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06 September 2024

#WMDEDGT am 5. September 2024

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ – kurz WMDEDGT – fragt Frau Brüllen stets am 5. eines Monats. Ich antworte nicht immer, aber ab und an. Es bringt die alte Tradition des Tagebuchbloggens für einen Tag im Monat zurück. Schön. Im Blog von Frau Brüllen werden die Beiträge dann immer gesammelt. Hier gibt es die Ausgabe vom September.

06:00 Weckerklingeln. Ich stehe auf, wecke die Kinder für die Schule. Und beschließe, statt um 7 Uhr mit dem Rennrad zu fahren, mich wieder hin zu legen. Heute ist Donnerstag, aber ich hab frei.

08:10 Ich wache vor dem klingelnden Wecker für 8:30 Uhr, auf. Mache mich fertig, kuschel kurz mit dem Hund, gehe duschen und frühstücke. Bereue ein bisschen, nicht mit dem Fahrrad gefahren zu sein – aber Schlaf war wichtiger.

09:15 Ich verwerfe den Plan jetzt mit der S-Bahn in die Stadt zu fahren, erledige noch rasch was für die Arbeit und räume danach die Küche auf. Um 10:30 fahre ich schlißlich in die Stadt.

11:00 TK Maxx. Shirts und neue Schuhe kaufen. Danach zum Friseur. Heute nämlich geht es noch Richtung Ostsee, wo morgen eine Hochzeit statt findet. Die Friseurin und ich sind uns einig: wir halten riesig inszenierte Hochzeiten für Quatsch. Aber hey, wenigstens habe ich jetzt neue Schuhe und nach 5 Monaten auch mal wieder geschnittene Haare.

12:15 Mietwagen abholen. Mein Upgrade ist ein Audi Avant 4.0 TSI quattro. Wird also zügig in Richtung Norden gehen – denke ich da noch.

13:00 Sohn1 Zuhause begrüßen, der in den kommenden Tagen Wohnung und Hund sittet, statt bei sich Zuhause zu sein. Tochter und Sohn2 sind von der Schule zurück (Hurra, verkürzter Unterricht wegen sehr warm). Fix einkaufen fahren mit Frau und Tochter.

15:00 Vom Einkaufen zurück, Klamotten packen & ready to go. Sohn2 und Tochter sind überrascht: „Ach, wir fahren jetzt?“ Als hätte man es nicht erzählt … Beide sind dafür von der Schule freigestellt.

16:00 Ab geht es. Wir kommen bis Berlin gut voran. Dann Baustelle. Stau. Baustelle. Ein brennendes Auto inklusive Vollsperrung für 1:15 Stunden. Baustelle. Kurzer Halt bei McDonalds. Baustelle. Ich erkenne ein System.

22:15 Mit 2 Stunden Verspätung kommen wir im Schloss Hohendorf hinter Stralsund an. Das Get-together inklusive Karaoke haben wir dankenswerterweise verpasst. Hi und Hallo zu allen Teilen der östlichen und schwedischen Familie. Um 02:00 werden wir in den unbequemen Betten versunken sein, aber durchaus gut schlafen.


03 September 2024

Wochenschau 35/24

Ordentlich zu knabbern. Und nicht von dem nahrhaften Zeug.
Im Gegenteil. Denn am Sonntag durften Menschen in Thüringen und Sachsen zur Landtagswahl schreiten und haben genau so gewählt, wie das alle befürchtet hatten. In meiner Heimat Thüringen schwenkt die Mehrheit von der LINKEN zur rechten AfD. In Sachsen gewinnt die CDU hauchdünn vor der AfD.

Wie ich neulich schrieb: ich komme da nicht mehr mit, wenn 44% der Thüringer mit ihrem Ministerpräsident zufrieden sind, ihn aber nur 12% wählen.

Faschisten zu wählen scheint 2024 en vouge.
Da freut man sich direkt. Auf die bevorstehende Wahl in Brandenburg. Auf die Bundestagswahl 2025. Auf die Wahl in meiner aktuellen Heimat Sachsen-Anhalt.
Aller Orten sucht man jetzt weiterhin nach den Lösungen und flüchtet sich in einer zunehmend komplexen Welt in einen immer größeren Populismusstrudel.

Strudel. Da während wir wieder beim knabbern.

Immerhin: Das Positivste der Woche ist, dass es im Dorf-Supermarkt jetzt wieder Weihnachtsgebäck gibt, während wir bei 35 Grad zusehen, wie die Schokolade vom Lebkuchen fließt.

Nein. Keine gute Woche. Wirklich nicht.
Und das trotz des 16. Geburtstags von Kind3. 16 Jahre ist ein ordentlicher Meilenstein und der Sohnemann ist nicht nur körperlich gewachsen, sondern auch zu einer unheimlich tollen Person. Ich könnte wenig stolzer sein auf ihn.

Ansonsten eine ausnehmend ruhige Woche.

Sportlich habe ich mein Anfang des Jahres gesetztes Ziel von 4.000 Fahrrad-Kilometern übrigens dann am Sonntag hinter mir gelassen. Und im August mein Juni-Hoch von 1.008 Kilometern um 20 Kilometer getippt.
Immerhin körperlich war ich glaube ich nie fitter. Immerhin.

Eine Linkschau spare ich mir diese Woche. Es wäre zu bitter.


28 August 2024

500 Kilometer durch Deutschland mit dem Rad

Mit dem Fahrrad bin ich von Mitteldeutschland nach Kalifornien (an die Ostsee) gefahren. 4 Tage, 500 Kilometer. Über Geplantes, Gepacktes und Erlebtes.

Wann ist Bikepacking eigentlich Bikepacking?
Muss man für echtes Bikepacking in einem Zelt übernachten?
Ich bin ein Komfortmensch. Das gebe ich offen zu. Ich will Abends eine Dusche, im besten Fall auch eine Toilette und ein Bett. Auch, wenn ich mir seit ein paar Monaten romantisch ausmale, wie es wohl sein würde, in einem Zelt im Nirgendwo zu übernachten. Dann fällt mir immer ein: ich müsste kochen, auf dem Waldboden schlafen, nach einem Tag auf dem Bike aufs Duschen verzichten, und – sagen wir einfach, wie es ist – in den Wald kacken.

Inhalt

Mit dem Rad von Hotel zu Hotel

Nee. Ich arbeite hart, verdiene gut – und gönne mir dann den Komfort, meine Micro-Abenteuer mit einem Hotelbett am Abend zu krönen.
Vielleicht. Ganz vielleich. Komme ich irgendwann mal noch in ein Zelt. Nicht aber in diesem Jahr.

Und so hatte ich Anfang des Jahres einmal ins Auge gefasst, eine Drei-Tage-Radtour zu machen – es stand allerdings auch von Anfang an fest, dass ich diese mit Hotelübernachtungen plane.

Wie aus Rügen mal eben Kalifornien wurde

Der ursprüngliche Plan: von meinem Wohnort (zwischen Halle/Saale & Leipzig) nach Rügen und um Rügen herum.
Irgendwann im späten Mai hatte ich dann den Termin (Mitte August) und machte mich an die Planung. Die Route war einfach. Die Hotelfindung weniger. Denn auch, wenn bei uns im Osten die Ferien im August bereits vorbei waren – in Bayern waren sie es noch nicht, und damit ist auf Rügen noch immer Saison. Selbst ein Fass auf einem Zeltplatz kostete beim Check schnell mal 120 Euro pro Nacht.
Nun schrieb ich „ich verdiene gut“ – aber die Frage ist natürlich trotzdem: was bin ich bereit für eine Nacht auszugeben, in der nicht Luxus sondern einzig die Matratze & Dusche zählt?

Ich verwarf also Rügen.
Das Ziel Ostsee war jedoch nicht verhandelbar.
Wie also wäre es mit … ich ging Orte an der Küste durch, die ich kannte: Flensburg, Lübeck, Stralsund, Rostock, Kiel … K … Kalifornien, erinnerte mich, lag doch da oben auch irgendwo? Aber wo?

Gegoogelt. Für witzig als Ziel befunden.

Blieb das Problem: Übernachtungen.

Weil der Weg nun flexibler war, hieß es Billighotels checken.
Prüfen, wo es B&B, ibis Budget und Motel One gibt – meine Lieblingshotels für 1 Nacht in einer Stadt, weil günstig & immer gleich (gut). Und dann einfach nach Verfügbarkeit planen.

Nach ein paar Minuten ergaben sich so die Zwischenziele:

Von (Nähe) Halle geht es nach Magdeburg. Dann nach Lüneburg. Von dort nach Kiel und final dann nach Kalifornien, dass nur 25 Kilometer von Kiel entfernt liegt, ich aber entspannt erreichen wollte.
110 Kilometer für die erste Zwischenetappe. Danach 170 Kilometer. 160 Kilometer am Folgetag. Und 60 Kilometer am Letzten.
Ursprünglich wollte ich von Lüneburg direkt nach Kalifornien, und dann nach Kiel – dann wären aus den 160 Kilometer aber 220 Kilometer geworden. Keine unmögliche Tagesleistung (habe ich schon gemacht), aber ich wollte mich nicht streßen. Außerdem konnte ich so den Tag in Kalifornien genießen und Zeit am Meer verbringen, statt gestreßt noch nach Kiel rein zu müssen nach einem langen Tag.

Geplant. Gemacht.

Ab geht es

Meine Planung war damit fertig.
Am Donnerstag, 15. August, hatte ich (dank bayerischem Arbeitgeber) Feiertag. Den Tag drauf Urlaub. Dann Wochenende. Vier Tage für 500 Kilometer. Am Montag nahm ich ebenfalls Urlaub und bummel mit dem Deutschlandticket im Nahverkehr zurück nach Hause.

Das Bike meiner Wahl ist mein Rennrad; mit meinem Gravel habe ich bereits Touren gemacht – am zwei Monate alten Canyon CF habe ich jedoch noch zu viel Spaß, als dass ich es Zuhause lassen kann.
Im Gepäck bringe ich neben Snacks, einem Schlauch und bisschen Werkzeug meine Klamotten unter.
Ein Rad-Outfit (kurzes Trikot, Baselayer, kurze Bib, Socken) habe ich an mir, ein zweites packe ich ein. Dazu dünne Regenjacke (die billigste vom Decathlon – habe ich tatsächlich 3x angehabt), Ärmlinge, Beinlinge, 2 Shirts (1 leichtes für Abends, 1 normales für die Zugfahrt), 1 leichten Hoodie, eine kurze Hose, Unterwäsche & Socken, Zahnbürste. Ein paar normale Sportschuhe (ich fahre mit Cleats) kommen ebenso dazu.
Das Wetter soll zum Glück recht stabil im mittleren 20er-Grad-Bereich bleiben.

Tag 1: Halle – Magdeburg

Damit mache ich mich am Donnerstag gegen 14 Uhr auf den Weg.
Magdeburg sind 110 Kilometer - keine große Herausforderung, das fahre ich durchaus an einem Sonntag mal aus Spaß weg und weiß daher, wie ich mir Kraft und Zeit einteile. Nach 5 entspannten Stunden (mit einer Pause am Fluss) bin ich da. Mein Ziel ist es, mich nicht zu überlasten, alles entspannt anzugehen – mit meinem 27er Schnitt liege ich da vollkommen im Zielkorridor. Die einzige Herausforderung war die leicht chaotische Verkehrsleitung in Magdeburg, zudem gab es zwei Gravel-Abschnitte, die ich in der Routenplanung offenbar übersehen hatte. Mit dem Rennrad sind die Abschnitte okay, aber bei jedem wegspringenden Stein zucke ich leicht und hoffe, der Reifen hält es aus.
Am Abend komme ich im Hotel an – das B&B in Brachstedt. Eingecheckt bin ich, zudem habe ich mir an jedem Zielort vorher notiert wo der nächste Supermarkt & Bäcker (vor dem Aufbruch am Morgen) ist, also fix Trinken auffüllen, danach Essen und den Tag als erfüllt ansehen.

Tag 2: Magdeburg - Lüneburg

Der zweite Tag hält die weiteste Strecke bereit. 170 Kilometer. Meine Zielzeit dafür sind inklusive Pausen 9 Stunden. Ich frühstücke in Ruhe, um 09:45 starte ich die Tour. Zielzeit irgendwo zwischen 18:30 und 19:00 Uhr also. Meine Rechnung ist einfach: ich bin leicht schneller als ein 25er Schnitt, was 7 Stunden bedeutet, dazu 2 plus X Stunden Pause. Die Zielzeit ist schaffbar, ich weiß zudem wann ich ein bisschen schneller oder langsamer machen kann.

Meine Planung ist eigentlich, aller 2 Stunden an einem Supermarkt oder Bäcker anzuhalten. Die ersten 60 Kilometer ziehe ich ohne Pause durch, ab da halte ich Ausschau. Nach 70 Kilometer habe ich jedoch auf meiner Route durch die Dörfer noch keinen (Super-)Markt auf meiner Route gehabt, und mein Wasser geht zur Neige. Ich checke, und weiche für 10 Kilometer von der Route ab – fahre nach Klötze, tanke auf, esse ein Eis und weiter geht es.

Von Halle nach Magdeburg kann man lange neben der Elbe lang. Landschaftlich schick. Durch die Altmark faszinieren vor allem die kleinen Dörfer mit vielen (hergerichteten) Bauernhöfen und -Häusern. Ich wundere mich, den Leuten geht es den Häusern und Autos davor zu urteilen augenscheinlich gut, wieso wählen die trotzdem alle AfD?
Nach 120 Kilometern überquere ich die anhaltinische Landesgrenze nach Niedersachsen. Kaum merklich, tatsächlich.
In Uelzen stoppe ich noch einmal. Den Rest nach Lüneburg radel ich gemütlich weg.

In Lüneburg hatte ich eigentlich das B&B im Auge, das jedoch ausgebucht war. Statt dessen lande ich im Best Western. Zum Abendessen wähle ich ein Restaurant 3 Kilometer vom Hotel aus und laufe hin und zurück. Lüneburg, denke ich zum ersten mal, ist echt hübsch.

Am Ende des Tages stehen 180 Kilometer auf dem Radcomputer, 9 Stunden (inklusive Pause) und ein Schnitt von 26 km/h.

Tag 3: Lüneburg – Kiel

Am nächsten Morgen bin ich erstaunlich früh wach, weshalb ich schon um 9 Uhr auf dem Rad sitze. Es ist kühl, den ganzen Tag werde ich im Gegenwind fahren. Zuerst aber Frühstück, Supermarkt, dann geht es auf die 160 Kilometer für heute. Erstaunlicherweise sind meine Beine nach wie vor putzmunter. Ich muss mich eher ein bisschen zurück halten – ich weiß, der Tag wird nochmal lang, nicht schnell sondern stetig ist das Motto.

Ich rolle durch Lüneburg. Meine hervorragende Routenplanung war so gut, dass mich mein Navi einmal komplett durch die innerstädtische Fußgängerzone lots. Immerhin: Lüneburg, denke ich zum zweiten Mal, ist echt richtig hübsch.
Hat sich also gelohnt, auch wenn ich für die ersten 10 Kilometer die absurde Zeit von einer Stunde benötige. Danach mach ich ein bisschen Tempo, sonst schaffe ich meine Zielzeit nicht.

Nach 25 Kilometern passiere ich die Elbe. Danach die nächste Landesgrenze. Touchiere Hamburg für 5 Kilometer und bummele dann gemütlich durch eine wunderschöne Landschaft – Wald, Felder, tolle Radwege und einsame Straßen wechseln sich ab. Einzig: es geht hier deutlich mehr auf und ab, als ich gedacht hätte. Jede Menge kleine Anstiege, hier und da gar in die Landschaft asphaltierte Achterbahnen gehen ordentlich in die Beine.

Nach 100 Kilometern beginnt auf der Landstraße plötzlich ein Stau. Ich radel links an den wartenden Autos vorbei. Kilometer geht das so. Ich wundere mich. Bis ich das Ortseingangsschild von Bad Segeberg sehe. Und zack – überall Menschenmassen, Absperrungen, … Ich hätte wohl vorher schauen sollen, aber insgesamt ist es keine Idee durch den Ort der Winnetou-Spiele zu fahren, wenn man da gerade aufspielt. Das kostet Zeit.

20 Kilometer vor dem Ziel Kiel dann eine Straßensperrung vor einer Autobahnauffahrt. Unfall. Nirgendswo stehen Autos. Ich frage einen der Polizisten, ob ich eventuell einfach vorbei könnte statt in der prallen Sonne zu warten oder die 20 Kilometer einsamer Landstraße, die ich gerade parallel zur Autobahn gekommen bin, wieder zurück zu fahren. Er reagiert nicht nur mit einem „Nein“, sondern einer Triade an wüsten Drohungen – schlecht geschlafen, scheint es. Ich krame also ein bisschen durch Maps und finde einen 2 Kilometer langen Schotterweg der einen Bogen um den Unfall macht. Also nochmal: Graveln, mit 8 bar im Reifen und der Angst, dass es gleich zisch macht.

Die letzten Kilometer nach Kiel rein sind eine Wonne. Kiel, muss festgehalten werden, hat das beste ausgebaute Radwegnetz, dass ich bisher in irgend einer deutschen Stadt erfahren durfte. Sahne!

Einchecken im B&B beim Schwedenhafen. Abendessen. Den Tag als erledigt abhaken.
Insgesamt 164 Kilometer stehen auf dem Tachometer, 26 km/h Durchschnitt, 8:50 Stunden (mit Pausen).

Tag 4: Kiel – Kalifornien

Ausschlafen. Träge in den Tag starten. Frühstücken.
In meinen Beinen zieht der Schneidermuskel („Herr Doktor, mein Musculus sartorius ziept!“) - der macht sich bei mir vor allem dann bemerkbar, wenn ich viele Anstiege meistern musste, wie gestern. Ansonsten fühle ich mich fit. Will wieder aufs Rad!
Schließlich geht es heute auch endlich ans Meer. Nach Kalifornien.

Um 12:30 setze ich mich aufs Rad. Durch Kiel hindurch die Kilometer nach Kalifornien habe ich mich für die „Inlandsroute“ entschieden. Und Junge, die Beine wollen es noch einmal wissen. Kaum aus der Stadt (mit den fantastisch ausgebauten Radwegen), fliege ich mit einem Mit-30er Schnitt Richtung Strand. Von dem Ziehen nichts mehr zu merken.

Es geht erst nach Brasilien, dann auf dem Strandweg nach Kalifornien.
Den Tag verbringe ich am Strand. Es ist Sonntag, weil aber bewölkt ist und nur knapp über 20 Grad ist der Strand menschenleer.
Den Rückweg habe ich auf den Wegen direkt am Meer entlang geplant. Das ist extrem langsam, aber wunderschön.

Knapp 6 Stunden bin ich am Ende unterwegs, mit gerade einmal 24 km/h Schnitt aber glücklich.

Aus

Den Abend noch in Kiel. Ich packe alles, was zusätzlich Gewicht ist vom Rad in einen Beutel: „Arschrakete“ samt Inhalt und die Frontlenkertasche. Mein Ziel ist, möglichst wenig am Rad zu haben, damit ich beim Umsteigen das Rad (7 Kilo) möglichst problemlos einfach in einer Hand tragen kann und im Zug ebenfalls recht schmal bin.

Eine Entscheidung, die ich bei der Rückreise per Nahverkehr (6x Umsteigen, 9 Stunden) mindestens 3x nicht bereue. Zwei Zugverspätungen sorgen für knappe Umstiegszeiten – statt mühevoll und Zeitintensiv das Rad mit Gepäck wuchten oder auf Aufzüge warten zu müssen, packe ich mir mein Gepäck auf den Rücken, das Rad auf die Schulter und bin schnell im anderen Zug.
Im vorletzten Zug steigen 2 Haltestellen vor dem Ziel dermaßen viele Radler zu, dass ich mich mit dem schmalen Renner einfach zwischen die Sitzreihen in den Gang stellen kann, ohne groß handieren zu müssen.

Um 18 Uhr am Montag Abend bin ich wieder Zuhause.
Und ehrlich gesagt: Ich fühle mich topfit und würde am Liebsten noch ein paar Tage dran hängen.

In der Woche sitze ich dann recht wenig auf dem Rad. Ruhetage sind ebenso wichtig. Mein Hintern ist am Dienstag eigentlich das Einzige, was ich körperlich von den zurückliegenden 500 Kilometern merke.

Wieder?

Ich würde es nicht nur wieder tun. Ich werde. Und will.
Im letzten Jahr war ich 450 Kilometer an drei Tagen unterwegs – Halle, Berlin, Runde um Berlin und zurück.
Die Motivation durch den Namen „Kalifornien“ und Meer war diesmal jedoch noch einmal etwas Besonderes. Ich könnte mir für 2025 vorstellen, nach Kopenhagen zu düsen … nur die Rückreise muss dann gut geplant sein.

Ich hatte zudem ein bisschen mehr am Rad, als ich eigentlich benötigt habe. Die Rahmentasche war recht leer. Bei der Lenkertasche habe ich bis kurz vor Abfahrt überlegt, ob ich sie ans Rad machen soll. Dort hatte ich vorrangig Riegel und Gele dabei, die ich bis an die Ostsee und wieder zurück gebracht (sprich: nicht genutzt) habe. Ich würde bei gleicher Tour schlicht auf die Lenkertasche verzichten.

Das größte „Learning“:
Für mich war diesmal das Ziel bis zur Ostsee zu kommen.
Für eine mehr „genussvolle“ Tour würde ich vielleicht pro Tag eher in 140 Kilometer Tagesziel denken – gar nicht, weil es körperlich anstrengend war, sondern weil ich mir gern noch ein bisschen mehr Zeit gönnen würde links und rechts der Route zu schauen – oder auch mal für 5 Kilometer abzuweichen, weil da ein Schild für irgend ein Kulturdenkmal oder sowas steht.

Links

Instagram Stories Highlight mit Bildern
Tag 1, Halle – Magdeburg – Strava & Komoot
Tag 2, Magdeburg – Lüneburg – Strava & Komoot
Tag 3, Lüneburg – Kiel – Strava & Komoot
Tag 4, Kiel – Kalifornien – Strava & Komoot


25 August 2024

Wochenendliste 34/24

Ich blieb die Wochenendliste 33 schuldig. Nicht zuletzt, weil ich eigentlich auch noch etwas zu meiner Radtour schreiben wollte – das habe ich diese Woche irgendwie aber nicht mehr geschafft.

Die Woche war recht antriebslos, um ehrlich zu sein. Montag startete mit einem Urlaubs- und Bahnreise-Tag (von Kiel nach Hause) und danach hatte ich den Rest der Woche recht wenig Motivation irgendwas erledigt zu bekommen. Nach den über 600 Kilometern auf’m Rad letzte Woche, saß ich dann auch erst am Freitag Abend wieder auf dem Rad für eine kleine 50-km-Tour.

Auf Arbeit sind alle im Urlaub oder krank; was sicherlich auch dazu beiträgt nicht gerade mit viel Drive am Werk zu sein.

Kind3 für eine Woche auf Klassenfahrt in Berlin. Kind2 am Samstag auf dem CSD in Jena.
Alles normal, oder?

Ansonsten habe ich diese Woche eigentlich primär damit verbracht den Kopf über die Wahlumfragen in Sachsen und Thüringen zu schütteln und zu überlegen, wo um Himmels Willen es nächsten Sonntag keinen Internet-Empfang gibt, damit ich mich in ein Erdloch setzen und weinen kann. Es wird schlimm werden.

In diesem Sinne: Jetzt erstmal über den Montägigen Geburtstag von Kind3 freuen und dann versuchen, nicht in vollständiger Verzweiflung Richtung Ende der Woche zu steuern. Yeah!

Welt

Nur drei Links diese Woche, den ganzen politischen Shizzle will ich hier gar nicht ins Blog kippen …

  • Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass wir nicht – wie bisher angenommen – gleichmäßig altern, sondern in zwei heftigen Schüben; etwa mit 44 und 60 Jahren. Mir bleiben also noch 2,5 Monate bis zum Schub.
  • Sehr gutes Interview mit Wolf Biermann (ZEIT+, geschenkter Link), dass eigentlich einen eigenen Artikel im Blog verdienen würde. Ich stimme nicht mit allem von Biermann überein, dass was er über den Osten sagt jedoch: da schon.

22 August 2024

Der Ostdeutsche Wähler ist nicht mündig

Ich komme nicht mehr mit.
Offenkundig haben Ostdeutsche schlichtweg nie gelernt, was Demokratie ist – oder wie es funktioniert.

Anders kann ich mir nicht erklären, wie die Einwohner der neueren deutschen Bundesländer zu ihren Wahlentscheidungen kommen.

Beispiel 1.
Die neuste Umfrage von Allensbach.
Der Aussage „Wir leben nur scheinbar in einer Demokratie, tatsächlich haben die Bürger nichts zu sagen“ stimmten in West 27 % zu, während es im Osten 54 % sind. Gleichzeitig stimmen 60 % in Ost und 49 % in West der Aussage „Wir brauchen einen starken Politiker an der Spitze, keine endlosen Debatten und Kompromisse“ zu.

Wie geht das? Wie kann man das ernsthaft gleichzeitig denken?

Beispiel 2.
In Thüringen sind 52 % der Meinung, der LINKE Ministerpräsident Bodo Ramelow mache seinen Job (sehr) gut. Dem entgegen meinen 62 %, AfD Mann Björn Höcke mache seinen Job gar nicht gut. Würde Ramelow direkt zur Wahl stehen, würden ihn 47 % wählen wollen.
Gleichzeitig erringt die AfD 30 % der Stimmen, während die LINKE auf nur 13 % der Stimmen kommt.

Ich wiederhole meine Frage noch einmal: Wie geht das? Wie kann das das ernsthaft gleichzeitig denken?

Am 1. September wählen Thüringen und Sachen. Am 22. September Brandenburg.
Ich habe Angst. Ganz ehrlich.
Angst. Und langsam kein Verständnis für meine Heimat mehr.


THE PROBLEM WITH PEOPLE – neuer Film mit Paul Reiser und Colm Meaney. Sieht gut aus.

KLEINE SCHMUTZIGE BRIEFE – Olivia Coleman und viele schmutzige Wörter.

Beides sieht nach guter, englischer Unterhaltung aus.

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21 August 2024

Space 2063

Mitte der 1990er. Star Trek: Deep Space Nine und Akte X befinden sich auf einem Peak, da rattert durch die X-Philes Fanzines die Nachricht, dass Glen Morgan und James Wong eine neue Serie machen. Die beiden waren bei den X-Files mit für die besten Episoden verantwortlich.

Die neue Serie schafft es nicht über eine Staffel hinaus, setzt aber Maßstäbe.
Es ist eine Military-Hard-SciFi Geschichte mit gewissem Anteil an guten CGI Effekten. Ihr Name: Space: Above and Beyond*

Ich war Fan von Episode 1. Das Problem: Sie gehört zu den Serien, die danach im Grunde verschwanden. Der hohe CGI Anteil trägt – ähnlich, wie bei Babylon 5 oder Deep Space Nine – dazu bei, dass eine Restauration zu kostenaufwändig ist. Deshalb findet man Space 2063 bei keinem Streaming-Anbieter.

Durch Zufall bin ich jetzt über die „AI Remastered Version“ eines Fans auf YouTube gestolpert. Eine Playlist mit allen Episoden der einen Staffel. Und das automatisierte Upscaling ist eigentlich ganz okay.

… also schaue ich jetzt die kommenden Tage wohl eine 90er Jahre Serie und schwelge in Nostalgie.

* In Deutschland hieß die Serie „Space 2063“, weil sie in dem Jahr spielt … Erstaunlicherweise ist 2063 auch das Jahr, in dem in Star Trek auch der erste Kontakt mit Aliens stattfinden wird.

Boeing: Wenn die Kacke dampft…

Boeing ist ein einziges Desaster.

Nach den Problemen mit dem 737 MAX reißt die Kette an bedenklichen Dingen bei den US-Amerikanern nicht ab. Aktuell ist Boeing in den dauernden Schlagzeilen, weil der Konzern es seit zwei Monaten nicht schafft, zwei Astronauten aus dem All zurück zu bringen.

Dann kommt heute die Nachricht, dass die US-Luftfahrtbehörde dem 787 Dreamliner eine Zwangs-Inspektion verordnet, weil „eine unbeabsichtigte horizontale Bewegung eines besetzten Pilotensitzes zu einem schnellen Sinkflug des Flugzeugs“ führen könnte.

Und schließlich gibt Boeing nun bekannt, dass man die Testflüge des bereits um Jahre verspäteten Langstreckenjets 777X aussetzt. Grund: Ein Bauteil, dass die Verbindung zwischen Triebwerk und Flügeln herstellt, habe sich „nicht wie vorgesehen verhalten“. So seien im Grunde an allen Flugzeugen der Testflotte Risse an dem Bauteil festgestellt worden.

Wenn die Kacke einmal dampft …

Die Probleme sind hausgemacht. Allein die Geschichte um den 737 MAX ist ein Krimi – ein CEO, der nicht mehr zuerst Ingenieur, sondern Finanzmensch ist. Gefälschte Dokumente, Finanz- und Zeitdruck.
Wie der 737 MAX ist auch der 777X die Weiterentwicklung eines alten Flugzeugs, dass man hoffte günstig einfach auf einen neuen Stand bringen zu können.

Wer einmal tiefer in die Geschichte eintauchen will, dem empfehle ich die Episode 71 aus dem „Macht und Millionen“-Podcast. In einer Stunde arbeiten Kayhan Özgenc und Investigativreporter Lars Petersen auf, wie es zu dem Desaster bei Boeing kommen konnte – und was da alles schief lief. Nicht nur spannend, sondern auch hilfreich um zu verstehen, wie der aktuell riesige Haufen Kacke bei Boeing eigentlich zustande kommt.


14 August 2024

Du willst ein Radrennen gewinnen?, fragt WIRED und schlägt vor: „Hack your rival’s wireless shifters“. Auf dem Usenix Security Symposium hat ein White Hat-Hacker einen Weg vorgestellt, wie sich Shimanos Di2 Schaltung hacken lässt.

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Brexit und die (Nicht-)Reue

Nach dem Brexit und der Pandemie haben rund 600.000 Ausländer UK verlassen.
Arbeitskräfte, wegen derer manch Einwohner in Großbritannien für den EU-Austritt gestimmt hat. Und die jetzt fehlen.

Es ist nur eine Absurdität. Nur ein Nebeneffekt von vielen – wie steigende Lebensmittel-Preis, zunehmende Armut (14 Millionen Menschen, jede 5. Person gilt als arm), mehr Bürokratie und eine abflauende Wirtschaft. „Brexit und der Jammer danach“ ist eine Doku von arte, die ein paar Menschen, ihre Wahl und die Konsequenz vorstellen: „[Die Pro Brexit-Wähler] dachten, der Brexit sei eine Wunderlösung“ – und beweisen einmal mehr damit, dass man normale Bürger nicht über komplexe Sachverhalte abstimmen lassen sollte.

Die absurdeste Person in der Doku ist Anton – marokkanischer Einwanderer mit polnischer Frau, dessen Sohn in Schweden studiert. Ratet, ob er „wegen der Ausländer in UK“ für oder gegen den Brexit gestimmt hat?!

Es gibt keine einfachen Wunderlösungen.
Nicht für Wirtschaftsprobleme. Nicht für Umwelt und Klima. Nicht für „Einwanderung“ – das mit wachsenden Klimaveränderungen schon lange keine politische, sondern eine humanitäre Wanderbewegung ist.


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