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15. Dezember 2025

Ein Social-Media-Verbot für Jugendliche ist keine Lösung

In einer aktuellen INSA-Umfrage (bei BILD) wollen 60 % der Deutschen ein Social-Media-Verbot für Jugendliche wie in Australien. Und seitens der EU-Kommission findet derzeit eine Untersuchung statt, wie man das EU-weit bewerkstelligt bekommt.

Aber das löst exakt GAR KEIN Problem.
Die Realität ist, dass sich Kommunikation in den letzten 20 Jahren fundamental verändert hat. Wer meint, das Rad jetzt wieder zurückdrehen zu können, verkennt den Zustand der Welt.

Wir lösen das Problem manipulierender Algorithmen und schädlicher Inhalte nicht, indem wir neue Verbote für Kinder erfinden. Im Gegenteil – wir haben schon heute Mittel zur Verfügung, wir müssten sie nur einsetzen.

Wir haben nicht die VHS oder DVD verboten, sondern bestimmt, wer gewisse Inhalte darauf kaufen/ausleihen/konsumieren darf und wer nicht.

Mal ein ganz kühner Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir einfach durchsetzen, dass nachweislich manipulierende Algorithmen und gewaltsame Inhalte ein reines Opt-in wären?
Denn um ehrlich zu sein, hätte auch ich als 45-jähriger nichts gegen eine Kinder-Version von TikTok für mich – eine, in der ich nicht befürchten muss auf Gewaltvideos zu stoßen, halbnackte OnlyFans-Damen treffe und in Rabbit-Holes mannövriert werde.
Wer das mag, kann sich gern verifizieren (wie auch immer, noch ein anderes Thema) und das dann konsumieren.

Wie wäre es, wenn wir mal nicht so tun, als würden wir Kinder beschützen, indem wir sie aussperren von digitaler Teilhabe. Und was genau soll denn gelöst sein, wenn wir dann 16-jährige mit der gleichen, nicht vorhandenen Medienkompetenz in die Algorithmenwelt entlassen? Können die dann Schockbilder, manipulative Inhalte und seggsy Fake-Frauen plötzlich besser verdauen?

Wie wäre es, wenn wir statt Kinder vorzuschieben uns mal als Gesellschaft fragen: Wollen wir all die Gewalt, Manipulation und Hass-Rede wirklich? Braucht es die wirklich im demokratischen Diskurs? Oder wäre es nicht vielleicht besser, an den großen Tech-Plattformen die gleichen Maßstäbe anzulegen, wie an TV, Radio, DVD und Computer-Spiele – und die "harmlose" Version zum Standard zu machen?

Nur ein Gedanke.

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14. Dezember 2025

Re: Marketing für KIs

Konstantin schätzt, das Marketing-Webseiten künftig nur noch für LLMs und nicht mehr für Menschen gemacht werden. Und ich sag' mal so: Aus meinem Job ergibt sich, dass das keine Schätzung ist.

Die Nutzung von Google, das Anklicken von Links, das Lesen von Inhalten geht massiv zurück. Wir fragen zunehmend KI um Antworten oder Zusammenfassungen zu erhalten – ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Aber natürlich ergibt sich für Firmen daraus die Frage, wie man Inhalte nicht primär für Nutzer:innen, sondern KIs aufbereitet. Wie erstelle ich Inhalte, damit die KI-Zusammenfassung von Google die richtige Antwort gibt – oder die Vibe-Unterhaltung mit ChatGPT auf die Frage: "Was könnte ich denn machen, um Freude zu empfinden" die Antwort "Kauf dir 'n BMW" raushaut …

Ich hoffe ja, dass 2026 ein bisschen das Revival von menschlichem Content sein wird. Von dem, dass wir den Entstehungsprozess eines Produkts wieder etwas mehr wertschätzen. Aber für all die Sachen, auf die wir eine schnelle Antwort wollen, oder die uns aufwändige Vergleichsrecherchen im Internet abnehmen können, werden wir zur KI greifen. Und das ist legitim, irgendwie. Und genau deshalb sitzen da in Verlagen und Unternehmen gerade überall Menschen und fragen sich: Wie kommen wir auf reddit, und was nützt mir eine schöne Website, wenn der Bot die Daten falsch interpretiert oder nicht lesen kann? Felix hat über den Komplex von Maschinenverständnis gerade auch einen lesenswerten Ausflug veröffentlicht.

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13. Dezember 2025

Noch ein toller kleiner Film – diesmal 'Werbung' von Polar Bears International und der National Parks Conservation Association: SNOW BEAR ist ein wunderschöner, kleiner Film über einen Eisbären auf der Suche nach einem Freund – mit einem in 11.000 Einzelbildern handgezeichneten Helden.

Die Message: Wir werden in den nächsten Jahrzehnten das Aussterben der Eisbären bezeugen können, wenn wir nicht endlich aktiv werden und die globale Erwärmung stoppen.

YouTube Direktlink / via

Nachdem 2025 das Jahr des AI Slop war, habe ich ein bisschen Hoffnung, dass wir 2026 ein bisschen wieder die Renaissance und Liebe des Menschgemachten finden. Zum Kurzfilm gibt es auch ein tolles Behind the Scenes.

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Lorem ipsum

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Gelernt: Das Fülltexthorn von Lorem ipsum entstammt offenbar Ciceros De Finibus.

…ferner gibt es niemanden, der den Schmerz selbst liebt, verfolgt und erreichen will, weil es Schmerz ist, sondern weil manchmal derartige Umstände eintreten, dass man durch Mühe und Schmerz irgendein großes Vergnügen erreicht

Klingt nach meiner letzten Radtour.

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Von Männern, der Unlust auf Romane, und wie man das ändern könnte

Why Did the Novel-Reading Man Disappear?, fragte die New York Times vor einer Weile. In den USA (und ich vermute: nicht nur da) machen Männer nur noch etwa 20 Prozent der Belletristik-Leserschaft aus.

Im Artikel fragt sich Joseph Bernstein, ob es daran liegt, dass im Roman nicht mehr ausreichend "männliche" Themen behandelt werden. Jordan Castro lässt sich gar dazu hinreißen, zu erzählen, dass der „allgemeine Ton und die Etikette der literarischen Welt feindlich gegenüber maskulinem Ausdruck“ sei.

Das halte ich für reichlichen Quatsch.
Ja, Fakt ist: Während der Anteil der von Frauen veröffentlichten Bücher in den 1970ern noch bei nur etwa 20% lag, hat sich die Quote bis heute auf 50% angeglichen. Beim Absatz lagen Autorinnen vor 50 Jahren noch bei nur 30%, heute verkaufen sie mehr als die Hälfte.

Das bedeutet ja aber nicht, dass es plötzlich ein Mangel an 'männlichen Sichtweisen' oder 'männlicher Sprache' gibt.

Trotzdem aber: Männer lesen weniger.
Zumindest Romane. Die wurden durch Dopamin- und Sucherzeugende Medien ersetzt. Männer scheinen schlichtweg anfälliger für kurzfristige Belohnungen zu sein und haben sich Medien zugewandt, die "den Jagdtrieb" befriedigen, statt sich stundenlang in eine Ecke zu setzen und ein Buch zu lesen.

Die NY Times zeigt auf, dass Männer ihre Zeit heute mit Online-Talkshows, Glücksspiel und in Games verbringen. Das ist besorgniserregend, resümiert der Artikel – für Auseinandersetzung und Bildung.

Niklas Stuhr appelliert an seine Geschlechtsgenossen in der Süddeutschen neulich auch: Männer, lest mehr Romane! (Archive.md-Link).

Weil Männer offensichtlich auf schnelle Befriedigung aus sind, die sich mit Lesen schwer erreichen lässt, braucht es für sie eher ein Rational, wieso sie lesen sollten. Wohl auch deshalb lesen Männer dann eher Sachbücher und Selbstverbesserungs-Schmöker als Romane. Da holen sie was raus!

Und während Bernstein in der NYTimes darüber berichtet, dass es mehr "männliche Literatur" braucht, neige ich eher dazu, Stuhr in der Süddeutschen Recht zu geben: „Es braucht nicht mehr Männer-Bücher […] Vielmehr braucht es einfach männliche Vorbilder, die lesen“. Lesen ist nicht performativ, sondern Freude. Das zu transportieren und die richtigen Hinleiter zu geben, ist wichtig. Und das kann Zuhause anfangen – mit vorlesen, und damit Bücher nicht zu Geschenken sondern zur normalen Nahrung zu machen – Bücher erreichbar, normal zu machen. Oder Bücher auch gemeinsam zu entdecken: Gemeinsam mit den Jungs zu lesen, darüber zu reden, sich Kapitel-Diskussionsmarken zu setzen. Kurz: Die Freude und Auseinandersetzung zu finden.

Also, keine Bücher zu Weihnachten verschenken, sondern Bucherlebnisse. Nur so kann es klappen.

Und warum wir mehr Lesen sollten? Weil es Leseverständnis fördert. In Welten entführen kann, die wir nicht kennen. Empathie fördern kann. Und uns lehren, dass es Wert ist in etwas zu investieren, dass nicht schon nach 10 Sekunden vorbei ist…

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Der sweeteste Weihnachtsspot dieses Jahr kommt aus Frankreich – und ist ein bisschen eine Mischung aus Apples Ding und 'Der Wilde Roboter': Eine wunderbare kleine Geschichte über einen Wolf, der vegetarisch wird.

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12. Dezember 2025

RSL will Lizenzen für Inhalte maschinenlesbar machen

RSL Really Simple Licensing ist ein neuer, offener 'Industriestandard' (nicht vom W3C reguliert bisher). Basierend auf RSS soll der maschienenlesbare Lizenzvereinbarungen ausweisen, um so bspw. KI-Unternehmen zeigen zu können, wie sie Inhalte nutzen dürfen.

Bisher konnte man über die robots.txt nur auszeichen, ob etwas genutzt werden darf. Wie auch die robots.txt kann RSL keinen Bot aussperren; weil aber bspw. auch Cloudflare und Akamai sich dem neuen Standard zuwenden, gäbe es die Möglichkeit über die Anbieter.

Ein spannender Ansatz; interessant wird es, wenn man im Grunde auf Basis der RSL-Auszeichnung tatsächlich eine Forderung durchsetzen kann, sofern Anbieter wie OpenAI und Co. sich über die darin definierte Lizenz setzen würden. /via

Vom W3C selbst gibt es bisher ein Text and Data Mining Reservation Protocol (TDMRep) – hier kann im JSON Format im Grunde mitgeteilt werden, ob Rechte reserviert sind. RSL hat zum Start aber mit breiter Verlags- und Server-Anbieterfront wohl die besseren Chancen.

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8. Dezember 2025

Die KI nimmt Jobs weg, nur nicht meinen.

Fast die Hälfte der Befragten sieht hierzulande zwar Jobs durch künstliche Intelligenz gefährdet. Gleichzeitig sind mehr als zwei Drittel der Befragten weder um ihren heutigen Arbeitsplatz (78 Prozent) noch um ihre zukünftige Karriere (71 Prozent) sonderlich besorgt.

Eine neue YouGov-Studie zeigt, dass Deutsche die KI wenig nutzen, jedoch meinen sich auszukennen und dann doch einen recht guten, differenzierten Blick auf Gefahren in Job, Gesellschaft und Medien haben. Spannend.

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7. Dezember 2025

Lando Norris ist F1 Weltmeister.
Was für eine Saison – und ich gebe zu: Mitte der Saison hatte ich ein bisschen die Hoffnung aufgegeben, zu sehr war Oscar Piastri enteilt. Aber Lando drehte noch einmal auf. Am Ende holt er die WM mit 2 Punkten Vorsprung – trotz zweier Ausfälle in der Saison. Als McLaren- und Norris-Fan liebe ich alles daran. 🧡

7. Dezember, 15:59 Uhr ↦