Verstopfen bald US-Pick-Up-Trucks unsere Innenstädte?

"US-Monster-Trucks bald auf deutschen Straßen" schürt der SPIEGEL in einem aktuellen Artikel Angst. Der Hintergrund: Die gemeinsame Rahmenerklärung für das geplante Handelsabkommen zwischen EU und USA sieht vor, dass „Autos von einer Seite des Atlantiks künftig auf der anderen Seite ohne Typgenehmigung verkauft und für den Straßenverkehr zugelassen werden“ könnten.
SPIEGEL-Autor Arvid Haitsch sieht deshalb schon Tausende Tesla Cybertrucks und Dodge RAM in deutschen Innenstädten, die Tausende Menschen überfahren.
Sollen wir mal drauf schauen, wie gut die Chancen dafür stehen?
Grundsätzlich kann man schon heute bspw. einen Dodge RAM in Deutschland kaufen. Vor allem in den ländlichen Gegenden Ostdeutschlands ist die Zahl der Pick-Up-Trucks in den letzten Jahren explodiert. Sie sind ein auf 5,90 Meter gezogener Mittelfinger gegen das Establishment, Elektrifizierung und Umweltschutz. Die in deutschen Augen riesigen Pick-Ups sind in den USA noch die Kleinsten.
Nehmen wir uns mal den Ford F-150 (über Jahrzehnte das meistverkaufte Auto der USA) und den RAM 1500 vor. Den Chevrolet Silverado, den GM baut, können wir uns sparen – schlichtweg, weil GM kein Händlernetz in Europa hat. Ford könnte also den F-150 zu den Händlern schieben und der RAM könnte bei Stellantis-Händlern (bspw. Dodge, zu denen RAM gehört, oder Fiat) auftauchen.
RAM 1500
5,80 Meter bis 6,10 Meter
Kleinste Motorisierung: 3,0l Benziner oder Diesel mit 300 PS
Verbrauch: 11,2 Liter Benzin oder 7,1 Liter Diesel
Ford F-150
5,30 Meter bis 6,1 Meter
Kleinste Motorisierung: 2,7 Liter Benziner mit 330 PS
Verbrauch: ca. 10 Liter Benzin
Cybertruck
5,70 Meter
VW Golf VIII
4,20 Meter bis 4,60 Meter
Kleinste Motorisierung: 1,0 Liter Benziner mit 90 PS
Verbrauch: 4,5 Liter Benzin
Mit durchschnittlich 5,50 Metern Länge und über 2,20 Metern Breite (alle) sind die Autos so groß wie ein normaler deutscher Kleintransporter. Lassen wir einmal außen vor, dass man auf den Spritverbrauch achten wöllte, dann sind die Ausmaße nicht wegzudiskutieren. Was Haitsch im SPIEGEL als Gefahr sieht, sehe ich als Ausschlußkriterium für den durchschnittlichen Deutschen. Mama und Papa müssten permanent einen Kleintransporter durch die Gegend zirkeln. Wer hat denn in deutschen Innenstädten darauf Lust? Mit dem Auto findest du keinen normalen Stellplatz. Tiefgaragen sind eine Verbotszone – nicht nur wegen der Länge, sondern auch der Höhe, die im Normalfall 1,90 Meter überragt. Selbst ein kurzer Stop auf dem Supermarkt-Parkplatz wird zur Herausforderung.
Bleiben dann Steuern und Versicherung. Dank großem Motor und viel CO2 sind US-Fahrzeuge deutlich teurer als europäische Modelle.
Um es mal deutlich zu machen: Ein durchschnittlicher Golf kostet um die 80 Euro Steuern und 200 Euro Haftpflicht im Jahr. Ein RAM 1500 liegt beim vielfachen – dank hoher Steuer (je nach Motorisierung 400 bis 800 Euro; mein privater V6 US-Motor kostet 200) und Versicherung (ca. 600 bis 1200 Euro, Versicherung immer abhängig von Ort, Schadensfreiheitklasse etc, was US-Fahrzeuge aktuell teuer macht ist die Typklasse).
Egal nun, wie die persönlichen Punkte genau aussehen – man kann davon ausgehen, dass ein US-Modell in der Regel 4-mal so teuer ist, wie ein europäisches Auto.
Hinzu kommt ein Faktor, der nicht zu unterschätzen sein sollte: Der Service-Level wird in Deutschland gering sein. Denn selbst, wenn Ford und Stellantis diese Trucks nach Deutschland bringen sollten: Die meisten Händler und Werkstätten sind auf die riesigen Dinger mit Exoten-Motoren nicht vorbereitet. Sie bekommen die Autos schlichtweg nicht in die Garagen, auf die Hebebühnen und dürften sich mit den V6-Hybrid-System wenig auskennen.
Fassen wir also zusammen:
Werden wir bald von US-Trucks überrollt?
Nein. Wer einen US-Truck haben will, bekommt den schon heute. Die Importkosten schrecken denjenigen nicht ab.
Schon heute kommen die US-Pick-Ups auf ca 4.000 Neuzulassungen im Jahr. 2023 wurden 3.857 Dodge RAM und 192 Ford F-150 zugelassen. Ford dürfte wenig Interesse haben, seinen erfolgreichen (kleineren) Ford Ranger – im gleichen Zeitraum mit 10.841 Zulassungen – durch einen großen Bruder mit wenig Nachfrage kaputt zu machen. Der RAM ist nach dem Ranger der zweiterfolgreichste Pick-Up, der Markt also überschaubar – auch, wenn Deutschland aktuell 50% der US-Pick-Up-Importe nach Europa verkauft.
Für den Käufer, der mit einem Pick-Up liebäugelt, bisher aber keinen Import wollte, dürften die laufenden Kosten dann ins Gewicht fallen: Doppelte Spritkosten, doppelte Steuer, locker die doppelte Versicherung.
Und dann kommt der Alltagsnutzen hinzu. Klar, Hashtag Vanlife verstopft schon heute die Innenstädte – aber wer will denn einen Kleintransporter permanent durch enge Dörfer und Innenstädte zirkeln?
Ich glaube: Wer wirklich ein solches Monster will, der hat bereits einen.
Und der Rest wird sich nicht spontan für einen Panzer entscheiden, nur weil der neben einem Fiat 500 auf dem Hof des Händlers steht (und er wird nicht bei vielen Händlern stehen…).
Was meinst du?
Hinweis: Für diesen Beitrag musste ich die KI einfach ein Bild erstellen lassen – es war mir einfach zu sehr ein Bedürfnis; auch wenn KI-Bilder hier sonst nichts im Blog zu suchen haben.
Bei der Steuerlast, ist es für einen normalen Arbeitnehmer ja schon schwierig einen Diesel zu fahren- so eine Kutsche...? Gibt hier in der Kyritzer Ecke 3 geistig schwache die so einen RAM fahren- als Dienstwagen- der eine handelt mit Werkzeug, der andere mit Haferfresser- Zubehör, der dritte- keine Ahnung. Um diese Art Auto bei uns salonfähig zu machen bedarf es einiger steuerlicher Änderungen und geistiger Schwäche in Puncto Umwelt. Bei den Meisten gelten solche Dreckschleudern mit dicken Auspuffen eher als peinliche "Penisverlängerung".