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Keiner braucht KI in privaten Blogs

Ich kann verstehen, wenn man KI als Partner beim brainstormen nutzt.
Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie Menschen Informationen verarbeiten oder kreative Ideen gebären. Manch einer braucht Ruhe. Manch einer muss es aufschreiben. Und andere brauchen das Zwiegespräch mit einem Gegenüber, um den eigenen Denkprozess zu vollenden. Oft geht es dabei überhaupt nicht um das Feedback, sondern einfach darum, laut zu formulieren, was man denkt.

Ich kann auch verstehen, wenn man KI zur Kontrolle des eigenen Geschriebenen nutzt. Quasi als Lektor.

Was ich aber nicht verstehe ist, wenn man eine KI sein eigenes Denken und Schreiben einfach vollständig überlässt – vor allem im Privaten. Als bräuchte ich fürs Tagebuch schreiben eine Begleitung, die mir über die Schulter schaut und mir lobende Worte und Korrekturen ins Ohr flüstert. Von wegen.

Nee, das hier ist meine private Wiese – da brauch' ich echt keine Aufsicht.
Und natürlich – wie schon Anfang des Jahres in der Diskussion um KI-Bilder zur reinen, sinnentleerten Illustration –, kann man jetzt argumentieren: Wenn ein privates Blog doch meine Spielwiese ist, dann kann ich eben auch mit KI spielen.
Jup. Kannst du. Aber dann tue mir einen Gefallen: Markiere es und überlass mir die Wahl, es nicht zu lesen. Denn ich finde: wenn du in deinem privaten Blog jemanden brauchst, der dir dabei hilft Texte zu schreiben, ist's nicht mehr privat – dann bist es nämlich nicht mehr Du. Und dann ist's für mich schlichtweg auch nicht mehr interessant.

Wir leben in Zeiten, in denen 52% des Geschriebenen im Internet schon nur noch durch KI generierte Texte sind. Ich will den Scheiss nicht lesen. Das ist Abfall. Das ist, wie Weichtieren dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst befruchten.

Kreativität sollten wir nicht der KI überlassen, die soll meine Wäsche und das Geschirr machen. All zu gern auch die stumpfen Tätigkeiten meines Jobs. Aber sie soll mich bitte in Ruhe lassen, wenn es um mein Denken, meine Kreativität und meine Meinung geht.

Als schlechter Schreiber wirst du nur besser, wenn du mehr schreibst.
Und zwar in deinem eigenen Stil. Nicht in einem durch KI rundgelutschten Standard-Sprech.

Ich sag nicht, dass du "verzichten" sollst. Lass die KI dein Lektor sein. Aber ein Lektor ist ein Ratgeber. Dazu gehört, dass du den auch ignorieren kannst. Sind Rechtschreib- und Grammatikfehler wirklich dermaßen schlimm? Für mich beginnt der Eingriff tatsächlich schon beim Satzbau, denn schon der zeigt Persönlichkeit. Lasst uns die Unperfektion viel mehr wieder rauskehren und genießen. Niemand braucht KI-Texte in privaten Blogs.

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Kommentare

  • Aber das macht doch so viel Arbeit, das alles selbst zu schreiben!

    Und ich höre sie schon, die Personal-Branding-Expert*innen, die Business Coaches und Growth Hacker*innen, wie sie wieder in ihren Singsang verfallen: Wenn Du Reichweite willst, musst Du Dich optimieren. Und wenn Du wirklich erfolgreich sein willst, dann lässt Du die KI für Dich arbeiten.

    Genau diese Haltung hat das Bloggen für mich übrigens lange total uninteressant gemacht. Ich wollte eben nicht durchoptimiert, für ein Thema, mich selbst promotend bloggen. Sondern immer noch in erster Linie für mich.

    Und auch bei Fach- und Themenblogs bin ich der Meinung: Wenn ich 08/15-Unternehmenssprech lesen wollen würde, lese ich kein Blog. Ich möchte persönliche Erfahrungen lesen, eigene Beobachtungen und Gedanken, nicht irgendwas durchoptimiertes, das gut in Suchmaschinen oder KI-Chats rankt.

    Deshalb danke für Deinen Appell. Ich unterstütze das ausdrücklich.

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