Zurückrudern mit Friedrich Merz
„Die Aufgabe erfordert eine Führungspersönlichkeit mit einer Vision für die Zukunft. Leider ist das nicht Herr Merz. Mit seinem Engagement für Steuererleichterungen für Wohlhabende, strengeren Beschränkungen für Migranten und Kürzungen für Sozialhilfeempfänger ist er eine rückwärtsgewandte Figur. Sein Programm läuft darauf hinaus, die Uhr zurückzudrehen in eine Zeit, in der sich das Land auf billige Energie und reichhaltige Exporte verlassen konnte, um sich auf der Weltbühne zu behaupten. Heute braucht Deutschland dringend einen Wandel. Stattdessen bekommt es Herrn Merz: einen Mann von gestern, mit den Ideen von gestern.“, schreibt Lukas Hermsmeier zutreffend in der New York Times über Friedrich Merz.
Und es ist genau das, was mich seit Jahr und Tag an Merz stört.
Über die vollkommene Abwesenheit einer politischen Vision habe ich mich ja schon in den letzten beiden Bundestagswahlkämpfen beschwert. Olaf Scholz immerhin stand für "weitermachen" nach der Ära Angela Merkel. Friedrich Merz, der eigentlich nur Kanzler werden wollte, weil sein gekränktes Ego das eben verlangte, fehlt es an allem: Kompetenz, Führungsqualität, Vision und dem Willen zur Veränderung. Merz will zurück. Zurück zum Zwei-Geschlechter-Weltbild. Zurück zu Atomstrom. Zurück zum Verbrennermotor. Zurück zur Ölheizung. Zurück zu Briefen mit Füllfederhalter.
Zurück passt aber nicht nur ins Denk-, sondern auch ins Aktionsmuster von Merz.
Er gehört zu den Menschen, die Dinge auf einer Bühne einfach mal sagen. Keine Ahnung ob aus Unbedachtheit oder Kalkül. Und wenn dann Gegenwind kommt, rudert man eben zurück – ungezählte Treffer gibt es bei Google zu "Merz rudert zurück" - bei Gesagtem zu quasi allen Themen: Wasserstoff, Stahl, Rente, Frauen, Linken und Grünen, Rechten, Steuern, Schwulen, …
Friedrich Merz, der Ruderer. Halt nur in die verkehrte Richtung. Immer.