⭐️ 5/5
„Bist du glücklich?“
Diese Frage hört Jason Dessen als Letztes, bevor sich sein gesamtes Universum verändert. Und diese Frage ist es, die sich durch den gesamten Roman ‚Dark Matter – Der Zeitenläufer‚ zieht.
Wir alle stellen uns hin und wieder die Frage: Was wäre, wenn … ich in der Schule fleißiger gewesen wäre? Nicht so jung Kinder bekommen hätte? Und was wäre aus diesem Job erwachsen, den ich einst ausschlug?
Die Summe aller Entscheidungen, die wir trafen, macht uns zu dem, was wir sind – Wege, die wir gingen. Aber eben auch Wege, die wir nicht einschlugen.
Jason Dessen, der Held im Roman von Blake Crouch, lebt ein recht normales Leben: er ist Physik-Professor, verheiratet, Vater.
Nichts, vorauf man eifersüchtig sein müsste. Nichts außergewöhnliches. Denkt er zumindest. Doch eines Abends nimmt sein Leben eine Wendung: er wird entführt und wacht in einer neuen Welt wieder auf. Und die Frage trängt sich auf: ist er krank? Hat er sich sein bisheriges Leben nur eingebildet? Und viel wichtiger – wie kommt er zurück in das, was er als sein Leben bezeichnet?
„Dark Matter“ ist mit das beste Buch, dass ich seit geraumer Zeit gelesen habe. Crouch baut seine Science Fiction-Geschichte hervorragend auf und nimmt den Leser auf eine atemberaubende, tiefsinnige Reise mit.
Der Roman ist vor allem ein Buch für Freunde guter Geschichten, selbst wenn man nicht unbedingt auf Science Fiction steht. Denn die Aspekte der Physik stehen eher im Hintergrund. Die theoretischen Gedanken, auf denen die Geschichte basiert, werden in wenigen Zeilen abgehandelt. Es geht Crouch vielmehr um die Menschen. Darum, den Antrieb seiner Hauptfigur zu erklären und zu fragen, welche Puzzleteile und Entscheidungen ein Leben zum eigenen, persönlichen Leben machen.
Wenn man all die Schichten des Lebensstils und der getroffenen Entscheidungen abzieht, was bleibt von einem persönlich übrig? Was ist der Kern des eigenen Selbst?
Nichts existiert. Gott – die Menschen – die Welt – die Sonne, der Mond, das Gewirr der Sterne: ein Traum, alles ein Traum; es gibt sie nicht. Nichts existiert; nur der leere Raum – und du! Und du bist nicht du – du hast keinen Körper, kein Blut, keine Knochen, du bist bloß ein Gedanke.
Absolute Leseempfehlung!
Übrigens: Der Preis für den sinnbefreitesten Untertitel eines Buches geht 2017 an Goldmann. Denn anders, als der Untertitel „Der Zeitenläufer“ suggeriert geht es keineswegs um Zeitreisen, sondern um die Viele-Welten-Theorie der Quantenmechanik. Die Hauptfigur betont eben diesen Umstand im Roman sogar mehrmals … .