am meisten profitiert haben: Nischenblogs aus Bereichen wie Reisen, Kochen oder Heimwerken.

Seit dem Auftauchen von ChatGPT erkläre ich Kunden im Marketing-Bereich, dass die wichtigste Aufgabe einer Website künftig ist, den Large Language Modellen die besten Futter-Happen anzubieten, damit die nicht von anderen, sondern von der Unternehmens-Website lernen. Suchmaschinen-Optimierung ist gestern, LLM-Optimierung ist heute.
Für Websiten, die von Traffic leben indes wird der Kampf noch schwerer. Sie müssen sich andere Modelle ausdenken und stehen dabei vor der Herausforderung, dass ihnen sowohl Social-Media-Plattformen und LLMs Traffic wegnehmen, als auch jetzt die Monopol-Suchmaschine Google.

Wir stehen nach 20 Jahren erneut vor einem krassen Shift, wie wir das Internet nutzen.
Für kleine Webseiten und das Indieweb sehe ich vor allem die Chance sich zu verbinden und eigene Angebote zum Entdecken anzubieten. Das ist ein Grund, weshalb ich vor drei Jahren UberBlogr gegründet habe. Das ist ein Grund, weshalb ich Angebote wie Rivva liebe. Es sind Projekte, die uns jenseits der Giganten die Möglichkeit geben, Inhalte und wirklich Neues zu entdecken.

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