In der aktuellen Corona-Krise sind viele Arbeitnehmer ins Home-Office „verbannt“, weil Arbeitgeber auf Nummer sicher gehen. ‚Soziale Distanzierung‘ kann helfen, die Virusausbreitung zu verlangsamen, also bleibt Zuhause. Auch meine Agentur TERRITORY webguerillas hat sich zu dieser Maßnahme entschlossen. Und während das für manchen Freiheit bedeutet, kämpfen andere mit den Herausforderungen.

Von meinen zurückliegenden 20 Arbeitsjahren habe ich mehr als 13 im Home-Office verbracht. Auch in meinem aktuellen Job arbeite ich 70 % von Zuhause aus, während mein Team in München und Budapest sitzt.

Im Folgenden habe ich einmal aus meiner Erfahrung heraus die wichtigsten Tipps und Tricks aufgeschrieben, wie ich Zuhause fokussiert arbeiten kann.

Im Home-Office fokussiert Zuhause arbeiten

Meine Tipps aus 13 Jahren Erfahrung im Home-Office

Zuhause zu arbeiten bedeutet vor allem, sich zu disziplinieren. Zu verlockend sind die Ablenkungen – egal, ob es das Ausräumen der Spülmaschine, das überfällige Playstation Update oder das schiefe Regal sind. Die folgenden Punkte haben mir in den letzten Jahren geholfen, die Balance zwischen Beruf und Privatem im Home-Office zu halten.

Fragen zu Rechtlichem oder den richtigen Tools solltest du unbedingt mit deinem Arbeitgeber klären. Dieser Artikel ist darauf fokussiert dir einige Tipps zur Selbstorganisation zu geben.

Dein Arbeitsplatz Zuhause

Such dir den richtigen Platz.
Den richtigen Platz Zuhause zu finden ist wirklich nicht einfach.
Wenn du Zuhause Platz für einen Schreibtisch hast: besorg dir einen. In der Wohnung selbst sollte er ruhig und hell stehen, eine Lampe wäre gut. Der günstigste und schmalste Schreibtisch bei IKEA kostet 39 Euro und passt eigentlich in die kleinste Ecke.

Was aber, wenn du keinen Platz hast?
Flexibel bist du natürlich mit einem Laptop. Wenn du Rechner und Monitor hast, wird es schwer. Schau, wie du improvisieren kannst: vielleicht kannst du tagsüber ins Kinderzimmer, und das Kind ins Wohnzimmer? Ist die Küchenanrichte ein Platz, an die du einen Stuhl stellen kannst? Der Ess- oder Küchentisch wäre noch was, und ihr verlagert Essen für die zwei Wochen auf die Couch? Vielleicht ist die Fensterbank breit genug für den Monitor und du kramst den alten Camping- oder Tapiziertisch noch einmal raus?

Vermeide auf jeden Fall das Bett, die Couch und deinen Lieblingsplatz – alles, was für dich sonst eigentlich Entspannung bedeutet. Du solltest nach Möglichkeit Beruf und Privates räumlich trennen, um beides mental zu trennen.

Auch solltest du darauf achten, richtig zu sitzen.
Das bedeutet nicht, dass du einen Bürostuhl brauchst; aber ein Stuhl als solcher wäre gut. Einfach, weil man aufrecht sitzend konzentrierter arbeiten kann. Zum anderen wird dir auf der Couch lümmeln irgendwann in den Knochen weh tun.

Fokussierung beim Home-Office

Zieh dich Morgens an!
Ich weiß, das klingt erstmal bescheuert. Aber es ist mental ein absoluter Unterschied, ob du im Schlafanzug oder in „normalen Klamotten“ am Rechner sitzt. Anziehen bedeutet dabei nicht, dass Jogginghosen verboten sind. Es geht vielmehr darum, sich etwas anderes anzuziehen, als man Abends auf der Couch oder im Bett an hat.
Auch: zieh‘ Morgens deine normale Routine durch, quasi bis an die Haustür, damit dein Kopf in die richtige Stimmung kommt.
Und dann geh bewusst an deinen Arbeitsplatz Zuhause.

Bleib bei deiner Aufgabe …
Das ist natürlich einfach gesagt als getan.
Denn genau das ist nun einmal das Schwierigste im Home-Office.
Helfen kann hier die Pomodoro Technik. Dabei unterteilst du dir deine Aufgaben und arbeitest 25 Minuten konzentriert – mit der Verpflichtung, dich durch nichts ablenken zu lassen. Nicht durch E-Mails, nicht durch Anrufe, erst recht nicht die Spülmaschine. Und auch nicht durch den menschlichen oder tierischen Mitbewohner.
Nach diesen 25 Minuten kannst du dann 5 Minuten Pause machen. Danach gehst du wieder 25 Minuten konzentriert einer Aufgabe nach.

Um das konsequent zu gestalten kannst du natürlich einen Wecker nutzen. Es gibt allerdings auch Pomodoro Apps für iOS und Android. Und auch Webseiten wie TomatoTimers.com oder Pomofocus.io helfen.

… und lass dich nicht ablenken.
Schaffe dir fixe Zeiten, um Mails abzuarbeiten und auch Telefonate zu führen. Denn auch sie können Ablenkung sein – und vor allem das Gefühl befeuern, etwas „geschafft“ zu haben, nach dem dein Kopf dann meint, sich eine Pause verdient zu haben.

Sorge für die richtige Sound-Kulisse.
Büro ist nicht immer leise. Ich beispielsweise brauche eine gewisse „Lärmkulisse“, um wirklich produktiv zu sein.
Dabei sollte ich den Lärm allerdings nicht erkennen. Sprich: Weder Podcast noch Radio sind sinnvoll, weil sie dazu einladen sich von Reportagen, Nachrichten oder dem Lieblingssong ablenken zu lassen.

Besser sind Playlists oder Streams ohne Text. Ich liebe deshalb LoFi und Deep Focus Musik. Seiten wie Noisli und A Soft Murmur funktionieren als White Noise-Generator – sie bringen dir eine Kaffeehausatmosphäre oder Regenwetter nach Hause sorgen so für eine gewisse Kulisse.

Mach Pausen
… und gehe dabei weg vom Arbeitsplatz. Wenn dich normalerweise deine Arbeitskollegen daran erinnern, einmal Pause zu machen (ist bei mir so…), dann gibt es mehrere Alternativen im Home-Office. Entweder du nutzt die oben erwähnte Pomodoro Technik, stellst dir einen Wecker oder du und deine Kollegen schließen einen Pakt: Erinnert euch gegenseitig daran, mal wieder eine Pause zu machen.

Ihr könnt euch natürlich auch virtuell zu Kaffee-Dates verabreden und per Telefon- oder Videokonferenz ein ein wenig reden. Achte dabei aber auf die Zeit, am sinnvollsten sind deshalb wie bei allen Meetings: Zeit einstellen und halten.

Essen und Trinken nicht vergessen.
Auch hier hilft ein Timer, oder Wecker.
Wenn der Lieblingskollege nicht auf einen achtet oder man sieht, dass die anderen zu Mittag aufbrechen, vergißt man gern sich selbst. Also schau, dass du ausreichend trinkst (auch hier gibt es Apps) und auch ißt.

Führe ein ToDo – für Arbeit und Privates
… wenn dir einfällt, dass die Spülmaschine ausgeräumt werden müsste, gib dem nicht nach. Tue. Es. Nicht! Schreib es dir lieber auf die private Seite deines ToDo Zettels. Das Aufschrieben verhindert, dass sich dein Hirn weiter damit beschäftigt und dich so blockiert. Und auf der anderen Seite vergißt du es nicht und kannst es in der Pause oder Abends erledigen.

Abschalten. Und für Bewegung sorgen.
Achte auf die Zeit: Mach Schluss, wenn du auch im Büro Schluss machen würdest. Schalte dann Rechner wie auch Telefon ab, wenn es geht.

Verlasse zum Ende deines Arbeitstages auch nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch deine Wohnung. Geh raus – eine halbe Stunde wenigstens. Das hilft nicht nur, den Kopf frei zu bekommen, sondern auch, dich zu bewegen – etwas, dass man im Home-Office zu gern vergißt.

Meetings im Home-Office

Verkürze Meetings.
Halte keine Telefonkonferenz / virtuelles Meetings, die länger als 45 Minuten dauern. Auch, wenn eure Meetings normalerweise länger sind: die Konzentrationsfähigkeit in Telkos ist wesentlich kürzer. Also halte deine Meetings online so kurz wie möglich.

Bedenke, dass virtuelle Meetings anders laufen, als echte.
Telefon- oder Videokonferenzen sind anders. Nicht nur, technisch, sondern auch in ihrer Aufmerksamkeit, weil man sich etwas unbeobachteter fühlt.
Wenn es sein muss, führe eine Kamerapflicht ein. Ich bin kein großer Fan davon, aber bei wichtigen Meetings kann es helfen, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren und sicher zu stellen, dass keiner nebenher Mails tippt oder anderweitig abgelenkt ist.

Wichtig auch: jeder, der in einer Telko nichts zu sagen hat, sollte sein Mikro stummschalten, ich muss nicht hören, wie jeder atmet, Kaffee schlürft, …

Ernenne vorher zudem Jemanden, der ein Protokoll anfertigt – allein, weil das hämmern auf deiner Tastatur, wenn du redest, ein massiv störendes Geräusch für alle anderen ist. Auch scheinen Gesprächspausen, die durch das tippen entstehen, in einem „leeren Raum“ viel länger zu dauern …

Home-Office mit Kindern

Ich bin seit 2005 im Home-Office. Zu diesem Zeitpunkt war mein älteste Kind 4 Jahre, meine anderen beiden Kinder kamen 2006 und 2008. Sprich: ich weiß, wie es ist mit Kindern Zuhause zu arbeiten.

Die folgenden Tipps sind für Kinder im Kita- und Schulalter.

Richte einen Arbeitsplatz für dein Kind ein.
Wenn du – wie vielleicht aktuell – mit Kind im Home-Office steckst, richte nicht nur dir, sondern auch dem Nachwuchs einen Arbeitsbereich ein. Am Besten legst du den vom Kind in „Sichtweite“ von deinem. Kinder streben den Eltern nach – wenn sie sehen, dass du an deinem Platz arbeitest, werden sie auch an ihrem Platz „arbeiten“. Beschäftigung finden sie mit Ausmalbüchern, Knete, Bastelzeug, … zur Not auch dem iPad (niemand wird dich dafür verurteilen).

Wechselt euch ab.
Wenn beide Elternteile Zuhause sind, wechselt euch ab in der Betreuung. Ein, zwei Stunden du, dann dein Partner in der Kinderbetreuung. So kann sich jeder auf die konkrete Aufgabe konzentrieren.

Lerne zu ignorieren.
Ich glaube, das fällt Müttern mitunter schwerer als Vätern: wenn du arbeitest, versuche die Kids oder den Lärm derer ein wenig zu ignorieren. Wenn sie während des Telefonats mal lauter werden: Egal! Wir sind aktuell alle in einer Ausnahmesituation, keiner wird dich dafür verurteilen oder es für unprofessionell halten.
Auch das Chaos, dass die Kinder tagsüber in der Wohnung verursachen: Ignoriere es tagsüber und räumt am Abend gemeinsam auf.

Macht einen Tages- oder Wochenplan
mit geregelten und festen Zeiten für Arbeit und Kinder – dann wissen die Kids auch, wann du Zeit für sie hast.

Halte dich an den Rhythmus.
Kita-Kinder leben in einem Rhythmus aus Essen, Schlafen, Spielen, Arbeiten. Versucht euch daran zu halten. Das macht es allen leichter, weil die Kinder daran gewöhnt sind.

Lege Kommunikationsregeln fest.
Vereinbart ein Zeichen, bei dem die Kinder wissen, dass sie kurz warten müssen – einfach, um dich gerade nicht aus der Konzentration oder einem Telefon zu holen. Und vertrau den Kids: die verstehen das, wenn du es ihnen erklärst. Im Kindergarten oder der Schule müssen sie es nämlich auch!

Traue den Kindern etwas zu.
Deine Kinder können eingebunden werden. Lass sie den Tisch decken, die Treppe kehren, aber sich auch mal selbst beschäftigen. Wenn du die Zeitintervalle in die oben angesprochenen Pomodoro-Intervalle von 25 Minuten einteilst ist das auch für die Kinder ein zumutbarer Intervall.

Sei ehrlich …

Zuletzt:
Sei offen, wenn du Probleme hast.
Home-Office – insbesondere in der aktuellen Situation – ist eine besondere Belastung. Auch natürlich, weil nicht JedeR einen extra „Raum“ (Zimmer oder einfach sogar einen Tisch) Zuhause hat. Wenn du merkst, dass es nicht klappt für dich, sprich mit Kollegen und Vorgesetzten und versucht eine Lösung zu finden. Home-Office ist am Ende nicht für JedeN die optimale Art der Arbeit … .

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel ein wenig helfen!
Wenn du eigene Tipps und Tricks hast: lass es mich vie Twitter an @gigold wissen. Gern ergänze ich diesen Artikel.