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Erinnerungstrip nach Ludwigsburg

Zu Ostern zog es uns zurück in die alte Heimat Schwaben – nach Ludwigsburg. Wir besuchten alte und neue Plätze, ließen uns ein bisschen Treiben und schwelgten in Erinnerungen.

Vorgeschichte.

Irgendwann Ende 2000 saß ich in meiner Heimatstadt gelangweilt am Rechner und fing an zu bloggen. Ich gebe den 05. Januar 2001 immer als Geburtstag dieses Blogs an, weil ich da erstmals in die Welt hinausrief – in die kleine Blogosphäre, und Simone war eine der ersten, die "Hallo" sagten. Über die kommenden Wochen kam irgendwie ein Austausch Zustande, irgendwo erwähnte ich, dass ich arbeitssuchend sei und sie meinte: Hey, wir suchen in der Agentur, in der ich arbeite, jemanden, der HTML kann … Ein paar Tage später saß ich ihren beiden Chefs gegenüber. Joakim und Jürgen. Wir fanden uns nett, Simone legte noch ein gutes Wort ein und ich hatte ein paar Tage darauf einen Job in Ludwigsburg, 400 Kilometer entfernt von dem Ort, an dem meine schwangere Freundin (und heutige Frau) und ich wohnten.

Ich fing Anfang März an, pendelte am Wochenende nach Hause, wo meine Frau übergangsweise wieder bei ihrer Schwester einzog. Im April kam unser gemeinsamer Sohn – im Internet später als Kind1 bekannt – zur Welt. Ein paar Wochen später fand ich mit der Hilfe meiner beiden Chefs eine Wohnung in Ludwigsburg und für die nächsten fast 5 Jahre wurde die Stadt unser Zuhause. Unsere Tochter – Kind2 – kam dort zur Welt. Und ein Stück Herz blieb beim Wegzug 2006 dann durchaus dort.

Kind1 hatte vor ein paar Tagen seinen 24. Geburtstag und beim Klicken durch ein paar alte Fotos kam der spontane Gedanke: Lass uns doch ein paar Tage die alte Heimat entdecken – denn irgendwie stolperte ich über ein paar Fakten, die ich über Ludwigsburg noch nicht kannte.

Ludwigsburg.

Die Stadt war von ungefähr Mai 2001 bis April 2006 unsere Heimat. Und unsere Welt damals ziemlich klein. Wir waren Anfang 20, kleines Kind, alte Wohnung, keine Freunde oder Bekannte. Ich ging arbeiten, meine Frau ging parallel die nächste Stufe des Bildungswegs. Das Budget war klein, ein Auto nicht vorhanden.

Kind1 ging in einen wunderbaren Kindergarten, die Stadt um uns herum war grün – und groß genug, dass wir uns außerhalb unseres kleinen Kiezes kaum bewegten. Die Achse Wohnung – Blühendes Barock – Innenstadt war unsere Welt, links und rechts daneben lagen Arbeit, Kita und Einkauf.

Innerer Schlosshof in Ludwigsburg

Ostern 2025.

Bei unserem Besuch in Ludwigsburg zu Ostern entdeckten wir durchaus Ecken, die wir bisher nicht kannten. Wir nahmen an einer kleinen Stadtführung teil. Spazierten vom Blühenden Barock und der größten erhaltenen Barock-Schloßanlage zum Favorite und schließlich zum Monrepos Schloss. Ein Weg, den wir irgendwie nie getan hatten.

Zwei Tage haben wir die alte Heimat besucht. Haben natürlich die Orte besucht, an denen wir viel Zeit verbrachten früher – meinen alten Arbeitsplatz, den alten Lieblings-Spielplatz von Kind1, den Märchenwald, …

Ludwigsburg hat sich in den letzten 20 Jahren natürlich irgendwie verändert. Aber auch nicht so, dass es eine andere Stadt wäre. Der Wandel ist in Leipzig zum Beispiel viel deutlicher zu sehen. Ludwigsburg auf der anderen Seite ist sich treu geblieben. Die Stadt ist grün, ruhig, ein kleines Idyll für Familien … Irgendwie gewann ich den Eindruck, dass es uns an keinen besseren Ort hätte verschlagen können. Für Kind1 und uns war das Blühende Barock im Grunde das 2. Wohnzimmer (auch in Ermangelung eines Gartens) – Sommer wie Winter. Und es mag ein bisschen Nostalgie sein, aber Ludwigsburg hat auch 20 Jahre später irgendwie nichts an Charme eingebüßt, auch wenn es reiner Zufall war, dass wir hier gelandet sind.

Du bist mitten in Schwaben und doch zieht sich italienisches Flair durch die ganze Stadt. Da ist Markt mit regem Treiben, da stehen – schon damals – Stühle auf dem Marktplatz, auf denen Menschen sitzen und reden. Es ist sauber und nirgendwo ist Graffiti zu entdecken (das ganze Gegenteil von meinem Leipzig). Schon damals war unser running gag, dass in der Stadt kein einziges Blatt den Boden berüht, bevor es von der Stadtreinigung entfernt wird. Überall blüht es, und kaum verwelken die ordentlich gesetzten Blumen in Anlagen und am Straßenrand, kommt ein Trupp von Gärtnern, reißt sie raus und setzt neue.

Schloss Favorite

Ich wöllte nicht zurück – es ist ähnlich wie Jena, wo wir unsere ersten Jahre als Paar verbracht haben. Die Erinnerung verklärt und die zu genießen ist so wertvoll, dass man sie durch Neues nur kaputt machen würde. Ich würde daher nie in eine Stadt zurückziehen, in der ich schon einmal gelebt habe. Aber, liebes Ludwigsburg, wir kommen bestimmt wieder. Mal sehen, 2040 dann vielleicht? Bleib, wie du bist!

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