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Ein Abend beim Sträter

Keine Ahnung, wann ich Torsten Sträter zuerst begegnet bin. Also, begegnet in Form von: Ey, guck mal, da ist ein lustiger Mann mittleren Alters im Fernsehen, der Texte vorliest. Irgendwann auf 3sat wahrscheinlich.
10 Jahre sind's wohl aber schon.

Der Sträter, wie man auf'm Dorf zu sagen pflegt, ist einer von die Guten.
Nicht nur, weil er witzig ist. Sondern auch, weil er stabil ist. Und ehrlich. Er ist – übertriebenes Modewort – authentisch. Ich mag ihn, weil ihn im Alltag offenbar die gleichen Dinge jucken wie mich, und er nicht tritt – weder nach unten, noch nach oben. Und vielleicht ist das Einzige, was ich dem Torsten wirklich ankreide, seine Freundschaft zu Dieter Nuhr. Auf der anderen Seite arrangiert man sich ja manchmal auch mit Deppen und bricht den Kontakt zur EDEKA-Tante im Dorf nicht ab, nuhr weil die AfD wählt.

Jedenfalls, der Sträter lud gestern zu Spielen nach Leipzig ein.
Gut. "Einladen" ist die falsche Formulierung, wenn man knapp über 40 Euro Tacken pro Ticket und dann nochmal 15 Euro fürs Parken zahlt. Präziser also: Die Frau lud mich und sich auf einen Abend ein, an dem Torsten Sträter Lustiges darzubieten hätte.

Ich beschrieb den Abend auf dem Heimweg dann als würde man "in Sträter ein Bad nehmen". Es ist mitreißend komisch und tragisch. Sträter, bekommt man an diesem Abend das Gefühl, hat kaum einen Filter. Seine Erzählungen schwanken zwischen kindlicher und familiärer Tragik und Komik. Er ist schreiend lustig und dann wieder herzlich ernst. Und dann wieder, als er "nicht-binäre-Menschen" anspricht und es im Saal gluckst – wir sind immerhin im AfD-Dunkelland – schwingt er sich zur Abrechnung mit den Glucksern auf und bleibt stabil: "Jemand, der non-binär ist nimmt ihnen doch nichts weg!"

Ich habe den Abend sehr genossen. Fast vier Stunden spielte Sträter vor knapp 6.000 Leuten. Und ich hätte ihm noch Stunden zuhören können, und wollen. Dabei bleiben keine Gags zurück, die man irgendwie vor Freunden wiederholen könnte. Es ist eher so, als säße da der Lustige Onkel Erwin auf der Familienfeier und erzählt Geschichten. Die Art von Onkel, auf den man sich als Kind immer gefreut hat, auf diesen zu langen, drögen Familienfeiern – weil er der Lichtpunkt war und man das Gefühl hatte, er ist nur für einen selbst gekommen.

Danke, Torsten. Auf Bald mal wieder – im Fernsehen, oder Podcast … und vielleicht mal wieder auf einen Abend.

5 Sterne gern wieder, wie man auf'm Dorf inne eBay-Profil schreiben tät.

Kommentare

  • Live habe ich ihn noch nicht gesehen, jedoch schon einige Male längere Showausschnitte. Gefühlt passt für mich ebenfalls alles außer nuhr.
    Mir geht es wie dir: nunja, da auch ich nicht immer alle konsequent ausschließe, die fragwürdig sind, darf er das eben auch.

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