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Der alte Fritz

Friedrich Merz hat die Bundestagswahl gewonnen – aber hat das auch Deutschland? Als Kanzler steht da jetzt ein Mann, bei dem es mir schwer fällt ihn Ernst nehmen zu können. Dazu tragen mangelnde Erfahrung, ein ausgeprägtes Ego und sein linkes Feindbild bei.

Fritz also.

Merz ist - so er eine Koalitition mit der SPD hin bekommt – also der neue Kanzler Volkes Gnaden. Trotz seiner ungezählten Ausfälle während des Wahlkampfs hat es gereicht. Ein bisschen mit Schuld an dem ganzen Debakel kann sich die deutsche Presse jetzt nicht abschreiben. Die stete Inszenierung der Ampel-Regierung als zankestüchtige Kindergartentruppe hat am Ende der AfD und CDU genutzt. Dass sich der Wahlkampf dann nicht mehr um Bildung, Umwelt, Mieten und soziale Sicherung sondern nur noch um Migranten und Wirtschaft drehte ist indes ein Verdienst der AfD. Sie hat es geschafft Friedrich Merz mit dem Thema Migration vor sich her zu jagen.

Beim jagen will die AfD bleiben.

Der Wahlkampf war ermüdend und das Wahlergebnis ist für mich kaum erklärbar, wenn ich ehrlich bin.
"Sei kein Arschloch" ist das Motto, auf dessen Basis ich meine Kinder erzogen habe. Ich sehe diese Attitüde vor allem eher im linken Spektrum, während sich Merz und Söder in den letzten Wochen so ziemlich mit jedem angelegt haben, der sich als links oder grün bezeichnen würde. Spalter. Die Merz-Rede am Vorabend der Wahl war an Hohn dann kaum mehr zu überbieten.

Friedrich Merz hat sich mit seinen 69 Jahren politisch bisher nie beweisen müssen. Die CDU hat er im Wahlkampf jetzt von 37 auf 29 Prozent runtergewirtschaftet. Sein Menschenbild ist von vorgestern und das Kuscheln mit der AfD beängistigend. Er bedient sich eher aus dem Buche Trump als Adenauer.

Die kommenden 4 Jahre werden interessant.
Zusammen bekommen die demokratischen Parteien in Zukunft keine Mehrheit mehr hin, um das Grundgesetz zu ändern. Weswegen die Grünen sich jetzt vor der Neubildung des Bundestags noch einmal aufwerfen und anbieten, die Schuldenbremse jetzt aus dem Grundgesetz zu werfen – statt Merz daran scheitern zu sehen, wollen sie ihm helfen. Eine solche Selbstaufopferung habe ich bei CDU und Merz bisher nicht gesehen. Merz, so scheint es, wollte dieses Amt immer nur, weil sein Ego von Kohl und Merkel gekränkt wurden. Jetzt steht er vor einem Berg aus dampfenden Exkrementen – Trump, Ukraine, Russland, Wirtschaft, Europa – und muss mal schauen, wie er mit seiner nicht vorhandenen politischen Erfahrung und den durchwachsenen Erfolgen in der Wirtschaft, die er aufzuweisen hat, zurecht kommt.

Klar, könnte schlimmer sein. Kanzlerin Weidel?
Man kann eigentlich nur hoffen, dass die Nazi-Partei AfD bei 20% ihre Mobilisierungsgrenze erreicht hat. Bei einer Wahlbeteiligung die so hoch wie seit der Wende vor 35 Jahren nicht mehr war.

Ein bisschen Angst habe ich vor Friedrich Merz. Seine im Wahlkampf zur Schau gestellte Fahrigkeit, die dann gar in Zusammenarbeiten mit der AfD münden und seine Unerfahrenheit könnten Probleme verursachen. Sein sehr, sehr konservatives Umwelt- und Menschenbild könnten Errungenschaften der letzten Jahre zerstören – wer gegen Wokeness wettert, Windräder abbauen will, weil sie hässlich sind, nur 2 Geschlechter kennt und Bürgergeld-Empfänger triezen will, der hat hoffentlich einen Koalitionspartner im Boot, der ihn aufzuhalten im Stande ist. Ob das eine SPD ist, die sich nach dem Wahldebakel am Ende von Kapitel Scholz neu erfinden muss sein kann?

Ein Gutes indes hat das Alles: Die FDP, Christian Lindner und die BSW sind weg.

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Kommentare

  • Hallo Thomas, lieben Dank für den Artikel. Ich teile viele Deiner Bedenken. Irgendwie passt auch die Analogie mit Mr. Burns von den Simpsons zu ihm. Im Hintergrund dampft der Meiler ... Einen Flop können wir uns eigentlich nicht leisten. Gerade jetzt.

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