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30. Dezember 2025

29. Dezember 2025

Black Beauty – Herz über Kopf beim Autokauf

Mein letztes Auto habe ich im Dezember 2021 verkauft. Seitdem kommen wir mit Mietwägen über die Runden. Aller zwei Wochen übers Wochenende. Hier auf dem mit S-Bahn okay angebundenen Dorf eigentlich vollkommen ausreichend.

In den letzten 4 Jahren habe ich auf diese Weise viele Erfahrungen mit Elektroautos sammeln dürfen. Und bin zu der Überzeugung gekommen: Würde ich heute einen Neuwagen anschaffen, es wäre immer ein elektrisches Auto.

Die Kinder werden pflücke. Kind1 zog vor 4 Jahren aus. Kind2 im August diesen Jahres. Und Kind3 ist mit 17 heute auch nicht mehr sonderlich daran interessiert, mit den Eltern irgendwo hinfahren zu wollen.

Eigentlich gibt es also keinen Grund ein Auto zu kaufen: keine Kids mehr, keine großen Einkäufe und ein Dorf-Supermarkt um die Ecke.
Wenn man dann ein Auto kaufen würde, dann zudem ein elektrisches.

Eigentlich.

In den letzten beiden Jahren haben wir hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, wieder ein eigenes Auto zu besitzen. Ich bin ehrlich: Gäbe es hier Carsharing, ich wäre zufrieden. Tut es aber nicht. Und mit Auto könnte man zumindest etwas flexibler einkaufen oder auch mal – als altes Paar – einfach für einen Tag wegfahren.
Mir schwebte dabei immer ein bisschen vor, einfach ein Elektroauto zu leasen. Auch – oder obwohl? –, wenn mein Traumwagen jetzt eigentlich etwas vollständig anderes ist …

Vom Traumauto

Irgendwann Mitte der 1990er Jahre fuhr in einer Serie – ich glaube, es war Highlander – ein 1967er Ford Mustang auf dem Bildschirm vorbei. Und naja, was soll ich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick. Nicht in der Form, dass ich einen Ford Mustang haben wollte. Eher in der Form jugendlicher Begeisterung für Schönheit.

Irgendwann 2003 stellte Ford dann die Studie eines Mustang in Retro-Design vor. Der landete 2004 schließlich auf der Straße und sollte – inklusive kleinerer Überarbeitungen – für 10 Jahre gebaut werden. 2010 gönnte man dem intern S-197 genannten Modell eine technische Überholung, 2011 eine optische, und 2013 noch einmal eine optische.

Mit eben jener optischen Anpassung von 2013 erreichte Ford – in meinen Augen – den Peak 'Schönheit' im Retro-Design: klassische Seiten-Linie, tolle Front mit LED-Tagfahrlicht, neue Heckleuchten, solide Technik.

Für mich war der S-197 stets die ultimative Schönheit. Und der 2013er Jahrgang ein Augenschmaus. Erhältlich war er in Europa nur als Import. Und deswegen ist er dann doch ein recht selten zu sehender Zeitgenosse gewesen.

Von Entscheidungsvorgängen

Ab und an – sehr selten – dachte ich, wie es wohl wäre, einen Mustang zu besitzen. Es war kein Traum. Eher so ein Gedanke wie jene Fantasie, in Schottland wandern zu gehen oder darüber zu reden, wie man einen Lottogewinn investieren würde – ohne, dass ich je Lotto gespielt hätte. Ich freute mich, wenn ich einen Mustang auf der Straße sah – fertig. Maximal eine kleine Sehnsucht. Nie ein greifbarer Wunsch. Auch, weil ich eigentlich viel zu pragmatisch für so ein Auto bin.

Irgendwann Mitte Februar 2025 aber passierte etwas.
Ein Gedanke wuchs, zart und behutsam gepflegt – von der Frau: Wenn die Kinder jetzt quasi aus dem Haus sind und wir darüber nachdenken ein Auto zu kaufen, dann könnte man am Ende statt für 30.000 Euro einen Neuwagen, eben für 15.000 Euro auch einen Traumwagen kaufen.

Klar. So ein 305 PS starker V6 Amerikaner mit 3,7 Liter Hubraum verbrennt Sprit und ist nicht günstig im Unterhalt. Aber: wenn nicht jetzt – wann dann?

Irgendwann, um diese Gedankengänge herum, erschien auf Mobile.de dann ein frisches Angebot: 2013, V6, schwarz, okaye Kilometer, vom Händler zu einem mehr als fairen Preis (im Vergleich zu dem, was da sonst so im Angebot war).

Und dann ging vom Samstag bis Montag Morgen eigentlich so eine Alibi-Konversation los…

Mustangs sind ja wertstabil.
Ist echt ein gutes Angebot.
Wir können ihn ja mal anschauen.
Schon schön.

Und plötzlich stand ich am Montag Morgen beim Händler.

Und plötzlich checkte ich das Auto auf Carfax.

Und plötzlich unterschrieb ich einen Kaufvertrag und überwies einen Geldbetrag an ein Händlerkonto.

Von Käufen

Seit dem 24. Februar 2025 besitze ich also nun einen 2013er Ford Mustang.

Die Zulassung zog sich noch etwas. Aber seit dem 12. März 2025 steht er auf seinem Parkplatz bei mir. Und zieht nicht nur meine Blicke permanent auf sich.

Diese Skulptur.

Jeden Tag gehe ich mit dem Hund zwei, bis dreimal an ihm vorbei. Jeden Tag blicke ich zwei bis dreimal aus dem Fenster. Und um ehrlich zu sein: ich schmachte ihn an, wie man ein Objekt als einigermaßen gesunder Mensch nur anschmachten kann.

Es ist nicht so, dass ich mir vorher nicht auch bereits Träume erfüllt hätte. Ich habe ein schönes Carbon-Rennrad. Ich habe Urlaube gemacht, die ich mir erträumt habe. Ich lebe in der Wohnung, die sich vor 3 Jahren zufällig für uns als Traumwohnung ergeben hat – und die ich jeden Tag aufs Neue liebe.

Dieses Auto aber ist noch einmal anderes. "Wir haben uns verdient, das zu tun", meinte die Frau neulich. Und vielleicht ist es genau das. Es ist wider der Vernunft – und meines Pragmatismus. Es ist ein bisschen eine Belohnung. Es ist die Erfüllung einer Sehnsucht.

Mein Pragmatismus hat sich beim Motor durchgesetzt. Manch einer mag behaupten, ein Mustang sei nur ein Mustang, wenn ein V8-Motor in ihm arbeitet. Aber um ehrlich zu sein: Dieser Mustang hier ist unser Daily Driver. Ein wunderschön anzuschauendes Arbeitspferd. Und so toll V8-Motoren sind – unzweifelhaft –, so teuer sind sie. Darüber hinaus ist der Mustang nun wahrlich kein Sportwagen; er ist ein Cruiser. Wer braucht da mehr als das, was er ist?

Vom Leben

Neun Monate nun ist der Mustang – liebevoll Black Beauty getauft – nun Teil der verkleinerten Familie. Langstrecke lief er bereits nach Stuttgart und nach Schweden. Groß wie ein BMW 3er, ausreichend Kofferraum und wenn du ihn gemütlich fährst braucht er auf der Autobahn beim dahingleiten nicht mal 9 Liter.

Der Grünen-Wähler in mir knirscht mit den Zähnen. Aber er wird jeden Tag beim Anblick dieses Autos vom Schöngeist mit Begeisterung überstimmt.

Das Auto ist ein typischer Amerikaner: knarzt überall, ausgestattet mit Plastik bis über den Hals, und die Starachse mit den angetriebenen Rädern hinten erzählt dir ausführlich, dass das kein Sportler ist. Gefährlich ist er zuweilen auch: bei Nässe braucht der Gasfuß Beherrschung, sonst stehst du fix entgegen der Fahrbahn.

Aber all das erzeugt in mir kindliche Freude. Und deshalb ist dieses Auto nicht nur die dümmste Anschaffung 2025, sondern auch die beste.

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Wir waren … ein Augenblick

Bequem oder unterhaltend ist das nicht. Aber an Erkenntnis so reich, dass er fast alles andere in den Schatten stellt, was dieses Jahr so im TV gelaufen ist“, schreibt Klas Waltersen auf Mastodon über Marc Bauders „Wer wir waren“. Er bringt damit eine Empfehlung der Mediathekenperlen auf den Punkt.

Wikipedia
'Wer wir waren' ist ein Dokumentarfilm von Marc Bauder. Darin äußern sich sechs Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zum Fortbestand der Menschheit und des Planeten Erde und unserer Gesellschaft in der Zukunft.

Der Film basiert auf der Idee zum letzten Buch von Roger Willemsen.

Bis 27. Januar 2026 kann man die Dokumentation in der Mediathek noch schauen. Oder sie sich über MediathekViewWeb andersweitig sichern.

Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten.
– Roger Willemsen

Eine ernüchternde Dokumentation für jeden Optimisten. Vier Jahre vor dem Heute, in dem Politik und Konzernen die Natur wieder so egal scheint, wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und man Atomkraftwerke für KI baut, Verbrenner-Motoren länger bauen lässt und die Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels mit 'Technologieoffenheit' zur Seite wischt.

Wir – die Menschheit – war bisher nur ein Augenblick in der Geschichte des Planeten. Und wenn wir nicht aufpassen, bleiben wir einer. Denn eins verstehen die meisten noch immer nicht: Wir retten nicht die Welt, wir retten uns. Der Welt sind wir herzlich egal, sie kam 4,5 Milliarden Jahre ziemlich gut ohne uns aus.

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28. Dezember 2025

Der erste Digital Independence Day oder Di.Day findet am 4. Januar 2026 statt und wird von der Initiative Save Social koordiniert.“ – Ich finde es eine gute Idee einen Tag zu bestimmen, der gesellschaftlich das ganze Thema einmal versucht breiter zu positionieren. Und es ist schlau, da einen prominenten Sprecher wie Marc-Uwe Kling vorn dran zu haben. Mit dem Namen und der Kurzfristigkeit habe ich so meine Probleme, aber das würd' die Idee jetzt nur zerreden…

Link ↦

UberBlogr: Alles neu zu Weihnachten

Was Ende 2022 als Schnapsidee begann, hat sich in drei Jahren zu einem wunderbaren kleinen Webring entwickelt: UberBlogr hat mittlerweile nahezu 300 Mitglieder – Zeit, dem Ganzen mal einen frischen Anstrich zu verpassen.

Bereits im April habe ich mich mit dem Gedanken getragen, ein bisschen durchzuwischen – technisch, wie optisch. Irgendwie war das Jahr dann zwischen Sommer, Unfall und Job ziemlich fix vorbei und das Leben kam dazwischen. Aber in den letzten zwei, drei Wochen habe ich ein bisschen gebastelt.

Und wie sagt man: Was lange währt ….
Aus dem Entwurf aus dem April ist ein bisschen was anderes geworden, aber insgesamt passt es, denke ich.

WAS NEU IST

    • Komplett neues Design.
    • Nach 3 Jahren ein Logo …
    • … und ein Favicon.
    • Komplett neuer Unterbau.
    • Neuer Parser für RSS Feeds - der kommt häufiger vorbei (stündlich) und sollte deutlich fehlerfreier laufen.
    • Komplett neue Registrierung inkl. Mails bei Freischaltung.
    • Neuer Mitgliedsbereich, in dem man sich einloggen und seine Daten selbst verwalten kann.
    • Pro Blog bis zu 3 frei wählbare Tags, um eine thematische Einordnung zu ermöglichen.
    • Jedes Blog im Ring hat seine "Hausnummer" jetzt statisch; sprich: sie ändern sich nicht mehr. Es kann jedoch sein, dass sich eure Hausnummer geändert hat – das ergibt sich wg. gelöschter Blogs etc.; Sorry.

DESIGN

Mein Ansatz beim Design war, erkennbar zu bleiben – aus dem Türkis von UberBlogr V1 und V2 ist ein etwas satteres Grün geworden, der sandfarbene Hintergrund ist etwas heller. Es gibt eine Akzent-Schriftart, die in den Überschriften dort auftaucht, wo etwas betont werden soll. Auf den Einsatz sinnloser, rein dekorativer Bilder habe ich wie auch bisher verzichtet.

LOGO

Erstmals seit 3 Jahren hat UberBlogr nun ein Logo.
Auch das bleibt den Türkis/Grün-Farben treu. Es stellt einen Ring aus vielen Punkten (Webring, Blogs, unterschiedliche Farben für unterschiedliche Facetten) dar. Darin: Eine Kompassnadel – sie soll das 'Entdecken' symbolisieren.

Das Logo wird jetzt nicht übermäßig irgendwo auftauchen; es wird aber eine Extra-Seite geben, auf der man sich Logo und ein paar Buttons ziehen kann, wenn man mag. (Kommt noch)

URL

Mit V3 ist UberBlogr jetzt von einer .de auf eine .com Domain gewechselt. Das hat im Launch-Prozess eher praktische Gründe und ist nur vorübergehend, die Heimat-URL bleibt .de – ihr müsst also nirgendwo was ändern; .de und .com funktionieren mit Ausnahme der mitglied-Subdomain gleich.

PERSONALISIERUNG DER FEEDS

Die statischen Hausnummern können jetzt genutzt werden, um Blogs vom dynamischen OPML- sowie vom /neuste-Feed und dem RSS-Feed auszuschließen. Logik: /rss?exclude=99,110,304 schließt die Hausnummern 99, 110 und 304 aus (die Nummern gibt es nicht). Die Logik ist für alle drei Feeds 1:1 gleich.

Das ist eine Lösung für die Nerds – sie widerspricht ein bisschen dem UberBlogr-Anspruch Neues zu entdecken, aber  gibt eben auch Flexibilität, bspw. wenn man bestimmte Blogs schon per RSS verfolgt. Um zu vermeiden, dass damit Quatsch gemacht wird & dich auch zu erinnern, wird auf der /neuste-Seite angezeigt, wenn Blogs ausgeblendet sind. Beispiel mit meinem Blog: https://uberblogr.de/neuste?exclude=1

MITGLIEDSBEREICH

Der Mitgliedsbereich ist neu. Über ihn lassen sich alle Daten bis auf Mail und URL (wohl aber die RSS-Url) bearbeiten. Zudem kann man seinem Blog darüber eigene Tags geben. Ich habe absichtlich darauf verzichtet, mehr Features reinzupacken – die /neuste-Ansicht hätte ich auch in den Bereich packen können, aber ich gehe davon aus, dass jede:r so seine eigenen Tools hat. Zudem bleibt es damit bei der allgemeinen Datensparsamkeit des Rings.

Erstmals kann man sein Blog auch selbst löschen. Dabei wird das Blog für 24 Stunden deaktiviert und danach vollständig aus der Datenbank getilgt, inkl. aller Beiträge und persönlichen Daten.

Der neue Mitgliedsbereich macht es erforderlich, dass hier und da ein paar Session-Daten gespeichert werden. Auch wird für 24 Stunden gespeichert, wer sich (versucht) hat einzuloggen und welche Mails verschickt wurden. Das dient der Sicherheit, sind aber natürlich ein paar Daten mehr als in der Vergangenheit. Ich werde dazu noch einen Hinweis auf der Login-Seite unterbringen. Niemand wird aber gezwungen, den Mitgliedsbereich zu nutzen, wer Dinge geändert haben will, kann nach wie vor einfach eine Mail schicken.

PING

ping.uberblogr.de/v2 gibt es nicht mehr (siehe 'BloggerRolle' weiter unten). Aufrufe der V2 werden aber an ping.uberblogr.de weitergeleitet. Die Funktion ist komplett neu, es gibt eine kleine Änderung: Für GET-Aufrufe braucht es nicht mehr den Mitgliedsnamen (funktioniert noch immer), sondern nur noch die URL. Mehr steht hier. Wer von euch per JSON oder GET aufruft, checkt gern eure Scripte einmal.

DONE IS BETTER THAN PERFECT

Wie bereits die Vor-Versionen geht auch UberBlogr V3.0 in einer Version online, die hier und da noch etwas 'rau' wirkt. Über die kommenden Tage wird es noch Anpassungen geben – am lebenden Objekt. Deshalb ist Feedback jederzeit Willkommen.

BLOGGERROLLE GEHT

Mit V3 von UberBlogr verschwindet die BloggerRolle. Das Projekt parallel zu betreiben, macht keinen Sinn – 90% der Pings kamen von UberBlogr Mitgliedern. BloggerRolle hat aber geholfen, die Registrierungs- und Ping-Funktionen für das neue UberBlogr zu testen.

Das Verzeichnis von BloggerRolle bleibt noch für ein paar Tage online, im Januar werden dann alle Daten gelöscht.

WAS BRINGT 2026?

UberBlogr V3 ist mein Weihnachtsgeschenk an eine unheimlich tolle Blogger-Gemeinde. Ich freue mich jeden Tag an der 'Neuste Beiträge' Liste und entdecke jeden Tag tolle Einblicke und Diskussionen. Ich liebe dabei vor allem, dass ich mit einigen Themen und Entdeckungen meine Blase verlasse.

Was noch kommt? Ach, mal sehen – liegt auch an den Mitglieds-Gedanken. Einige von euch haben sich eine Statistik-Seite gewünscht - das steht noch auf der Liste. Und dann weiß nicht, ob RSS- oder OPML-Feeds für die neuen Tags bzw. noch interessant wären – lasst uns mal sehen, was euch so einfällt.

Danke euch jedenfalls. Ohne die Blogger wäre UberBlogr nichts – ich freue mich, dass diese kleine Schnapsidee so regen Anklang findet und ich nicht der Einzige bin, dem Idee und Ansatz gefallen.

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25. Dezember 2025

Vormittags faul auf der Couch mit ein bisschen HTML.
55 eisige Kilometer auf dem Fahrrad – ich war eine Slushi-Maschine für meine Radflasche.
Anschließend Rouladen-mit-Klößen-und-Rotkohl-Essen. Diesmal kein Enterich.

2 Kommentare / 25. Dezember, 18:15 Uhr ↦

23. Dezember 2025

Wie Star Trek uns vor dem KI-Slop warnt

tl;dr: KI mal wieder … und Star Trek. Lose Gedanken, ein Video und nicht ein einziger Angriff.

Star Trek ist eine höchst analoge Science-Fiction-Serie, die im Herzen sogar Anti-Tech ist: Computer sind nicht vertrauenswürdig, die Gesellschaft findet Schönes in Rückgriffen auf das 19. und 18. Jahrhundert. In modernen Trek-Serien tritt KI stets als Gegner auf. Und 'gut' ist eigentlich nur eine künstliche Lebensform: Data.

Schon in der originalen Serie sind Computer für den Stillstand von Kulturen verantwortlich. Und als ein Computer namens M5 die Steuerung der Enterprise übernehmen soll, befindet Captain Kirk: „Das Ding ist falsch.“ Gefühl und Echtheit geht in Trek immer vor. In Der Next-Generation-Episode 'Booby Trap' philosophieren Picard und Riker, ob man dem Computer wirklich die Steuerung des Schiffs überlassen könne. Und in Discovery will eine KI die Kontrolle über alles übernehmen.

Star Trek zeigt uns in seiner Technik-Feindlichkeit eigentlich, dass Computer exzellente Diener, aber furchtbare Herren sind.
In seinem Video 'How Star Trek Predicted AI Slop' schlägt Rowan J Coleman einen hervorragenden Bogen. Trek, so Coleman, hätte den KI-Slop vorhergesagt – in gewisser Weise. Denn nicht die KI als solche ist schlecht. Sondern die menschliche Versuchung, den Wert der Arbeit durch die Bequemlichkeit der Maschine zu ersetzen. Wie in Trek sollten wir uns daran erinnern: Nur weil eine Maschine etwas effizienter machen kann, ist das Ergebnis nicht zwangsläufig besser.

Das liegt auch daran, dass (generative) Algorithmen auf Daten der Vergangenheit beruhen. Sie können deshalb nur recyclen, nicht neu schaffen. Hätte eine KI in den 1960er etwas wie Star Trek erschaffen können? Echte Innovation entsteht durch Reibung und Visionen, die über das Bestehende hinausgehen. Kunst entsteht durch den Prozess, durch Disziplin und das Überwinden von Widerständen. Wer nur das fertige Produkt will, ohne die Arbeit zu investieren, produziert am Ende nur „Slop“.

Coleman formuliert damit ein bisschen das, was ich stets bei Diskussionen insbesondere um generative KI fühle.
Ja, sie kann dir Arbeit abnehmen. Aber KUNST oder LEBEN ist das Ergebnis eines Prompts deshalb für mich nicht.

Und bevor wir hier wieder am Thema vorbeidiskutieren: Soll jede:r halten, wie er mag. Wer bin ich, etwas verbieten zu wollen. In meinem beruflichen Alltag setze ich LLMs ausführlich ein, um mir Arbeit abzunehmen – das Erschaffen aber lasse ich mir nicht aus der Hand nehmen. Und wenn es um meine Freizeit geht, dann lese ich Dinge absichtlich – und selbst. Dann halt ich es schon seit geraumer Zeit mit einem Gedanken, den Geoff Graham neulich treffend formulierte:

If you’re not gonna bother writing it yourself, I ain’t gonna bother reading it myself.

KI kann vielleicht Kunst erschaffen. Kultur erschaffen aber nur Menschen.

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21. Dezember 2025

20. Dezember 2025

Politik in Deutschland: fehlende Strategie, fehlende Vision

Friedrich Merz redet gern. Davon, wie böse die Welt, wie faul die Deutschen, und wie schlecht es der Wirtschaft geht. Sein liebstes Feindbild: Grüne Umwelt- und Wirtschaftspolitik.

Mich fasziniert seit Jahren, dass sich Konservative stets auf die Heimat und den Stolz darauf berufen, für deren Schutz in der Zukunft aber nichts tun (wollen).

Schönstes Beispiel ist das 'Verbrenner-Aus-Aus'. An Quatschigkeit eigentlich nicht zu überbieten – und an Wirtschaft ebenso wie Klimaschutz ein vollkommen falsches Signal.

Das Lieblingsnarrativ von (rechts-)Konservativen: Klimaschutz gefährdet die Wirtschaft.
Und das können wir natürlich nicht zulassen – schließlich ist der Erhalt unseres Wohlstands wichtiger als eine Welt, die in 50 Jahren für unsere Kinder und Enkel noch bewohnbar ist.

Politische Aufgabe ist nicht, fossile Geschäftsmodelle künstlich zu erhalten, sondern neue zu ermöglichen.
– Claudia Kemfert vom DIW.

Dabei zeigt ein Blick auf mehrere Studien das Gegenteil: Klimaschutz kostet Geld – ja. Aber er kann auch einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben.

Allerdings: Was es dazu bräuchte – für Investoren, Wirtschaft und Bevölkerung – wäre eine Strategie, sowie eine positive Erzählung. Und da sind wir beim großen Problem: Strategien, vor allem politisch und wirtschaftliche – funktionieren nicht in Vier-Jahres-Zyklen. Und keinem ist daran gelegen, dass der heute ausgetüfftelte Plan dem politischen Gegner in 10 Jahren nützt. Versteht der dumme Wähler eh nicht.

Und deshalb entsteht etwas wie eine politische Vision überhaupt nicht mehr.

Deutschland, sagt Forscherin Florence Gaub (Geschenklink) in einem anderen Interview, weiß eigentlich nur, was es nicht will.

Was wir nicht wollen, können wir auswendig erzählen: Wir wollen keinen Krieg. Wir wollen keine Klimakatastrophe. Wir wollen keine KI. Wir wollen keine AfD. Aber was wollen wir denn? Dass alles so bleibt, wie es ist? Das ist doch keine Zukunft.
– Florence Gaub

Für die NATO entwickelt Gaub Zukunftsszenarien. Die Deutschland sei primär eigentlich nur, was man NICHT WILL. Hingegen fehle es vollständig an einer Idee, was man eigentlich will.

Ich bemängele das Fehlen einer politischen Vision schon seit Jahren.
Weder Olaf Scholz noch Friedrich Merz könnten dir – außer mit Phrasen – erzählen, wie sie sich Deutschland 2050 vorstellen. Führende Nation für E-Fuels, hätte Christian Lindner vielleicht noch geantwortet.
Wo liegen eigentlich unsere Stärken im Jahr 2050?
Womit verdienen wir Geld? Was wollen wir erreichen?
Für was soll ein 18-jähriger, jetzt Wehrpflichtiger, eigentlich kämpfen? Klimaschutz, Gleichberechtigung, besser Bildung, ein gerechtes Sozialsystem – das ist's ja offensichtlich nicht?

Es geht nicht darum, zu formulieren, Deutschland noch 3 Jahre länger auf Platz 3 der erfolgreichsten Industrienationen zu haben. Ebensowenig, wie es bei persönlichen Neujahrsvorsätzen darum gehen sollte,  'mehr Sport' oder 'weniger Rauchen' zu tun. „Es geht nicht ums Abnehmen oder darum, nicht mehr zu rauchen, sondern darum, wie man sein Leben verbringen will“, formuliert es Gaub am Ende ihres Interviews. Und das finde ich toll. Das ist nicht nur ein guter Rat, wie man Neujahrsvorsätze formulieren sollte. Es wäre auch einmal eine Aufgabe für Friedrich Merz: Zur Neujahrsansprache wäre das vielleicht mal ein Bild, dass es zu zeichnen Wert ist. Wird aber natürlich nicht kommen – wie könnte man das auch von jemandem verlangen, der nur aufgrund eines gekränkten Egos Kanzler werden wollte.

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